Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.09.2012Affengeflüster
Wie das Mädchen Jane Goodall
von Afrika träumte
Man muss schon sehr stur sein, um gegen alle Konventionen seinen Kopf durchzusetzen. Wir nehmen jetzt mal an, dass Jane Goodall sehr, sehr stur war. Immerhin beschloss sie mit zehn Jahren, dass sie später nach Afrika gehen und mit den Tieren leben würde. Und das tat sie dann auch, obwohl das damals, in den Fünfzigerjahren, ziemlich ungewöhnlich war für ein 23-jähriges englisches Mädchen. Aber Jane hat sich durchgesetzt – und wurde eine jener drei berühmten Verhaltensforscherinnen, die Menschenaffen studierten: Bei Dian Fossey waren es Gorillas, Birute Galdikas interessiert sich für Orang-Utans – und in Jane Goodalls Fall sind es Schimpansen.
Das mag daran liegen, dass ihr, als sie klein war, ein Stoff-Schimpanse namens Jubilee geschenkt wurde. Mit dem zog sie durch die Natur und durch die Hühnerställe. Zeichnete, was sie sah, beobachtete. Eigentlich forschte sie schon damals. Zumindest muss man davon ausgehen, dass das so war, wenn man Patrick McDonnells hübsches Bildergeschichtenbuch Janes Traum durchblättert. Es ist die Geschichte des kleinen Mädchens Jane, das einen großen Plan hat. In diesem Buch findet kein großes Abenteuer statt, Patrick McDonnell erzählt nicht von Monstern, Elfen oder Piraten. Es gibt auch kein Aha, Oho, keine Überraschung, keine Gruseligkeiten. Macht gar nichts, das ist diesmal auch gar nicht wichtig. Denn dafür ist es die Geschichte eines Mädchenzukunftswunsches, der um einiges anders ist als die alte Mär von Prinzen und Schlössern. Vorbildlich, sozusagen. Und in echt.
Der Illustrator und Comic-Zeichner Patrick McDonnell hat seinen Bildern eine Anmutung gegeben, die an alte Kinderbücher erinnert – warme, pastellige Farben, sehr retro, aber dabei keineswegs spießig. Wenn Sie wollen, dass Ihre kleine Tochter Mut bekommt, mal was anderes zu machen als alle, dann schauen Sie rein in dieses schöne Buch.
PETRA STEINBERGER
Patrick McDonnell: Janes Traum. . . vom Dschungel und den Tieren. Minedition 2012. 48 Seiten, 12,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Wie das Mädchen Jane Goodall
von Afrika träumte
Man muss schon sehr stur sein, um gegen alle Konventionen seinen Kopf durchzusetzen. Wir nehmen jetzt mal an, dass Jane Goodall sehr, sehr stur war. Immerhin beschloss sie mit zehn Jahren, dass sie später nach Afrika gehen und mit den Tieren leben würde. Und das tat sie dann auch, obwohl das damals, in den Fünfzigerjahren, ziemlich ungewöhnlich war für ein 23-jähriges englisches Mädchen. Aber Jane hat sich durchgesetzt – und wurde eine jener drei berühmten Verhaltensforscherinnen, die Menschenaffen studierten: Bei Dian Fossey waren es Gorillas, Birute Galdikas interessiert sich für Orang-Utans – und in Jane Goodalls Fall sind es Schimpansen.
Das mag daran liegen, dass ihr, als sie klein war, ein Stoff-Schimpanse namens Jubilee geschenkt wurde. Mit dem zog sie durch die Natur und durch die Hühnerställe. Zeichnete, was sie sah, beobachtete. Eigentlich forschte sie schon damals. Zumindest muss man davon ausgehen, dass das so war, wenn man Patrick McDonnells hübsches Bildergeschichtenbuch Janes Traum durchblättert. Es ist die Geschichte des kleinen Mädchens Jane, das einen großen Plan hat. In diesem Buch findet kein großes Abenteuer statt, Patrick McDonnell erzählt nicht von Monstern, Elfen oder Piraten. Es gibt auch kein Aha, Oho, keine Überraschung, keine Gruseligkeiten. Macht gar nichts, das ist diesmal auch gar nicht wichtig. Denn dafür ist es die Geschichte eines Mädchenzukunftswunsches, der um einiges anders ist als die alte Mär von Prinzen und Schlössern. Vorbildlich, sozusagen. Und in echt.
Der Illustrator und Comic-Zeichner Patrick McDonnell hat seinen Bildern eine Anmutung gegeben, die an alte Kinderbücher erinnert – warme, pastellige Farben, sehr retro, aber dabei keineswegs spießig. Wenn Sie wollen, dass Ihre kleine Tochter Mut bekommt, mal was anderes zu machen als alle, dann schauen Sie rein in dieses schöne Buch.
PETRA STEINBERGER
Patrick McDonnell: Janes Traum. . . vom Dschungel und den Tieren. Minedition 2012. 48 Seiten, 12,95 Euro.
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Wenn man Erwachsene, die Großes für die Menschheit und unsere Erde geleistet haben, nach ihrer Kindheit fragt, dann kann man oft hören, dass sie schon sehr früh wussten, was sie einmal werden wollten. Jane Goodall gehört ganz sicher zu den wichtigen Menschen, deren Lebensmittelpunkt die Erforschung und der Schutz der Menschenaffen ist; und in diesem Bilderbuch können wir erfahren, wovon die kleine Jane träumte. Vielleicht war der Grund dafür der kleine Stoffaffe Jubilee, den "jemand" ihr schenkte, als sie ein kleines Mädchen war. Jedenfalls wurde dieser kleine Kerl ihr ständiger Begleiter. Er kletterte mir ihr auf Bäume, weil Jane den Lebenssaft unter ihrer Rinde hören wollte; er übernachtete mit ihr zusammen im Hühnerstall, weil Jane das Geheimnis, woher die Eier stammen, lüften wollte; er lag mit ihr im Gras, wenn Jane das Wunder der Natur fühlte und er träumte mit ihr zusammen von einem Leben in Afrika. Wir wissen, dass dieser Traum wahr wurde: Die erwachsene Jane verbrachte einen großen Teil ihres Lebens in Afrika mit und für Affen. Aber hätte sie das auch getan, wenn es Jubilee nicht gegeben hätte? Das können wir nicht wissen - aber wir können uns gut vorstellen, dass er der Anfang einer Lebensaufgabe war, die auch für uns so faszinierend ist, die wir nur die Bilder und die Geschichten kennen, mit denen Jane uns teilhaben lässt an ihrer Liebe zu unseren nächsten Verwandten. Es kann also ganz sicher nicht schaden, Kindern ihre Träume zu lassen, sie zu bestätigen, wenn sie uns davon erzählen, weil es schade wäre, wenn sie im Laufe ihrer Entwicklung verloren gingen. Und es ist sicher empfehlenswert, ihnen Träume zu schenken, z.B. mit diesem kleinen Buch und seiner Idee, dass auch ganz große Wünsche in Erfüllung gehen können, wenn man sie nur nie aus den Augen verliert. Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)