"Das ist überhaupt das Geheimnis des Sports. Man sitzt vor dem Bildschirm, glaubt sich in Sicherheit, und plötzlich explodiert in einer Sprunggrube der Sand, weil ein Weltmeister einschlägt. Ich kann nicht genug kriegen von der Magie eines einschlagenden Körpers oder Fußballs, vielleicht bin ich unheilbar süchtig. Ich weiß nicht, wohin das führt." Und tatsächlich lässt sich der sportsüchtige Ich-Erzähler von seiner Obsession zu einer folgenschweren Tat verleiten: Er entführt die beste Tennisspielerin Deutschlands, das weibliche Idol der Nation und versteckt sich mit ihr in einer maroden Villa an einem See. Und während die Öffentlichkeit fieberhaft nach der verschwundenen Vorhandprinzessin fahndet, kommen sich Entführer und Entführte unvergesslich nahe. Zumal die ansonsten so kühle Blonde gar nicht daran zu denken scheint, in den Schoß ihrer Familie zurückzukehren. Günter Seuren umkreist in seinem neuen Roman das Phantasma der "öffentlichen Person". Scharfsichtig erzählt er von ei ner privaten Obsession, die in Wahrheit die einer ganzen Nation ist. Eine brillante Satire über die Wirkung medialer Inszenierungen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der Rezensent Kai Martin Wiegandt konnte sich vorzüglich entspannen bei Seurens "Wellness-Roman". Diese Hommage an Steffi Graf könnte das "Transkript einer Tonbandaufzeichnung" sein, so atemlos berichtet der sportbegeisterte Erzähler von den Ereignissen, meint Wiegandt. Für den Rezensenten bleibt in Seurens Buch immer "schiere Bewunderung fürs Idol spürbar" - deswegen sei es auch nur zum Teil Satire, vielmehr jedoch eine "Mischung aus Idylle und Lachtraining". Fast neidisch stellt Wiegandt fest: "So ein Buch hat sich die beste Tennisspielerin Deutschlands erst einmal verdienen müssen". Er empfiehlt Seurens "spärlich getarnte Wunscherfüllungsfantasie" dann auch fast uneingeschränkt - nur die Auflösung der Geschichte sei zu sehr "billiger Effekt", kritisiert Wiegandt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH