Jenseits der Haupt- und Staatsaktionen – unter diesem Titel vereinigt der vorliegende Band Ansätze für eine kultur- und sozialgeschichtliche Nutzung von Periodika des 17. bis 19. Jahrhunderts, die der pressegeschichtlichen Forschung neue Impulse geben sollen. Diese hat – zumindest in Deutschland – bislang vor allem zwei Schwerpunkte gehabt: Sie hat Periodika als Quellen herangezogen, um die historische Presse selbst besser zu verstehen: Ihre Strukturen, Funktionen und Akteure. Und sie hat Periodika als Quellen genutzt, um zu zeigen, wie Ereignisse der hohen Politik der lesenden Öffentlichkeit vermittelt wurden. Die hier versammelten Aufsätze untersuchen Themen, die in den Zeitungen des 17. bis 19. Jahrhunderts eine Nischenexistenz führten, für die Presseartikel aber gleichwohl aufschlussreiche Quellen bilden: Unterhaltende Nachrichten, solche über die Entdeckungsfahrten des 18. Jahrhunderts oder solche, in denen behinderte Menschen thematisiert wurden. Sie zeigen, welche Erkenntnispotentiale in den kommerziellen Anzeigen liegen, die von der deutschsprachigen Forschung erst ansatzweise erforscht worden sind. Und sie zeigen, wie innovative Ansätze aus anderen Sparten der historischen Forschung, etwa der Neuen Diplomatiegeschichte, in einen fruchtbaren Dialog mit der Pressegeschichte gebracht werden können.