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»Es sind Menschen von nebenan, so nah und vertraut erscheinen sie dem Leser. Trotzdem erleben sie zwischen Sternschnuppen und Sprungbecken ganz erstaunliche Geschichten, die das Leben schreiben könnte - wenn dies Martina Wildner in ihrem Buch nicht besser gelungen wäre.« Die ZeitMit dreizehn muss man vom Zehner gesprungen sein und ein Mädchen geküsst haben, so viel steht fest. Genau das hat sich Viktor für die Sommerferien vorgenommen, in denen er jeden Tag ins Schwimmbad geht. Und plötzlich ist da dieses Mädchen mit den langen, roten Haaren auf dem Zehn-Meter-Turm: Deborah! Sie macht den…mehr

Produktbeschreibung
»Es sind Menschen von nebenan, so nah und vertraut erscheinen sie dem Leser. Trotzdem erleben sie zwischen Sternschnuppen und Sprungbecken ganz erstaunliche Geschichten, die das Leben schreiben könnte - wenn dies Martina Wildner in ihrem Buch nicht besser gelungen wäre.« Die ZeitMit dreizehn muss man vom Zehner gesprungen sein und ein Mädchen geküsst haben, so viel steht fest. Genau das hat sich Viktor für die Sommerferien vorgenommen, in denen er jeden Tag ins Schwimmbad geht. Und plötzlich ist da dieses Mädchen mit den langen, roten Haaren auf dem Zehn-Meter-Turm: Deborah! Sie macht den schönsten Kopfsprung, den Viktor je gesehen hat ... und sie wird ihm noch manches Rätsel aufgeben.Ein Roman über einen aufregenden Sommer, in dem außerdem Sternschnuppen und Hunde eine nicht unbeträchtliche Rolle spielen.
Autorenporträt
Martina Wildner, geb.1968 im Allgäu. Nach einigen Semestern Islamwissenschaften in Erlangen studierte sie an der Fachhochschule Nürnberg Grafikdesign. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrer Familie in Berlin. Bei Beltz & Gelberg veröffentlichte sie unter anderem die Romane »Jede Menge Sternschnuppen« (Peter-Härtling-Preis für Kinderliteratur), »Königin des Sprungturms« (Deutscher Jugendliteraturpreis) sowie die schaurigen Abenteuer mit Hendrik, Eddi und Ida: »Das schaurige Haus« (nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis), »Die Krähe am unheimlichen See«, »Dieser verfluchte Baum«. Ihr neuester Roman »Der Himmel über dem Platz« ercheint im Frühjahr 2021.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2004

Uhrzeit x und Quersumme vier
Erforschungen des Mädchen-Planeten und andere Sorgen

Viktor berichtet, daß Sirius B zu den Südpolarsternen gehört und eigentlich nur im Winter zu sehen ist. Die Wissenschaft habe Sirius erst 1862 entdeckt, doch das afrikanische Volk der Dogon kenne ihn schon viel länger und besitze Höhlenzeichnungen, die zeigen, daß bemannte Raumschiffe von Sirius B einst der Erde die Zivilisation brachten. Es könnte also durchaus möglich sein, daß Sirianer weiterhin im Kontakt mit der Erde stehen und für unerklärliche Vorfälle in Viktors Umgebung verantwortlich sind.

Viktor ist dreizehn. "Jede Menge Sternschnuppen" heißt sein Tagebuch, und es wimmelt von Zahlen, ungeliebten, aber notwendigen Berechnungen. Ist die Übereinstimmung der Quersumme des prozentualen Feuchtigkeitsgehalts von Mensch, Luft und Wasser an glühendheißen Sommertagen mit der aktuellen Wassertemperatur nicht ein absolut zuverlässiges Indiz für einen Freibadbesuch, selbst wenn er die Summe der eigenen Finanzmittel übersteigt?

Auch Sterne spielen in Viktors Tagebuch eine wichtige Rolle, und mit ihnen Sonnenflecken, Schwarze Löcher und die Kernfusion. Das sind die Lieblingsthemen seines Vaters, einem Taxifahrer, mit dem Viktor seit dem Auszug der Mutter die Fünfzimmerwohnung, endlose Vorräte an Bananenbrei und angeblich "geistiges Phlegma" teilt, während die ehrgeizige Mama Karriere macht, die Welt umfliegt und den Sohn mit unpassenden Mitbringseln und Ansichtskarten bei Laune hält. Wahrscheinlich wäre sie nicht begeistert, wenn sie wüßte, daß ihr Sohn sie unzweifelhaft an einem leichten Geruch nach faulem Obst erkennt, während Vaters Duftmarke "ein bißchen nach Zigaretten, ein klein wenig nach Schweiß und ein kleines bißchen nach Hundefutter" riecht.

Neben den Spekulationen darüber, was die Welt im Innersten zusammenhält und ob die jetzt Lichtjahre voneinander entfernten Eltern je wieder zueinanderkommen, beschäftigt Viktor aber auch, ob er es schaffen wird, vom Zehnmeterturm im Schwimmbad zu springen, und wie er das Rätsel um die anonymen Drohbriefe lösen soll, die seit kurzem das Haus und seine kauzigen Bewohner terrorisieren und mit dem Verschwinden eines Cockerspaniels zu tun haben, dessen rötliches, volles Haar Viktor an die Zicke D. aus dem Schwimmbad denken läßt. D. wie Deborah, Daisy oder Dagmar.

Sie ist ein Wesen von einem fremden Stern, dem Planeten der Mädchen nämlich, und gerät ins Blickfeld, als sie ohne mit der Wimper zu zucken und ohne einen Spritzer den Sprung vom Siebeneinhalbmeterturm absolviert. Plötzlich taucht D. überall auf, wo Viktor ist. Sie irritiert ihn mit fragwürdigen Auskünften über ihre Familie und okkupiert einen Platz in seiner Gedankenwelt, den er lieber den Simpsons überlassen würde als einem weiblichen Alien im türkisfarbenen Einteiler.

Viel mehr als er wahrhaben will, kämpft sich Viktor, der Loser, durch den Dschungel seiner Gefühle. So oft und solange es geht, benutzt er die Logik als vertraute Waffe. Auf klare Prämissen folgen schnelle Schlüsse: Datum plus Uhrzeit plus x und aus dem Ergebnis die Quersumme bilden und mit y in Beziehung setzen. Es bedeutet einen männlichen Triumph über alle Verwirrung des Herzens, wenn eine lange, manchmal komplizierte Rechenstrecke in einer einfachen, tröstlichen Zahl aufgeht. Natürlich löst bei soviel unfreiwilligem Training der "geistige Phlegmatiker" Viktor auch das Rätsel um die Herkunft der anonymen Briefe und entdeckt ganz nebenbei einen neuen Stern, Sirius D, weiblich.

Martina Wildner hat sich sehr nahe herangetraut an die scheue und, wie sie zeigt, zu Unrecht unterschätzte Spezies des Stimmbruchwunders mit Oberlippenflaum. Es ist ein humorvoller, einfühlsamer, genauer und kenntnisreicher Blick, mit dem sie ein gerade noch sehr selbstbewußtes Wesen vor dem Eintauchen in das Schleudertrauma Pubertät begleitet - das Viktor den Eroberer, Quersumme vier, leider völlig auseinandernehmen wird, seinem sympathischen Wesen aber nichts anhaben kann.

INA LANNERT.

Martina Wildner: "Jede Menge Sternschnuppen". Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2003. 216 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 11 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Besticht durch Authentizität, große Nähe zum Protagonisten und skurrile Charaktere. ... erzählt einfühlend, ruhig und mit leisem Humor von zwei Kindern, deren Alltag aufgrund der familiären Situation nicht gerade einfach ist, die sich davon aber nicht unterkriegen lassen. Ein optimistisch stimmendes Buch. Ehrlich und unspektakulär.« Eselsohr »Es sind Menschen von nebenan, so nah und vertraut erscheinen sie dem Leser. Trotzdem erleben sie zwischen Sternschnuppen und Sprungbecken ganz erstaunliche Geschichten, die das Leben schreiben könnte - wenn dies Martina Wildner in ihrem Buch nicht besser gelungen wäre.« Die Zeit »Dafür, dass es immer was zu lachen oder schmunzeln gibt, sorgen die heitere Ernsthaftigkeit von Viktors Tagebucheintragungen und viele skurril gezeichnete Erwachsenen-Charaktere. Auch Wildners zweites Buch besticht durch die große Nähe zum Protagonisten. Ein optimistisches Buch, das zwischen den Zeilen reichlich Stoff zum Nachdenken bietet.« Mannheimer Morgen »Eine leise, literarisch feine, doch spannende Geschichte.« Darmstädter Echo