In der Schweiz leben etwa 35000 Jenische und Sinti, entweder in einer eigenen Kommunität oder als unsere unauffälligen Nachbarn. Etwa 2500 von ihnen sind noch als Fahrende vom Frühling bis zum Herbst unterwegs. Ein Teil von ihnen ist in den traditionellen Berufen der Jenischen wie Scherenschleifer, Schirmflicker, Korbflechter oder Marktfahrer tätig; andere haben sich als Eisen-, Kleider-, Möbel- oder Teppichhändler etabliert. Rund 30000 Roma-Flüchtlinge aus Südosteuropa werden in einem langzeitigen Prozess in der Schweiz integriert. Die Aufarbeitung des düsteren Kapitels der Hilfsaktion Kinder der Landstrasse seit den siebziger Jahren hat die lange Geschichte der Diskriminierung der Jenischen, Sinti und Roma ins Bewusstsein der Schweizer Öffentlichkeit gerückt. Mehrere Beiträge des Bandes befassen sich mit diesem Thema: Thomas Meier fasst den Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Hilfsaktion von den aufrüttelnden Artikeln im Schweizerischen Beobachter von 1973 bis zum im Jahr 2000 bewilligten Nationalen Forschungsprogramm zusammen. Graziella Wenger schildert das erschütternde Schicksal eines Opfers der Hilfsaktion, ihres Bruders Andreas, und illustriert den Fall mit zahlreichen Dokumenten aus dem Schweizerischen Bundesarchiv. Neben dem Blick zurück auf diesen Versuch, die Kultur der Fahrenden in der Schweiz zu zerstören, befasst sich das Buch aber auch mit der gegenwärtigen Situation der Jenischen, Sinti und Roma in Alltag und Gesellschaft. So erklärt Venanz Nobel unter anderem, was Betonjenische sind, und Cristina Kruck schildert die lebendigen Traditionen und Bräuche der Roma. Die Jenischen haben sich heute in der Radgenossenschaft der Landstrasse politisch organisiert und arbeiten im Rahmen der Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende mit Vertretern der Behörden von Bund, Kantonen und Gemeinden zusammen. Ergänzt und illustriert werden die Beiträge mit Aufnahmen des Fotografen Urs Walder, der Jenische, Sinti und Roma seit 1987 auf vielen Reisen durch die Schweiz begleitet hat. Seine Fotoaufnahmen sind keine Illustrationen eines romantisierten 'lustigen Zigeunerlebens', sondern zeigen ungeschönt den harten Alltag, aber auch das vielseitige kulturelle Leben der Fahrenden.Basler Beiträge zur GeschichtswissenschaftBegründet 1938 von E. Bonjour, W. Kaegi und F. Staehelin Weitergeführt von F. Graus, H. R. Guggisberg, H. Lüthy und M. Mattmüller Herausgegeben von K. v. Greyerz, H. Haumann, G. Kreis, W. Meyer, J. Mooser, A. v. Müller, C. Opitz, M. Schaffner und R. Wecker
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