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HeuteEs gibt Zeiten, da läuft die Beziehung zu meinem Mann wunderbar und wie von selbst. Voller Liebe und Zuneigung.Und dann es gibt Zeiten wie diese: Ein verbales Schlachtfeld, auf dem sich Eifersucht und Unverständnis schlimme Worte sinnlos böse Worte um die Ohren hauen und die verletzten Seelen halbtot am Boden liegen.Ein Teil zum Verlieben, ein Teil zum Vergessen.Obwohl ich mir wieder vorgenommen hatte, cool und sachlich zu bleiben, wurde mein Vorhaben durch seine emotionalen Vulkanausbrüchen dermassen torpediert, dass ich nichts mehr sagte und mich ins Schlafzimmer zurückzog. Schliesslich…mehr

Produktbeschreibung
HeuteEs gibt Zeiten, da läuft die Beziehung zu meinem Mann wunderbar und wie von selbst. Voller Liebe und Zuneigung.Und dann es gibt Zeiten wie diese: Ein verbales Schlachtfeld, auf dem sich Eifersucht und Unverständnis schlimme Worte sinnlos böse Worte um die Ohren hauen und die verletzten Seelen halbtot am Boden liegen.Ein Teil zum Verlieben, ein Teil zum Vergessen.Obwohl ich mir wieder vorgenommen hatte, cool und sachlich zu bleiben, wurde mein Vorhaben durch seine emotionalen Vulkanausbrüchen dermassen torpediert, dass ich nichts mehr sagte und mich ins Schlafzimmer zurückzog. Schliesslich wollte ich nicht, dass wir uns wieder vor Luisa streiten.Aber natürlich dauerte es wie immer nicht lange, bis er wie ein Elefant im Porzellanladen die Tür aufriss und durch weiteres Anschreien seine Präsenz markierte. Nein, man darf sich nie an einem stillen Ort sammeln und kurz durchatmen. Es musste weiter gestresst werden.Für mich war das, als läge ich am Boden, und er weiter auf mir herumtrampeln würde. Der Feind ist geschlagen, und jetzt machen wir ihn so richtig fertig.Aber das Schlimmste war, als er das mit unseren beiden Kindern gemacht hat. Wenn unsere kleinen Schätze wegen einer banalen Sache so angefeindet wurden, dass sie zu weinen anfingen und emotional völlig aufgelöst waren. Nein, dann kannte er keine Gnade. Ich konnte x-mal sagen, er solle die Kinder nicht anschreien, sondern es ihnen doch in Ruhe erklären.Oh, das kam bei ihm nie gut an. Dann war ich die Schlimmste von allen, weil ich angeblich seine Autorität vor den Kindern untergraben würde.Als sie noch klein waren, hat er die Kinder geschlagen. Bis ich ihm sagte, dass ich mich von ihm trennen würde, wenn er das noch einmal tun würde. Und dass ich es ernst meine.Seitdem habe ich ihn die beiden Mädchen nicht mehr schlagen sehen.Erst Jahre später erfuhr ich, dass er den Kindern damals erzählte, dass sie mir einfach nichts sagen durften, sonst würde er sie noch mehr bestrafen.Ich wollte meinen Kindern beibringen, dass körperliche Züchtigung in der Erziehung niemals notwendig ist. Daran habe ich mich gehalten und das habe ich stets vorgelebt. Egal welche Situation mit unseren Kindern auftrat, ich fand immer eine rationale und einfache Lösung.Ich habe oft versucht, unsere Streitpunkte zu einem anderen Zeitpunkt mit ihm zu besprechen. Hunderte Male haben wir Maßnahmen zur Deeskalation ergriffen, bevor einer von uns explodierte. Und tausendmal habe ich ihn gebeten, mit mir rational, vernünftig und abseits von unseren Kleinen über die Dinge zu sprechen, die ihn störten. Es nützte alles nichts. Wenn er wütend war, mussten das immer alle miterleben. Wenn er wütend war, durften die anderen nicht glücklich sein, oh nein. Immer mussten alle hören, wie schlecht und ungerecht ich und die ganze Welt ihm gegenüber waren.Auch heute wieder. Als er merkte, dass ich jetzt wirklich keine Lust mehr hatte zu streiten, riss er mir das Buch aus der Hand und warf es gegen den Schrank.Ich stand auf und wollte das Zimmer verlassen, doch er stellte sich mir in die Quere. Ich versuchte, unter seinem ausgestreckten Arm durchzuschlüpfen, aber er hielt mich blitzschnell fest.Dann konnte ich nicht mehr! Ich packte ihn um die Hüfte, hob ihn hoch und warf ihn aufs Bett.Luisa stand die ganze Zeit in der Nähe und rief: ŤHört doch endlich auf!ťJa, ich wollte aufhören. Ich wollte sogar gar nicht erst anfangen. Und es tut wirklich weh, wenn das eigene Kind so etwas zu den eigenen Eltern sagen muss.Beim Verlassen des Schlafzimmers sagte ich zu Luisa: ŤIch hoffe, Papi hat das auch gehörtť, und ging schnurstracks die Treppe hinunter, zog meine Schuhe und meine Jacke an und rief unseren Hund Malu.Oben jedoch liess mein Gatte den Vierbeiner nicht gehen, obwohl unser Haustier durch leichtes Winseln zum Ausdruck brachte, dass es auch gern raus möchte.ŤNein Malu, du bleibst!ť, sagte er schroff.ŤOkay, dann müsst ihr halt noch mit dem Hund raus!ť, rief ich ihm zu.ŤKomm Papa, lass sie mit Malu rausgehen. Warum willst du das nicht?ť, fragte unsere jüngere Tochter meinen Mann.ŤWeil der Hund jetzt hier bleibt!ť, antwortete er.ŤOkay, dann müsst ihr für ihn schauenť, gab ich zurück. Doch im selben Moment löste sich der Golden Retriever-Mischling von Samy und kam die Treppe herunter.Ich zog ihm das Halsband an und ging raus.In solchen Situationen bin ich als Mutter und Ehefrau unfähig. Denn ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll, ausser zu fliehen. Immer in der Hoffnung, dass sich die Gegenseite in der Zwischenzeit etwas beruhigt hat und man dann gemeinsam Ťvernünftigť über das entstandene Problem sprechen kann.Während des Spaziergangs mit Malu gehen mir die wüsten Szenen immer wieder durch den Kopf. Nach Jahren habe ich es aufgegeben, das Geschehene sachlich zu analysieren, um beim nächsten Mal Ťrichtigť oder Ťbesserť darauf reagieren zu können. Ob mit mehr Mitgefühl, mit mehr Verständnis, mit mehr Sturheit oder mit mehr analytischem Denken es endete immer im emotionalen Chaos.Ein Spaziergang des Selbstmitleids.Immer wieder sehe ich die Bilder der Vergangenheit vor mir, wie unsere Kinder weinten, weil der bornierte Vater immer sehr schnell überfordert war, wenn nicht alles nach seinen Vorstellungen lief.Ich habe ihn insgeheim auch schon für schizophren gehalten. Natürlich nur mir gegenüber. Vielleicht habe ich es ihm auch schon einmal gesagt. Denn eigentlich wussten wir nie, wie er auf welche Umstände reagiert.Einmal wurde er fuchsteufelswild, als Loulou, unsere älteste Tochter, mit zehn Jahren einen Teller fallen liess, als sie diesen in die Küche tragen wollte. Er schimpfte und unterstellte unserer Tochter, sie habe das absichtlich getan hätte, um ihn zu ärgern. Ein anderes Mal sagte er bei einem ähnlichen Vorfall lediglich: ŤAch, Scherben bringen ja bekanntlich Glück.ťEin anderes Beispiel: Als die Kinder im Garten uns Eltern nachspielten, lachte er herzlich über Luisas Leistung, ihren Vater zu imitieren. Nur eine Woche später, beim gleichen Spiel, als wir jemand anderen von uns vorgaben, war er von Luisas Schauspielkünsten absolut Ťnot amusedť. Es folgte ein Wortgewitter, das sich gewaschen hatte. Luisa sass nur da, war völlig perplex und wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte. Ich konnte meinen Mann nicht beruhigen. Im Gegenteil, ich habe alles noch schlimmer gemacht. ŤDas ist Deine schuld, dass sie mich so nachäfft! Du sagst immer, ich soll meine Kinder nicht zurechtweisen, wenn sie frech sind. Jetzt siehst Du, was sie von mir halten. Für die bin ich anscheinend nur ein Arschloch!ť ŤHey, komm schon. Es ist doch nur ein Spiel, und...ť - ŤJa, nur ein Spiel. Und jetzt siehst du, was ich für sie bin. In einem Spiel sieht man sehr viel.ť ŤKomm schon. Sonst denken die Kinder, sie hätten was falsch gemacht. Und das ist...ť ŤJa genau! Das sollen sie auch denken. Und du auch! Ich bin doch kein Hampelmann, der nur darauf achtet, wie dick sein Arsch ist! Ich bin ihr Vater. Und ich will Respekt!ťJa, solche Szenen waren hart für unsere Kleinen und mich. Die Kinder vor solchen Ausflüchten zu schützen, dabei habe ich zu oft versagt.In solchen Auseinandersetzungen hätte ich meinen Mann oft am liebsten einfach wie eine Schneekugel in die Hand genommen, richtig durchgeschüttelt und gewartet, bis die letzte Schneeflocke wieder auf dem Boden liegt und dann wieder zurückgestellt. Und alles wäre wieder gut.Aber es half nichts. Jedes Mal, wenn ich die Kinder davor bewahren wollte, wurde er noch wilder, noch unkontrollierter.Erst jetzt merke ich, dass es regnet und meine alte Jacke schon einiges an Wasser aufgesogen hat.Es ist ein kühler Sonntag im April.Mittlerweile habe ich Malu von der Leine genommen und dieser macht in meiner Nähe seine eigenen Erkundungen.Mich stören vor allem die banalen Dinge, die zu Streit führen. Wenn ich einmal die Wäsche nicht so zusammenlegte, wie er es wollte, war schon der Teufel los. Wenn ich koche und er kommt in die Küche, sieht er überall Schmutz und Flecken und kriegt eine Krise, obwohl ich die Küche nach dem Kochen immer aufräume. Im Gegensatz zu ihm.Mann, das war zermürbend.ŤUps, schon hier?ťDie Spazierrunde geht mir heute zu schnell. Daher verlängere ich die gemeinsame Zeit mit unserem neunjährigen Goldie-Mischling und folge dem Bach weiter, statt nach rechts abzubiegen.ŤHoffentlich lässt er die Kinder in Ruheť, schiesst es mir durch den Kopf.Ich bemerke, wie Malu etwa 15 Meter hinter mir am Waldhang in Richtung Bachbett wie verrückt am Boden schnuppert. Wie so oft versucht er mit Graben eine Spitzmaus zu erwischen.ŤPfui!ť, rufe ich ihm zu, und anschliessend: ŤKomm!ťUnd wie so oft kommt er natürlich nicht sofort. Ich gehe ein paar Schritte den Hang hinunter auf ihn zu und rufe scharf seinen Namen.Er lässt ab und kommt zu mir. Als ich sehe, dass er wirklich auf mich zukommt, gehe ich noch zwei Schritte zurück und wende mich wieder dem Waldweg zu. Beim Drehen bleibt mein rechter Fuss in einer aus dem Boden ragenden Wurzelschlaufe hängen und ich falle hin. Mein Kopf schlägt dabei hart auf einen liegenden Stein und ich sehe nur noch, wie es dunkel um mich herum wird.Licht fällt auf meine Augen Ich öffne meine Lider behutsam. Zuerst sehe ich nur verschwommen, dann immer ein bisschen klarer. Ziemlich benommen, wie nach einer langen, durchzechten Nacht, stütze ich mich mit beiden Händen auf dem feuchten Boden ab und richte mich zum Sitzen auf.Malu kommt hinter mich, schnüffelt und leckt meinen Nacken.Zuerst bemerke ich ein ŤBrummenť in meinem Schädel. Sofort spüre ich, wie mein Kopf schmerzt. Als ich mit der linken Hand meinen Kopf abtasten will, sehe ich Blut an meinen Händen, das mit zwei braunen Blättern verklebt ist. Offenbar ist der Arm bei einem Sturz in die stachelige Berberitze gefallen.ŤKomm, Malu. Es ist gutť, sage ich zu meinem vierbeinigen Freund und schiebe ihn sanft von meinem Rücken weg.Ich frage mich, wie lange ich hier schon gelegen habe.ŤSuper, die Jacke ist nicht nur ganz nass, sondern auch richtig dreckig!ťIch versuche aufzustehen, doch leider zwingt mich ein beginnender Schwindel wieder in die Knie. Und nicht nur das: Ein extrem hoher Pfeifton hallt ununterbrochen durch meinen rechten Gehörgang bis ins Gehirn. Offenbar hat der Aufprall mit dem Hinterkopf auf den Stein einige wichtige Nerven meines Denkapparats zu stark gereizt.ŤOh nein, auch das nochť, seufze ich. ŤHoffentlich geht das wieder weg.ťLangsam richte ich mich auf, nehme Malus Leine in die linke Hand und mache mich mit vorsichtigen Schritten auf den Heimweg.Zu Hause angekommen, putze ich Malus Pfoten mit einem Lappen, ziehe meine Schuhe aus und gehe ins Wohnzimmer. Mein Mann sitzt stinksauer vor dem Fernseher, aber als er sieht, dass ich verletzt bin, fragt er sofort: ŤWas ist passiert? Wolltest du dich umbringen?ť
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