Fast alles, was im Jazz heute als gut und vermittelbar gilt, wurde in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts entwickelt und ausgeformt. Miles Davis begann modal zu improvisieren. Coltrane, Coleman, Brötzmann & Co ergänzten ihre Tonalität durch die Kakophonie der Geräusche. Rhythmusgruppen verabschiedeten sich vom durchlaufenden, swingenden Beat, doch die Swing-Bigbands waren durchaus noch nicht abgemeldet. Hard Bop und die American Folk Blues Festivals eröffneten der Black Music neue Spielräume: Funk und Soul. Jazzmusiker integrierten Rock, Rockmusiker adaptierten Jazz. Die Sixties waren für den Jazz ein Jahrzehnt der Umbrüche und Widersprüche, aber auch eine Zeit des florierenden Diskurses. Im »jazz-echo«, der achtseitigen Jazz-Beilage des GONDEL-Magazins, beschrieben und bewerteten sechs fachkundige Publizisten aus drei Generationen begeistert, skeptisch oder polemisch die rasanten künstlerischen Entwicklungen. Redakteur und Hauptautor des »jazz-echo« war in den 1960er JahrenSiegfried Schmidt-Joos. Auch seine Entwicklung vom ausschließlichen Jazz-Experten zum weiträumigen Pop-Journalisten und Rock-Chronisten spiegelt dieses Buch, das mit kritisch-kulinarischen Kostbarkeiten die Zeit des florierenden Diskurses in der Musik wie in der Musikberichterstattung in Erinnerung ruft.