Auf „jener Seite“ ist ’s nicht so tot, wie man denkt
Johannes Hemleben unternimmt einen unterhaltsamen und zugleich spannenden Streifzug durch die Literaturgeschichte von der Antike in Ägypten über das klassische Griechenland und das mittelalterliche Europa bis zu Rudolf Steiner, immer den Tod
als gedankliche Vorstellung des Menschen vor Augen. Der Tod war demnach nicht immer gleich, seit…mehrAuf „jener Seite“ ist ’s nicht so tot, wie man denkt
Johannes Hemleben unternimmt einen unterhaltsamen und zugleich spannenden Streifzug durch die Literaturgeschichte von der Antike in Ägypten über das klassische Griechenland und das mittelalterliche Europa bis zu Rudolf Steiner, immer den Tod als gedankliche Vorstellung des Menschen vor Augen. Der Tod war demnach nicht immer gleich, seit Menschen über das Sterben hinauszudenken versuchten, ohne dabei Raum und Zeit als Denkprinzipien zu verlassen. Auch jenseits waren Raum oder Räume, Zeit oder Zeiten, zwar nicht eigenständig und also auch nicht bewiesen, aber gedacht und geglaubt. Auch eine Wiederverkörperung der Seele als Fortsetzung ihres Werdensweges wurde immer wieder thematisiert, jedoch zu keiner Zeit (auch von Hemleben nicht) auf die eigentlich wichtigen Fragen hin geprüft. Ist eine als individuell im Sinne des modernen Individualimus' gedachte Seele nicht eigentlich nur das anmaßende Ego, das sich als vermeintliches Individuum zu transzendieren sucht? Wieso bleibt auf "jener Seite" die Getrenntheit des Menschen in zahllose Körper und damit die dualistische Gespaltenheit der Schöpfung auch seelisch bestehen? Müsste nicht die willkürliche und nur auf den Körper gestützte Grenzziehung des Menschen gegen seinen Nächsten im körperlosen Jenseits aufgehoben werden? Müsste also nicht die Seele jenseits wie ein Tropfen in die unendliche See sich mit dieser grenzenlos vereinigen? Müsste demnach in neuerlicher Entnahme eines Tropfens aus dieser See dieser nicht ein wenig anders sein statt hundertprozentig identisch der zuvorige selbe Tropfen in einer Wiederverkörperung zu bleiben? Dennoch ist Hemlebens Buch zu genießen und Gewinn bringend in der gedanklichen Prüfung des Todes als hausgemachter Glaubensvorstellung des Lesers.