Ausgehend von dem widersprüchlichen politischen Wirken des polnischen Generals und Präsidenten Wojciech Jaruzelski soll das Spannungsfeld zwischen politischer Führung („Leadership“) und Demokratie dargestellt, problematisiert und analysiert werden. Jaruzelski war 1981 für die Ausrufung des Kriegsrechtes in Polen und damit für die Verhärtung der kommunistischen Diktatur ebenso verantwortlich wie für den friedlichen Übergang zur Demokratie im Jahre 1989. Mit diesem Beispiel und anderen empirischen Bezügen – etwa zu Lyndon Johnsons politischer Karriere und Mahatma Gandhis Verweigerung einer solchen Karriere – wird deutlich gemacht, dass in einer real existierenden und stabilen Demokratie politische Entscheidungen immer im Abwägen von Übeln bestehen. Demokratie wird dabei verstanden als Absage an Ideallösungen und Perfektion, die zu versprechen immer Wesensmerkmal von Diktaturen ist und die mit deren schrecklichem Scheitern ursächlich in Verbindung stehen. Die Ethik der Demokratie erweist sich somit, im Sinne der Unterscheidung von Max Weber, als Verantwortungs- und nicht als Gesinnungsethik.