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Berlin heute: eine Liebesgeschichte zwischen einer kühlen Berlinerin und einem Jungen aus der bayerischen Provinz. Berlin gestern: Ein junger Mann holt seine schwangere Geliebte aus dem Osten in den Westen, die gefährliche Flucht gelingt. Berlin morgen: Die Tochter will endlich die Wahrheit erfahren. Reinhold Ziegler versteht es, die jüngste Geschichte Deutschlands spannend mit einer aufregenden Liebesgeschichte im Berlin der Gegenwart zu verknüpfen.

Produktbeschreibung
Berlin heute: eine Liebesgeschichte zwischen einer kühlen Berlinerin und einem Jungen aus der bayerischen Provinz.
Berlin gestern: Ein junger Mann holt seine schwangere Geliebte aus dem Osten in den Westen, die gefährliche Flucht gelingt.
Berlin morgen: Die Tochter will endlich die Wahrheit erfahren.
Reinhold Ziegler versteht es, die jüngste Geschichte Deutschlands spannend mit einer aufregenden Liebesgeschichte im Berlin der Gegenwart zu verknüpfen.
Autorenporträt
Reinhold Ziegler, geboren 1955 in Erlangen, studierte Maschinenbau und arbeitete einige Zeit als Ingenieur, bevor er sich dem technischen Journalismus zuwandte. Er lebt als freier Schriftsteller und Journalist bei Aschaffenburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2007

Zauberlachen in die Mähne
Verwirrt, dreist, verliebt: Reinhold Ziegler kennt sich bei Jenny aus

Jupp ist ein Frauenversteher. Ist es also Schicksal, dass ihm ausgerechnet Jenny über den Weg läuft? Die achtzehnjährige Schülerin kommt und geht, wann es ihr gefällt, man darf ihr nicht zuviel hinterhertelefonieren, und ihre Launen bestimmen den Tag. "Liebe ich Jenny?", fragt sich der zweiundzwanzig Jahre alte Student immer wieder. "Mal war ich verrückt nach ihr, mal tat sie mir leid, mal konnte ich nicht ohne sie leben, mal war ich froh, wenn sie weg war. Liebte ich Jenny?"

"Jenny, die Mauer und die Liebe" ist ein ungemein optimistisches Jugendbuch, auch wenn es seinen Figuren einiges aufbürdet. Der Erzähler mit dem wenig glamourösen Namen Jupp Eisel kommt eigentlich aus Bayreuth und wohnt jetzt im Berliner Wedding. Er studiert Medienwissenschaften und lebt seinen Alltag durch die Harmonien seiner E-Gitarre, einer Fender Stratocaster Baujahr 1969 - kurz: einer "Strat", die er von seinem Vater Holger geerbt hat. Jupp jedenfalls ist voller Urvertrauen in die Welt und seinen Platz darin: "Ich spiele die Strat wie ein junger Gott. Und ich wäre gern reich und berühmt. Das klingt ein wenig anrüchig, weil man ja immer bescheiden und demütig sein soll und sich an dem freuen, was die anderen einem freiwillig übriglassen. Tut mir leid, aber ich kann mit dieser verlogenen Bescheidenheit nicht dienen."

Sein Eroberungsdrang wird noch beflügelt, als er bei einem Musiker-Casting die wetterwendische Kreuzbergerin Jenny Bulla trifft, die ihre Gefühle auslebt, indem sie auf das Schlagzeug eindrischt. "Ich sah sie schräg von hinten an und lachte ihr mein Zauberlachen in die Mähne. Ich wußte, sie spürt es. Ich wußte, sie hat dagegen keine Chance." Doch dann ist es Jenny, die Jupps Leben auf den Kopf stellt: "In meinen perfekten Fingersätzen fand ich keinen einzigen Chord, der für diese chaotische Jenny paßte."

Der 1955 in Erlangen geborene Reinhold Ziegler hat in seinem Berliner Stadtroman eine Liebe gezeichnet, die zunächst leichtfüßiger daherkommt, als sie sich später erweist. Dabei scheint der Zugang des Autors zu seinen jungen Protagonisten nicht übertrieben analytisch zu sein. In seinem Internetauftritt gibt Ziegler an, daß er als Jugendlicher selbst eine Schwäche für Cat Stevens hatte und Liedermacher oder Gitarrenbauer werden wollte, und so ähnlich ahnt man es bei der Lektüre von "Jenny": Das musikalische Temperament der Protagonisten verdankt sich der Lebenswelt des Schriftstellers, und was das angeht, wirkt der Roman ungemein überzeugend.

Erstaunlicherweise gelingt es Ziegler auch, ein einigermaßen verbrauchtes Jugendthema aufzugreifen und so darzustellen, daß der Konflikt ganz frisch wirkt - den Verlust der Eltern. Jennys Welt gerät ins Trudeln, als sie herausfindet, daß Peter Bulla, der Mann, den sie für ihren leiblichen Vater gehalten hatte, dies jedenfalls nicht ist. Der allerdings hatte sich auch dafür gehalten und einst Jennys schwangere Mutter von Ost- nach West-Berlin geschleust. Die Verortung der Handlung in den geschichtlichen Hintergrund der Wendezeit kommt zum Glück nur mit wenigen Erklärungen aus, wirkt deshalb nicht belehrend und ist so wie geschaffen für heutige Jugendliche, die sich das geteilte Berlin nicht so recht vorstellen können.

Zwiespältig wird man Zieglers Sprachgebrauch einschätzen: Oft trifft er den Ton der Jugendlichen mit verblüffender Sicherheit. Seine eigene Stimme mag man in "Jenny" wohl nicht ganz zu Unrecht hinter ihrem Ziehvater Peter Bulla vermuten, dem ungehobelten Radiomoderator "Pitbull", der "seine Kummergäste zu Crashtest-Dummys" macht und ihnen zeigt, "wie lächerlich ihre Zipperlein" sind. Denn auch das Buch lässt seinen Figuren keine Gefühlsduseleien durchgehen, begegnet ihnen aber, wenn es darauf ankommt (wie der gezähmte Pitbull in den Momenten, wenn er seine abgebrühte Art ablegt), durchaus einfühlsam und verständnisvoll: "Vielleicht ist genau das dein Schmerz, Junge. Dass du spürst, was andere leiden", sagt Pit geradezu väterlich zu Jupp, und hier meldet sich vielleicht ein bißchen zu sehr der Vater der Romanfiguren zu Wort, und so hört man mitunter den etwas gealterten Studenten aus der Ich-Erzählung heraus, der eben nicht mehr Anfang zwanzig ist.

Ebenso zwiespältig ist auch der Eindruck, den Zieglers Umgang mit den elementaren Fragen seiner Protagonisten hinterlässt. Als Jupp etwa seine Jenny wieder einmal etwas schwer erträglich findet, denkt er: "Ich wollte mich nicht ärgern. Ich versuchte, Jenny zu nehmen wie die Sonne an einem durchwachsenen Tag. Wenn du Glück hast, scheint sie, und wenn du noch mehr Glück hast, hast du gerade Muße, sie zu genießen, wenn sie scheint. Aber wenn sie nicht scheint, spricht trotzdem nichts gegen den Tag, oder?"

Das ist der etwas bemühte Galgenhumor eines jugendlichen Zweiflers. Doch der Nachsatz "Ich hatte einfach ab und zu das Glück, Jenny, meine Sonne, zu genießen" ist nicht der eines Zwanzigjährigen. Welcher Jugendliche nennt seine Freundin in Gedanken "meine Sonne"?

Meist aber begnügt sich Ziegler wohlweislich damit, die drängendsten Fragen seiner Helden ungelöst zu lassen, die nach der Liebe zuallererst. Denn die lässt sich ohnehin nicht eindeutig beantworten.

FRANZISKA BOSSY.

Reinhold Ziegler: "Jenny, die Mauer und die Liebe". Roman. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006. 192 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Im Großen und Ganzen gefällt der Rezensentin Franziska Bossy die Liebesgeschichte, die sich Autor Reinhold Ziegler hier ausgedacht hat. Gehaltvoller als nach den ersten Seiten vermutet, schafft es die Geschichte vom Verlust der Eltern Bossy durchgehend zu unterhalten, obwohl das Thema nicht zum ersten Mal verhandelt wird. Bossy gefällt der "nicht übertrieben analytische Zugang des Autors" und die Charakterzeichnung, besonders das musikalische Interesse seiner Protagonisten ist "ungemein überzeugend." Nur Zieglers Sprache und seine indirekten Kommentare zu den elementaren Problemen seiner Figuren findet die Rezensentin etwas zwiespältig.

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