Der DuMont Buchverlag lädt Sie ein, das Werk von sechs zeitgenössischen Künstlerinnen neu zu entdecken. Alle sechs werden mit einem Buchprojekt vorgestellt, dessen Konzeption und Gestaltung sie vom Umschlaglayout bis zur Papierauswahl mitbestimmt und so jedem dieser in Format und Ausstattung individuell gestalteten Büchern einen ganz eigenen Charakter gegeben haben. So wird die Tradition des Künstlerbuches bei DuMont aufgenommen und von der jüngeren Generation weitergeführt. Der Zufall des Programms führt das Werk von sechs Frauen zusammen und bringt diese in eine bisher kaum gesehene Nachbarschaft: im Gegensatz zur üblichen Kritik an der Beliebigkeit zeitgenössischer Kunst ist die Nähe künstlerischer Positionen und eine überraschende Folgerichtigkeit auszumachen. Die beteiligten Künstlerinnen erklären ihre Sympathie füreinander und lassen erkennen, wie sie sich in einer Entwicklung von den neunziger Jahren bis heute teilweise sogar explizit aufeinander bezi ehen, um das Werk der anderen dann in neue Richtungen fortzusetzen. Zwischen subjektivem Erleben und gesellschaftlicher Verantwortung, zwischen Fotodokumentation, mit dem Ernst wissenschaftlicher Recherche vorgetragen, und ästhetischer Sinnenfreude, zwischen Traumgespinst, märchenhafter Inszenierung und Stilisierung von Alltäglichkeiten liegt die Spannbreite ihrer Arbeiten. Die irritierende Komplexität dieser Werke, die den Betrachter ohne logisches Argument und simple Schlussfolgerung allein auf seinen kritischen Verstand und seine sensible Wahrnehmung verweist und von ihm letztlich die selbstbewusste Entscheidung für eine eigene Position verlangt, macht die Vermittlung dieser Kunst nicht selbstverständlich. Deshalb ist jedes dieser in kleiner, zum Teil signierter Auflage entstandenen Bücher, die bald zu einem Sammelobjekt werden, eine persönlich initiierte und mit Sorgfalt gestaltete Aufforderung an den Buchliebhaber sich mit dem Werk zu befassen. Die Künstlerinnen sehen ihre Büc her als Teil ihrer Arbeit und eröffnen damit die seltene Gelegenheit, zeitgenössische Kunst in die Hand zu nehmen und unmittelbar zu erleben. Poesie der flüchtigen Botschaften. Nichts Gegenständliches, nur elektronische Leuchtbänder hat Jenny Holzer für ihre Ausstellung "OH" in der Neuen Nationalgalerie Berlin unter der Rasterdecke des Mies van der Rohe-Gebäudes installiert. Wie die gleißenden Energieströme einer globalen Projektion durchqueren 13 endlose Wortreihen von West nach Ost die weite Eingangshalle des Museums, schicken ihre Leuchtfeuer hinaus in den urbanen Raum. Die Lichtinstallation und die Architektur des Gebäudes vereinigen sich zu einer genialen Symbiose. Doch die rasche Bewegung der Zeichenfolgen und ihre Fragmentierungen durch Tempowechsel, Wiederholung und Verschwinden machen ein Lesen der flimmernden Botschaften beinahe unmöglich. Schrift löst sich auf in Lichtimpulse, die elektronischen Zeichen, die aus dem Museum herauszuströmen scheinen, haben keinen Körper. Je nny Holzers Kunst spiegelt die virtuelle Ästhetik der Stadt von heute, alles bewegt sich, alles wuchert rund um die Berliner Architektur des Potsdamer Platzes. Jenny Holzers Arbeiten holen die Bilder von der Straße in den Kunstraum und schicken sie wieder zurück, doch für einen Moment entfalten die Zeichen der Massenkultur ihre Poesie. Die faszinierenden Fotografien des Italieners Attilio Maranzano in diesem Künstlerbuch dokumentieren die Textprojektionen Jenny Holzers und deren energetische Wirkung als Nachlese ihrer Ausstellung in der Neuen National Galerie, Berlin, im Frühjahr 2001.