Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 10,00 €
  • Broschiertes Buch

In diesem Buch erscheint Jesus von Nazareth in erhellender Deutung. Der bekannte Religionswissenschaftler Hubertus Mynarek deckt kritisch-ironisch das Zeitbedingte aller Jesusbilder auf, bis hin zu Franz Alts neuem, feministisch sanftem Anti-Macho Jesus und Drewermanns Jesus als dem größten Therapeuten aller Zeiten. Er gibt auch eine neue Interpretation der Gleichnisse Jesu und vergleicht mit erstaunlichem Ergebnis die Frauenbeziehungen Buddhas und Jesus`.

Produktbeschreibung
In diesem Buch erscheint Jesus von Nazareth in erhellender Deutung. Der bekannte Religionswissenschaftler Hubertus Mynarek deckt kritisch-ironisch das Zeitbedingte aller Jesusbilder auf, bis hin zu Franz Alts neuem, feministisch sanftem Anti-Macho Jesus und Drewermanns Jesus als dem größten Therapeuten aller Zeiten. Er gibt auch eine neue Interpretation der Gleichnisse Jesu und vergleicht mit erstaunlichem Ergebnis die Frauenbeziehungen Buddhas und Jesus`.
Autorenporträt
Hubertus Mynarek, geb. 1929, studierte katholische Theologie, Philosophie und Psychologie. Ab 1966 arbeitete er als Theologieprofessor in Bamberg, ab 1968 hatte er den Lehrstuhl für vergleichende Religionswissenschaft in Wien inne. 1971-72 war er Dekan der Theologischen Fakultät. 1972 wurde ihm die kirchliche Lehrbefugnis und der Lehrstuhl entzogen. Er ist Autor zahlreicher Bücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.1995

Bericht zur Lage der Liebe
Stefanie springt Salto mit ihrem Polen, und die Sexualität entdeckt die tröstliche Kraft der Geschichte / Von Dirk Schümer

Nein, so konnte es nicht weitergehen mit der Liebe. Jedes Jahr eine Flut von folgenloser Beratungsliteratur, von Therapiebüchern für Beziehungen, denen nicht mehr zu helfen war, von Sex-Ratgebern für eine Generation, der die wesentlichen Turnübungen schon mit zwölf in Biologieunterricht und Privatfernsehen vorgestellt worden sind. Was kam dabei heraus? Das permanente Gejammer wurde zum Orgelton, obwohl die Liebe den Beteiligten doch Glück, Freude und Erfüllung schenken sollte. Sprechen über Liebe einzig die Gescheiterten?

Was etwa sollen Leser von einem Ratgeber zu "Sexualaufklärung und Partnerschaft" erwarten, der nicht etwa den Liebenden, sondern allen Eltern, ErzieherInnen, SexualpädagogInnen und LehrerInnen" gewidmet ist? Das ist doch gerade der Menschenschlag, mit denen Jugendliche am allerwenigsten zu tun haben möchten, wenn's in der Liebe zur Sache geht. Martin Furians "Liebeserziehung" hangelt sich mit Kapiteln wie "Gesprächsbereitschaft signalisieren" oder "Annehmen lernen" sanftmütig salbadernd durch das prekäre Gelände, so daß man meint, ein Redemanuskript von Rita Süssmuth zur deutschen Einheit vor sich zu haben: "Ich denke also, die schwere Aufgabe einer Sexual- und Partnerschaftserziehung besteht hier wie kaum auf einem anderen Gebiet darin, sich selbst und das eigene Gewordensein in Frage zu stellen, nicht zu negieren, sondern auf seine Begründbarkeit hin zu befragen und gegebenenfalls zu ändern."

Die Zeiten solchen Blablablas sind vorbei. Vor ein paar Jahren hätte ein Sexualpastor wie Martin Koschorke noch ein Therapie- und Beratungsbuch verfaßt angesichts der fürchterlichen Vereinigungskatastrophen, mit denen er es als Eheberater am "Zentralinstitut für Familienberatung, psychologische Beratung, Soziologie und Sozialethik" zu Berlin täglich zu tun bekommt. Doch es scheint, als habe man inzwischen sogar hier resigniert. Pastor Koschorke jedenfalls weiß keinen Rat mehr und begnügt sich in "Liebe in den Zeiten der Wende" damit, einfach zu erzählen.

Wir begegnen dem alten DDR-Geheimdienstler, der jetzt mit seinen früheren Kollegen ("Die sind jetzt alle in der CDU") für die Bundeswehr arbeitet, aber am Wochenende nur Frau und Kinder zusammenbrüllt. Oder dem Ost-Datschenbauer, dessen Frau mit einem reichen West-Mann abhaut. Wie soll Liebe gedeihen zwischen einem geschiedenen Paar in zweieinhalb Zimmern einer Plattenbausiedlung? Pastor Koschorke beläßt es beim lakonischen Urteil des bundesdeutschen Tapezierers Peter Z., der nach 1989 mit seiner kecken Kellnerin aus Ost-Berlin nicht mehr klarkam: "Ich kann mich nicht auf Befehl öffnen." Womit der Unterschied zwischen der Liebe und der Berliner Mauer beschrieben wäre.

Das hat sich vielleicht auch Klaus Heer gedacht, als er seine "eindeutigen Dokumente aus dem Innersten der Zweisamkeit" zusammenstellte. Hier handelt der Berater nur mehr als Feldforscher und zeichnet die Erzählungen auf. Heer hat langjährig Verheiratete nach der Sexualität in ihrer Zweisamkeit befragt und erfrischend drastische Antworten bekommen. In gebotener Kürze läßt sich über Eheleute sagen, daß zwischen ihnen offenbar alle Schattierungen körperlicher Kommunikation vorkommen - wie zwischen allen anderen Menschen auch. Zudem erweist sich im Langzeitrückblick die Sexualität in der Ehe als ebenso wechselhaft wie das Wetter im Hundertjährigen Kalender: Dürren Jahren folgen Monate intensiven Ackerns und Säens. Und auffällig viele Ehe-Veteranen beiderlei Geschlechts vertrauen auf die anregende Wirkung von wechselnden Geliebten.

Heers offenherziger Protokollband wird vor allem durch diese zahlreichen Spielarten von Zweisamkeit zur amüsanten und lehrreichen Lektüre. Wir erfahren von der wenig freudvollen Ehe des Maschinenbauingenieurs Ernst, der über sein Geschlechtsleben penibel Buch führt. Wir lernen Stefanie kennen, die in ihren gelenkigen Polen, der sogar Salto springen kann, ganz vernarrt ist. Staunend folgen wir den Ausführungen des 44jährigen Architekten Kurt ("Da sind höchstens zwei, drei Handgriffe nötig") und fragen uns, ob der konditionsstarke Mann nicht etwas geflunkert hat, um dann wieder abgekühlt zu werden von der desillusionierten Lakonie der 74jährigen Gärtnerin Maria: "Ich sage mir, wenn er daran Spaß hat, soll er den Spaß haben."

Daß die Befragten durchweg aus der Schweiz stammen, gibt dem Buch darüber hinaus eine ethnographische Note. So können wir lernen, daß für die verheirateten Schweizer auch im Intimleben die Sauberkeit an erster Stelle steht. Fast immer führt der Weg ins Ehebett über die Duschkabine, oft sind nasse Lappen und Zellstoff-Unterlagen im Einsatz, um alle Spuren sogleich verwischen zu können - ein sehr agiles, doch sauberes Volk.

Ich bin Wolfram, sexsüchtig" lockt schon im Titel ein "Bekenntnis eines Freiers".

Wolfram M. Jehser legt mit seinem Buch die Generalbeichte seiner Suchtlaufbahn ab: Mindestens viermal pro Woche, oft aber auch pro Tag zog es ihn zu Prostituierten. Vor allem seiner Bank, die ihm irgendwann die Kreditlinie sperrt, ist dieses Treiben ein Dorn im Auge, und Wolfram landet in Therapien der "Anonymen Sexaholiker". Leider illustriert er seine Qual mit Bekenntnispoesie und seitenlangen Erzählungen aus der Kindheit. Was wir immer schon ahnten: Hinter der Sex-Sucht steckt die Mama, die "Sauberfrau".

Was Prostituierte angesichts solcher Fälle von Sex-Sucht - außer der ökonomischen Befriedigung durch einen Stammkunden - empfinden, läßt sich allenfalls erahnen. Ihre Lebensbedingungen stellt "Ware Lust" vor, verdienstvoller Report aus der Welt der Bordelle und des Straßenstrichs, der in der Reihe "Fischer Wirtschaft" am richtigen Platz erschienen ist. Joachim Riecker führt den Wirtschaftszweig der Prostitution als das ungerechteste aller kapitalistischen Gewerbe vor. Er weist nach, wie die weltfremde höchstrichterliche Rechtsprechung hierzulande der Ausbeutung der Dirnen Vorschub leistet. Gerade die Bordelle mit den fairsten Bedingungen fürs Personal muß die Polizei schließen, weil sonst "der Prostitution Vorschub geleistet" werde. Betreiber, die ihren Damen freiwillig Sozialabgaben zahlen, machen sich "wegen gewerbsmäßiger Förderung der Prostitution" strafbar; Kondome werden beschlagnahmt. So bekommt der deutsche Rechtsstaat, was er offenbar verdient: schmierige Eroscenter, in denen Zuhälter mit ausländischen - neuerdings vor allem osteuropäischen - Mädchen handeln, in denen Drogenhandel und Mord blühen, in denen mancher Prostituierten pro Freier nur Pfennigbeträge bleiben, während Immobilienbesitzer, Finanzamt und Zuhälter das große Geld aus ihr herausholen.

Das war schon immer so - wird derjenige sagen, der Pierre Dufours "Weltgeschichte der Prostitution" gelesen hat, die jetzt als Nachdruck erschienen ist. Doch wie stets lehrt die Historie die Vielfalt im immer Gleichen. Angefangen mit antiker Tempelprostitution, ergründet Dufour (1806 bis 1884), Pariser Romancier und Bibliothekar, alle Spielarten und Vorformen einer der fundamentalen erotischen Verkehrsformen seiner eigenen, der bürgerlichen Gesellschaft.

Die Literatur über Sexualität ist augenscheinlich vom leidenschaftlichen Gestammel zur Sinnsuche im Geschichtlichen übergegangen. "Jesus und die Frauen" des ehemaligen Theologen Hubertus Mynarek erkundet die historische Wüstenei der neutestamentlichen Sexualität. Mynarek stellt einen fidelen Macho Jesus vor, den es magisch zu Prostituierten zog und der von allem anderen als törichten Frauen umgeben war. Zuweilen bemerkt man bei Mynarek einen gewissen Neid auf Jesu "Harem" und auf seine Nonchalance, mit der er eine Dirne lossprechen konnte: "Denn sie hat viel geliebt" (Lk 7, 47).

Daß die Menschen in allen Epochen sinnenfroh waren, möchte auch Reinhold Dörrzapf beweisen. Sein Plauderbuch "Eros, Ehe, Hosenteufel" erweist sich als kurzweiliger Schnelldurchlauf durch die Sittengeschichte mit vielen Anekdoten aus dem Intimleben berühmter Leute wie Johann Sebastian Bach, Abälard und Napoleon. Das Buch ist aus der Schlüssellochperspektive in der Art von erotischen Florilegien der fünfziger Jahre geschrieben. Zwar ist Dörrzapfs Frivolität altbacken, aber immerhin nicht lustfeindlich: "Die Menschen möchten allmählich auch mal wieder zu jemand anderem lieb und gut sein als immer nur zu sich selbst."

Cooler und souveräner schildern Angelika Tramitz und Gottfried Lischke gleich die gesamte "Weltgeschichte der Erotik". Ihr Band vier erweist sich vor allem in Tramitzens Texten als kundiger Überblick über die sexualisierte Gesellschaft. Das Fazit ist allerdings unangemessen pessimistisch: Die Aufhebung der Verbote habe die Menschen permanent lüstern gemacht. Wo Minirock, Ledermode und Dessous zur Alltagskleidung geworden seien, verschwinde auch der erotische Reiz. Soll man also wieder Liebestöter tragen?

Offenbar gibt es die Sexualität nicht. Wer wüßte das besser als ein Biologe, der es von Berufs wegen mit Artenvielfalt zu tun hat - und die ist schließlich aus ein und derselben Keimung und Vermischung entstanden, die auch dem Sexualtrieb des Menschen zugrunde liegt. Wer also gar keine romantischen Illusionen mehr pflegen will, dem sei "Eros und Evolution" von Matt Ridley empfohlen. Leser dieser Naturgeschichte der Sexualität müssen sich allerdings dem Vergleich mit dem Gelbbandgärtner stellen, der im Dschungel von Indonesien aus fremden Federn ein prachtvolles Nest für sein Weibchen baut und damit größeren Fortpflanzungserfolg hat als mancher Häuslebauer. Jeder Leser kann sich sein Wappentier suchen: den lebenslang treuen Albatros oder die Elefantenrobbe, die auf ihren Klippen ein Harem zahlreicher Weibchen umgibt.

Ridley sieht in unserer Gattungsgeschichte die Ursache dafür, warum jüngere Weibchen auf ältere Männchen abfahren: Lebenslang bewährtes Erbgut ist eben attraktiver als die hektischen Umarmungen eines ungestümen Jungmanns. Doch werden Sexualität und Liebe tatsächlich nur durch Vermehrung bestimmt? Unsere nächsten Verwandten im Tierreich, die Bonobo-Schimpansen, beschäftigen sich tagein, tagaus mit Sex, quer durch die Geschlechter und Altersgruppen. Die wenigen verbliebenen Exemplare machen den Eindruck, als wäre Spaß und nicht die Vermehrung ihr vorrangiges Interesse. Ridley fragt dauernd: Wie trieb man's im Pleistozän? Es ist zwar ungewiß, ob die aktuelle Liebe mehr Spaß machen würde, wüßten wir die Antwort. Aber das Vertrauen in die erkenntnisfördernde Einsicht in die Geschichte ist rührend - passend für unsere historistische Spätzeit.

Je skeptischer und schweigsamer selbst die Experten werden, sollen sie die Vielfalt der aktuellen Liebe deuten und therapieren, um so machtvoller spricht aus den meisten dieser Neuerscheinungen der Trieb als genuin historische Kraft: "Sexuelle Bedürfnisse schlummern deshalb in uns, weil wir von Leuten abstammen, die ebenfalls sexuelle Bedürfnisse hatten; jene, die diese Bedürfnisse nicht hatten, haben keine Nachfahren." Es scheint, die Sache hat Zukunft.

Martin Furian: "Liebeserziehung". Anregungen zur Sexualaufklärung und Partnerschaft. Quelle & Meyer Verlag, Wiesbaden 1995. 142 S., geb., 29,80 DM.

Martin Koschorke: "Die Liebe in den Zeiten der Wende". Aufzeichnungen aus der Eheberatung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995. 118 S., br., 19,80 DM.

Hans Jellouschek: "Die Rolle der Geliebten in der Dreiecksbeziehung". Kreuz Verlag, Zürich 1995. 127 S., geb., 26,80 DM

Klaus Heer: "Ehe, Sex und Liebesmüh". Eindeutige Dokumente aus dem Innersten der Zweisamkeit. Scalo Verlag, Berlin/Zürich 1995. 448 S., br., 29,80 DM.

Wolfram M. Jehser: "Ich bin Wolfram, sexsüchtig". Bekenntnis eines Freiers. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1995. 185 S., br., 14,80 DM

Joachim Riecker: "Ware Lust". Wirtschaftsfaktor Prostitution. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1995.

192 S., br., 16,90 DM.

Pierre Dufour: "Weltgeschichte der Prostitution". Von den Anfängen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Aus dem Französischen von Adolf Stille und Bruno Schweigger. Bis zur Neuzeit ergänzt von Franz Helbling. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1995. 2 Bände im Schuber. 1378 S., Abb., geb., Subskr.-Pr. bis 31. 12. 95 128,-, danach 168,- DM.

Hubertus Mynarek: "Jesus und die Frauen". Das Liebesleben des Nazareners. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1995. 196 S., geb., 28,- DM.

Reinhold Dörrzapf: "Eros, Ehe, Hosenteufel". Eine Kulturgeschichte der Geschlechterbeziehungen. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1995. 328 S., geb., 39,80 DM.

Gottfried Lischke / Angelika Tramitz: "Weltgeschichte der Erotik". Band 4: "Von Marilyn bis Madonna". Verlag Droemer Knaur, München 1995. 420 S., br., 12,90 DM.

Matt Ridley: "Eros und Evolution". Die Naturgeschichte der Sexualität. Aus dem Englischen von Susanne Kuhlmann-Krieg, Droemer Knaur Verlag, München. 1995. 464 S., geb., 49,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr