Die politischen, ökonomischen, kulturellen und emotionalen Hintergründe des »Gulaschkommunismus« am Beispiel der Mode.Die Ungarische Volksrepublik als Land des »Gulaschkommunismus« - dieses Bild prägt auch heute noch die Erinnerungen ehemaliger Ungarn-Reisenden von beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Doch welche Ursachen, Hintergründe und Auswirkungen hatte der relative Wohlstand im staatssozialistischen Ungarn? Fruzsina Müller analysiert Strukturen und Deutungen des Konsums und vor allem der Mode zwischen 1945 und 1989. Vor allem die 1970er Jahre brachten in Ungarn die stabilste Versorgung und die breiteste Auswahl an Konsumprodukten innerhalb des »Ostblocks« hervor. Die Autorin untersucht zum einen die Institutionen der Bekleidungsindustrie, die trotz vielfachen Abhängigkeiten im hybriden System der reformierten Planwirtschaft auch produktive Spielräume hatten. Zum anderen beschreibt sie die verschiedenen Vorstellungen über Konsum und Mode im Staatssozialismus, wobei Herrschaftspraktiken, intellektuelle Denkmuster und generationsspezifische Haltungen sichtbar werden. Insbesondere anhand der »Jeansfrage« gelingt es Fruzsina Müller, individuelle und gruppenbezogene Antworten auf Globalisierung, Transnationalisierung und Nationalisierung im zweigeteilten Europa aufzuzeigen.Ausgezeichnet mit dem Preis der Südosteuropa-Gesellschaft.
»eine gut recherchierte, breit aufgestellte Kulturanalyse« (Anna Pelka, H-Soz-Kult, 03.07.2018) »a must-read for all those who wish to understand better the cultural and political relevance of consumption in socialist countries« (Anninaa Gagyiova, Hungarian Historical Review 6, no. 4, 2017) »Mit 'Jeanssozialismus' leistet M. einen entscheidenden Beitrag zur europäischen Geschichte nach 1945 und zum kulturellen und wissenschaftlichen Austausch in Europa.« (Victoria Harms, Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, 4/2018)