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Josephine, erste Ehefrau Napoleons und spätere Kaiserin Frankreichs, ließ um 1800 den Garten ihres Schlosses Malmaison bei Paris von bedeutenden Gartenarchitekten zu einer der schönsten Anlagen dieser Art in Europa umgestalten. Von den dort angepflanzten Raritäten wurden für die Kaiserin vom berühmten Blumenmaler Pierre-Joseph Redouté Porträts angefertigt und danach in Kupfer gestochen. Unser Buch enthält neben einer mit zeitgenössischen Aquarellen illustrierten Einführung alle 120 Blumentafeln des Originalbandes aus dem Botanischen Museum Berlin sowie einen kurzen Fotoessay über Schloss und Park heute.…mehr

Produktbeschreibung
Josephine, erste Ehefrau Napoleons und spätere Kaiserin Frankreichs, ließ um 1800 den Garten ihres Schlosses Malmaison bei Paris von bedeutenden Gartenarchitekten zu einer der schönsten Anlagen dieser Art in Europa umgestalten. Von den dort angepflanzten Raritäten wurden für die Kaiserin vom berühmten Blumenmaler Pierre-Joseph Redouté Porträts angefertigt und danach in Kupfer gestochen. Unser Buch enthält neben einer mit zeitgenössischen Aquarellen illustrierten Einführung alle 120 Blumentafeln des Originalbandes aus dem Botanischen Museum Berlin sowie einen kurzen Fotoessay über Schloss und Park heute.
Autorenporträt
Prof. Dr. Hans Walter Lack ist Direktor am Botanischen Garten und Botanischen Museum in Wien-Dahlem sowie Professor an der Freien Universität Berlin. Er verfasste zahlreiche Bücher zur Geschichte der Botanik.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2004

Es ist der Purpur des Kaktus, bei dem ich mich glücklich fühle
Dank der blütenreinen Freigiebigkeit Napoleons bei der Unterhaltszahlung: Die Gartenlust der Kaiserin Josephine / Von Christian Geyer

Weißt du, wo die Blumen sind? Die Glocken-Funkia, die Zimmerlinde, die Flußrose, der Kriechende Phlox? Wo sind sie geblieben, die exotischen Pflanzen aus fünf Kontinenten, die Purpurbohne, die Flaumige Akazie, der Flammende Wüstenginster, die Rost-Feige, der Moschus-Federbusch? Dereinst waren sie alle versammelt im Herzen Europas, in der Obhut der Josephine, der ersten Ehefrau Napoleons und späteren Kaiserin Frankreichs. Sie ließ um 1800 den Garten ihres Schlosses Malmaison bei Paris zu einer der schönsten Anlagen dieser Art in Europa umgestalten - zu einer Art vegetativen Enklave in der französischen Monokultur.

In Josephines Garten war gegen jeden grünen Klee der botanischen Mehrheitskultur ein exotisches Kräutlein gewachsen. Dabei hatte Josephine spätestens nach ihrer Scheidung von Napoleon jede verniedlichende Sicht auf das Miteinander verschiedener Pflanzenkulturen abgelegt. Denn die Überführung der fremden Gewächse in den einheimischen Garten geschah selbstverständlich nicht von selbst. Sie setzte den entschiedenen politischen Willen der Kaiserin voraus, der wiederum nur wollen konnte, weil ihm eine gewaltige Summe Unterhaltsgelder zu Gebote stand, wie sie der pflanzensammelwütigen Josephine von ihrem Ex-Napoleon großzügig gewährt worden war. Daß Napoleon bei der Festlegung des Unterhalts Josephines Eignung, Lust und Neigung zum Pflanzensammeln berücksichtigt hatte, läßt folgender Satz erkennen: "Du kannst also so viel pflanzen lassen, wie Du willst, Du wirst diese Summe verteilen, wie Du willst."

Daß sich die Herrscher Tiere und Pflanzen aus fremden Ländern als Machtattribute in ihre Menagerien holten, ist guter Brauch des Ancien Régime seit den Ägyptern. In Frankreich gab es zudem die Tradition, Seltenheiten bedeutender Gärten in naturgetreuen Wasserfarbmalereien festzuhalten. An diese Traditionen knüpfte Josephine an: Sie machte aus ihrem Garten nicht nur ein botanisches Raritätenkabinett, sondern ließ es auch künstlerisch dokumentieren. Von den in Malmaison angepflanzten Raritäten wurden für die Kaiserin von dem berühmten Blumenmaler Pierre-Joseph Redouté Porträts angefertigt und danach in Kupfer gestochen. Alle einhundertzwanzig Blumentafeln des Originalbandes aus dem Botanischen Museum Berlin liegen jetzt in einem bibliophilen Prachtband vor. Damit ist diese Kostbarkeit, erweitert um eine instruktive historische Abhandlung über Josephine und Malmaison, erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Man schwelgt in einem Garten, den es nur noch auf Papier gibt. Und man nimmt den Duft eines Willens zum Werk in sich auf, das dank dieses Buches bis heute ausstrahlt, selbst wenn es in der historischen Wirklichkeit von Malmaison nur ein paar Jahre überdauert hat.

Ein Zeitzeuge berichtet über einen Gewächshausbesuch mit Josephine: "Sie ließ uns die großen Gewächshäuser durchlaufen und benannte uns dort diese seltenen Pflanzen, welche die Kunst und Geduld des Menschen in unserem Klima wachsen ließen. Es ist hier, sagt sie uns, wo ich mich glücklicher fühle, wenn ich den Purpur des Kaktus studiere, als wenn ich den ganzen Prunk betrachte, der mich umgibt. Es ist hier, wo ich gerne inmitten der vegetabilischen Heerscharen throne; hier ist die Hortensie, die vor kurzem den Namen von meiner Tochter entlieh, die Soldanelle der Alpen, das Veilchen von Parma, die Lilie vom Nil, die Rise von Damiette; diese Eroberungen aus Italien und Ägypten werden Napoleon zu keinen Feinden werden; hier aber sind meine eigenen Eroberungen, fügte sie hinzu, in dem sie uns ihren schönen Jasmin aus Martinique zeigte; der von mir angepflanzte und kultivierte Same erinnert mich an meine Heimat, meine Kindheit und meinen Schmuck als junges Mädchen. Und wirklich, als sie das sagte, erschien ihre kreolische Stimme wie Musik voll Ausdruck und Zartheit."

Im zoologischen Bereich - so führt Walter Lack, der Herausgeber des Bandes aus - beschränkte sich Josephine auf gezähmte oder zumindest ungefährliche Tiere. Bald nach dem Kauf von Malmaison bevölkern denn auch Lamas, Gazellen, ein Zebra und ein Orang-Utan-Weibchen den Park. Ein anderer Zeitzeuge, den Lack zu Worte kommen läßt, erzählt: "Der Park von Malmaison ist verschönert durch eine Menge fremdländischer Tiere von den schönsten Rassen: statt sie in einer Menagerie zu vereinen oder in einem engen, abgeschlossenen Bereich, laufen sie kreuz und quer an jenen Stellen herum, die ihnen am besten zusagen. Die Ufer des Flusses ernähren verschiedene Arten von Schwänen, darunter zwei schwarze, neulich aus Australien gebrachte." Die Schwäne bleiben die besondere Attraktion von Malmaison, vermehren sich und überleben die Schloßherrin. Heute kündet nur noch wenig von der einstigen Pflanzen- und Tierpracht in Malmaison. Dem Band ist auch ein Foto-Essay, der das Schloß und seinen Park im heutigen, stark reduzierten Zustand zeigt.

Zum Handwerk der Blumentafeln: Josephine läßt nicht nur Pflanzenbeschreibungen anfertigen, sondern gibt sie auch in Druck. Zur Wiedergabe von Redoutés Darstellungen, so wie sie sich in diesem Band finden, wählte man den Farbpunktstich, ein Tiefdruckverfahren, bei dem Kupferplatten mit einem Roulette bearbeitet werden. Anschaulich beschreibt Lack das aufwendige Verfahren im Detail: Die Stahlspitzen des Roulettes "drücken in die weiche Kupferplatte Tausende winzige Vertiefungen, die in ihrer Gesamtheit das Bild ergeben. Das Einfärben der gestochenen Platte geschieht dann durch vorsichtiges Aufbringen der verschiedenen Druckerfarben mit Tampons, wobei zu beachten ist, daß sich die verschiedenen Farben nicht vermischen. Der nächste Arbeitsschritt ist nicht minder heikel: Die Kupferplatte muß vorsichtig ausgewischt werden. Durch dieses Verfahren ist es möglich, feinste Farbübergänge sowie die Räumlichkeit von Pflanzenteilen präzise darzustellen und von einer einzigen Platte mehrfarbig zu drucken." Man ahnt, daß die Herstellung des Bandes, den man hier in Händen hält, handwerklich nicht viel weniger bewunderswert ist als es die geduldige Ansiedlung der seltenen exotischen Pflanzen im Treibhausklima von Malmaison gewesen war.

Man nimmt so ein Buch zur Hand, verschenkt es vielleicht auch bei passender Gelegenheit, wenn man sich und andere für ein paar Augenblicke dem Zeitenlauf entrücken möchte. Wenn man nur schauen und riechen und berühren möchte, was einmal in voller Blüte stand und jetzt scheinbar nur noch auf Tafeln steht. Wenn man ein Gefühl dafür bekommen möchte, wie unvergänglich jede noch so vergängliche, noch so zarte Blüte ist, in der jede unserer flüchtigen Taten immerhin steht.

H. Walter Lack: "Jardin de la Malmaison". Ein Garten für Kaiserin Josephine. Mit einem Essay von Marina Heilmeyer. Prestel Verlag, München 2004. 328 S., 156 Farb- u. 4 S/W-Abb., geb., 120,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jede Menge Geld bekam Josephine nach der Scheidung von ihrem Ex-Gatten Napoleon, das sie nützte, um das Glück zu finden, das ihr auf Erden das größte schien: Sie gestaltete einen Garten, eine "vegetative Enklave in der französischen Monokultur". Der Garten von Malmaison existiert heute nur noch als schwacher Abglanz seiner einstigen Blüte, was erhalten blieb, sind jedoch die Stiche und Tafeln, die die Pracht von damals festhalten. Die finden sich nun im besprochenen Band, ergänzt unter anderem durch einen "Foto-Essay", der den heutigen Zustand wiedergibt. "Bewundernswert" findet der Rezensent Christian Geyer die Liebe zum Handwerk, die in diesem Buch steckt, und fühlt sich zuletzt gar an die Vergänglichkeit des Menschen überhaupt gemahnt.

© Perlentaucher Medien GmbH