Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 3,00 €
  • Broschiertes Buch

Als 1906 Georg Hermanns Roman 'Jettchen Gebert' erschien, wurde er zu einem sensationellen Erfolg. Die Geschichte führt in bürgerlich-jüdische Kreise Berlins zur Zeit des Biedermeiers. Henriette verbringt eine unbeschwerte Jugend im Haus ihres Pflegevaters Salomon. Sie spürt die geistige Enge ihres Elternhauses erst, als sie dem träumerischen Literaten Kößling begegnet und sich zu ihm hingezogen fühlt. Aus Pflichtgefühl und Dankbarkeit widersetzt sie sich jedoch nicht der geplanten Ehe mit dem robusten, lebenstüchtigen Julius Jakoby. Mit dem Roman 'Henriette Jacoby' setzte Georg Hermann auf…mehr

Produktbeschreibung
Als 1906 Georg Hermanns Roman 'Jettchen Gebert' erschien, wurde er zu einem sensationellen Erfolg. Die Geschichte führt in bürgerlich-jüdische Kreise Berlins zur Zeit des Biedermeiers. Henriette verbringt eine unbeschwerte Jugend im Haus ihres Pflegevaters Salomon. Sie spürt die geistige Enge ihres Elternhauses erst, als sie dem träumerischen Literaten Kößling begegnet und sich zu ihm hingezogen fühlt. Aus Pflichtgefühl und Dankbarkeit widersetzt sie sich jedoch nicht der geplanten Ehe mit dem robusten, lebenstüchtigen Julius Jakoby. Mit dem Roman 'Henriette Jacoby' setzte Georg Hermann auf Drängen des Publikums die Geschichte Jettchen Geberts fort - die in jener windklaren, sternenhellen Novembernacht des Jahres 1839 ihrer Hochzeit den Rücken gekehrt - und die Ehe mit dem ungeliebten Mann abgebrochen hatte. Doch Henriettes mutiges Aufbegehren mündet nicht in eine harmonische Lösung des Konflikts. Auf unheilvolle Weise verliert sie sich wieder an die Familie Gebert und gerät in den Teufelskreis von Konvention und Entschlußlosigkeit. Die Tragödie neigt sich dem unausweichlichen Ende zu.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.11.1995

1906
Georg Hermann "Jettchen Gebert"

Von Raabe über Fontane bis hin zum späten Arno Schmidt (bei ihm in der Schmuddelversion) gibt es im deutschen Roman die Figur des älteren Mannes, in dem der Autor aus sich selber ein Bild dessen macht, der er gern wäre, wenn er nicht schreiben müßte - und ein solches wunderschön idealisiertes Selbstbildnis (auf Fotos sieht er aus wie einer aus der Art der Jacob Burckhardt und eben Fontane) gibt hier Georg Hermann. Dieses Selbstbildnis, dieser Alte ist verstrickt in die Geschichte eines schönen jüdischen Mädchens in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, eines Mädchens, das zu lieben glaubt, aber das ist nichts, und liebt, aber das geht nicht; und so endet unglücklich, was auch ein beliebiges Biedermeierglück hätte werden können - im swingenden Parlando dieses Erzählens verlieren sich aber alle Erwartungen, so ist das in der großen Romankunst ja oft. Besonders glücklich, ein seltener Fall dies, ist Hermann in der zwei Jahre später erschienenen Fortsetzung: Er entdeckt in seinen Figuren Züge, die nun erst, im zweiten Buch, vollenden, was im ersten Buch noch ungeschrieben geblieben war - und nun endgültig hat jene so elend zugrunde gerichtete jüdische Welt das wunderbare Leben, das uns immer noch angeht nach so langer Zeit, so langer Zeit bis hin zu seiner letzten Beschwörung durch Hermann, so langer Zeit danach. Georg Hermann, aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie, war von Haus aus Kunsthistoriker und -kritiker; 1933 emigrierte er nach Holland, er wurde dort ein berühmter, geliebter Autor. Die Nazis deportierten ihn 1943 und ermordeten den Zweiundsiebzigjährigen in Auschwitz. In einer Art Lebensabriß an seine Kinder schreibt er 1935: "Die letzte Triebfeder meines Schreibens war die tiefe Angst, nicht vor dem Nichtsein, nicht vor dem Nichtmehrsein, sondern vor dem Nichtmehrsein des einmal gelebten Seins." (Georg Hermann: "Jettchen Gebert", "Henriette Jacoby". Romane. Kupfergraben Verlag, Berlin 1986 und 1987. 392 und 313 Seiten, geb., zusammen 49,60 DM.) R.V.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr