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"Das ist überhaupt das Geheimnis des Sports. Man sitzt vor dem Bildschirm, glaubt sich in Sicherheit, und plötzlich explodiert in einer Sprunggrube der Sand, weil ein Weltmeister einschlägt. Ich kann nicht genug kriegen von der Magie eines einschlagenden Körpers oder Fußballs, vielleicht bin ich unheilbar süchtig. Ich weiß nicht, wohin das führt." Und tatsächlich lässt sich der sportsüchtige Ich-Erzähler von seiner Obsession zu einer folgenschweren Tat verleiten: Er entführt die beste Tennisspielerin Deutschlands, das weibliche Idol der Nation und versteckt sich mit ihr in einer maroden Villa…mehr

Produktbeschreibung
"Das ist überhaupt das Geheimnis des Sports. Man sitzt vor dem Bildschirm, glaubt sich in Sicherheit, und plötzlich explodiert in einer Sprunggrube der Sand, weil ein Weltmeister einschlägt. Ich kann nicht genug kriegen von der Magie eines einschlagenden Körpers oder Fußballs, vielleicht bin ich unheilbar süchtig. Ich weiß nicht, wohin das führt." Und tatsächlich lässt sich der sportsüchtige Ich-Erzähler von seiner Obsession zu einer folgenschweren Tat verleiten: Er entführt die beste Tennisspielerin Deutschlands, das weibliche Idol der Nation und versteckt sich mit ihr in einer maroden Villa an einem See. Und während die Öffentlichkeit fieberhaft nach der verschwundenen Vorhandprinzessin fahndet, kommen sich Entführer und Entführte unvergesslich nahe. Zumal die ansonsten so kühle Blonde gar nicht daran zu denken scheint, in den Schoß ihrer Familie zurückzukehren. Günter Seuren umkreist in seinem neuen Roman das Phantasma der "öffentlichen Person". Scharfsichtig erzählt er von ei ner privaten Obsession, die in Wahrheit die einer ganzen Nation ist. Eine brillante Satire über die Wirkung medialer Inszenierungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.03.2003

Der Wellness-Roman
Günter Seurens Hommage
an Steffi Graf
Da fängt er an zu reden. Da redet er sich rein in seine Geschichte. Er redet und redet weiter, fast ohne Unterbrechungen, bis zum Schluss. Günter Seurens neuer Roman „Jenseits von Wimbledon” könnte das Transkript einer Tonbandaufzeichnung sein. Ein Fan der nie beim Namen genannten, aber stets gemeinten Steffi Graf erzählt in saloppem Ton seine Story. Er ist Schriftsteller von Beruf, verbringt aber als Sport-Süchtiger die meiste Zeit damit, die Triumphe und Niederlagen seiner Heldin vor dem Fernseher mitzuerleben. Wenn sie nicht spielt, weicht er auf andere Sportler und Sportarten aus. Bis zu dem Tag, an dem ihn in einer schwachen Stunde das Verlangen nach seinem Idol derart überkommt, dass ihm das Zuschauen nicht mehr reicht und er die kühle Blonde kurzerhand entführt. Statt eines Autogrammfotos zeigt er ihr seine Pistole.
So toll ist das Leben als Tennisstar auch nicht, suggeriert erwartungsgemäß der Entführungsplot. „Jenseits von Wimbledon” lebt es sich viel entspannter: Die Tennisspielerin und ihr Entführer machen es sich in einer verlotterten Villa an einem See gemütlich, und nach ziemlich kurzer Zeit gibt man sich einander hin. Wer hätte gedacht, dass die Frau mit der tollen Beinarbeit so umgänglich ist? Und so gleichgültig? „Der Weltuntergang”, sagt sie, „geht auf meine Rechnung.”
Man könnte Seurens Buch als Satire auf den Starzirkus verstehen, bliebe in ihm nicht so viel schiere Bewunderung fürs Idol spürbar. „Jenseits von Wimbledon” ist eine spärlich getarnte Wunscherfüllungsphantasie, man kann sie trotz ihrer häufigen ironischen Brechungen ziemlich unverhohlen nennen. So ein Buch hat sich die beste Tennisspielerin Deutschlands erst einmal verdienen müssen.
Bei aller Bewunderung für andere, sagt sich der Ich-Erzähler, müsse man immer auch an sich selbst denken. Deshalb geht es in „Jenseits von Wimbledon” oft gar nicht so sehr um den Star, sondern um den Fan. Der spart nicht an der Darstellung seines bisherigen Privatlebens, während das des Tennisstars weitgehend unbeleuchtet bleibt. Die reiche junge Frau könnte ja sowieso ganz Beliebiges erzählen, und keiner würde es merken. Alle Charaktere in Seurens Buch sind gnadenlose Selbstdarsteller. Die Pose zählt, und im Posieren will der Erzähler mindestens so gut sein wie der Star.
Als ein Freund – ein abgelebter Schauspieler und noch größerer Fan – unerwartet in der Villa auftaucht, kommt es zu einem mehrtägigen freundschaftlichen Gefrotzel und Palaver zu dritt, man lässt es sich bei Schampus und Delikatessen gut gehen, fährt auf den See hinaus, um in Form zu bleiben. Spätestens da wird klar, dass Seurens Buch in erster Linie ein Wellness-Roman ist, eine Mischung aus Idylle und Lachtraining. Für die Satire läuft jederzeit die Ironie mit. A propos: Das Ende rückt das Ganze mit einem billigen Effekt in ein anderes Licht. Der Fan sollte vorher abschalten. KAI MARTIN WIEGANDT
GÜNTER SEUREN: Jenseits von Wimbledon. Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002. 216 S., 17,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent Kai Martin Wiegandt konnte sich vorzüglich entspannen bei Seurens "Wellness-Roman". Diese Hommage an Steffi Graf könnte das "Transkript einer Tonbandaufzeichnung" sein, so atemlos berichtet der sportbegeisterte Erzähler von den Ereignissen, meint Wiegandt. Für den Rezensenten bleibt in Seurens Buch immer "schiere Bewunderung fürs Idol spürbar" - deswegen sei es auch nur zum Teil Satire, vielmehr jedoch eine "Mischung aus Idylle und Lachtraining". Fast neidisch stellt Wiegandt fest: "So ein Buch hat sich die beste Tennisspielerin Deutschlands erst einmal verdienen müssen". Er empfiehlt Seurens "spärlich getarnte Wunscherfüllungsfantasie" dann auch fast uneingeschränkt - nur die Auflösung der Geschichte sei zu sehr "billiger Effekt", kritisiert Wiegandt.

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