Assoziierte man vor ein paar Jahrzehnten mit dem Land Japan eine besonders effiziente Produktions- und Wirtschaftsweise, sind es heute Sushi und Kirschblüten, Manga und Anime. Unsere Vorstellungen vom Land der aufgehenden Sonne sind geprägt von Bildern, Moden und Stereotypen, die sich im Lauf der Zeit ändern, abhängig von bestimmten Interessen und Bedürfnissen. Aus dem historischen Buchbestand der Provinzialbibliothek wird deutlich, dass das vor Jahrhunderten nicht anders war. Die Druckwerke aus dem ehemaligen Jesuitenkolleg und aus den Oberpfälzer Klosterbibliotheken, die eine überraschende Fülle an Texten und Bildern über Japan aus dem 16. bis 18. Jahrhundert bereithalten, konzentrieren sich auf ganz bestimmte Themen: auf die Missionserfolge des Jesuiten Franz Xaver und seiner Ordensbrüder; auf die zahlreichen Martyrer, die während der anschließenden Christenverfolgung ihr Leben ließen; auf das japankundliche Sachwissen, das nach dem Landesabschluss ab dem 17. Jahrhundert noch in den Westen gelangte. Als 1853 ein amerikanisches Marinegeschwader die Öffnung Japans erzwang, waren die oberpfälzischen Klosterbibliotheken längst zur Provinzialbibliothek Amberg zusammengeführt worden. Was nun noch zu den Buchbeständen hinzukam, vermittelte grundlegend andere Eindrücke von Japan. Die Ausstellung "Japonia" macht deutlich: Was man auf den alten Stichen und später auf den Fotografien sieht, sagt oft weniger über das Land aus, das sie zeigen sollen, als über diejenigen, die die Bilder produzierten oder nachfragten. Das dürfte heute nicht anders sein.