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Ein Stück Literaturgeschichte: Am 15. Mai 2011 wird Max Frischs 100. Geburtstag gefeiert. Sein Werk hat an Aktualität und Wichtigkeit nichts verloren: Kaum ein Schriftsteller im 20. Jahrhundert hat die Lebensfragen, die sich jeder Mensch stellt, so verständlich und konkret in Geschichten gestaltet wie er. In ihrer Biographie rekonstruiert Ingeborg Gleichauf Frischs Stationen in Zürich, Rom und Berlin, seine Auseinandersetzung mit seinen Freunden und seinen Geliebten, mit der Schweiz und der Politik. Klug und anschaulich erzählt sie von dem Mensch und dem Schriftsteller Frisch und zeigt, wie…mehr

Produktbeschreibung
Ein Stück Literaturgeschichte: Am 15. Mai 2011 wird Max Frischs 100. Geburtstag gefeiert. Sein Werk hat an Aktualität und Wichtigkeit nichts verloren: Kaum ein Schriftsteller im 20. Jahrhundert hat die Lebensfragen, die sich jeder Mensch stellt, so verständlich und konkret in Geschichten gestaltet wie er. In ihrer Biographie rekonstruiert Ingeborg Gleichauf Frischs Stationen in Zürich, Rom und Berlin, seine Auseinandersetzung mit seinen Freunden und seinen Geliebten, mit der Schweiz und der Politik. Klug und anschaulich erzählt sie von dem Mensch und dem Schriftsteller Frisch und zeigt, wie sehr die Schlüsselfragen in Frischs Werk unser heutiges Leben betreffen.
Autorenporträt
Gleichauf, Ingeborg
Ingeborg Gleichauf wurde 1953 in Freiburg geboren, studierte Germanistik und Philosophie und promovierte über Ingeborg Bachmann. Sie veröffentlichte erfolgreiche Biographien, darunter Hannah Arendt (2000), Sein wie keine andere. Simone de Beauvoir (2007) und Denken aus Leidenschaft (2008). Zuletzt erschien bei Nagel und Kimche Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch - eine Biografie (2010).

Ingeborg Gleichauf, geboren 1953, studierte Germanistik und Philosophie in Freiburg. Seit 1995 beschäftigt sie sich mit Philosophinnen. Ingeborg Gleichauf ist in der Erwachsenenbildung tätig, schreibt Rezensionen und lebt mit Mann und drei Töchtern in Freiburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.12.2010

„Ich glaube an die Macht der Liebe und der Untreue“
Auftakt zum Max-Frisch-Jahr 2011: Zwei Biographien des Schweizer Autors und eine Neuausgabe des Romans „J’adore ce qui me brûle“
Die Frischiana häufen sich. 2011 wäre der große Eidgenosse 100 Jahre alt geworden, und bereits in diesem Herbst erschienen drei Titel, die das große Max-Frisch-Rennen in der Pole-Position beginnen wollen, zwei Biographien und eine exquisite Neuauflage. Die Reihe „Kollektion“ bei Nagel & Kimche versammelt entlegene Perlen der Schweizer Literaturgeschichte. Man mag darüber streiten, ob Frischs 1943 erschienener Roman „J’adore ce qui me brûle“ tatsächlich dazugehört. Immerhin, nach den schwülstigen Phantasien seiner beiden ersten Bücher wagt er sich hier ein bisschen mehr ins Offene. Die Sprache ist immer noch voller Klischees und Pathoskitsch, aber es drängen sich auch schon kleine soziale Überlegungen vor. Für Frisch-Fans ist das eine desillusionierende, aber auch erhellende Fundgrube, man gerät an bereits verfaulte und abgestorbene, aber immerhin existierende Wurzeln.
Frisch-Fans resultieren meist aus der Erfahrung, in der elften Klasse eines Gymnasiums „Homo faber“ gelesen zu haben. Seit einigen Jahrzehnten berichten Deutschlehrer unisono von einem seltenen Erlebnis: Mit Homo faber haben sie die 17-Jährigen beiderlei Geschlechts vollkommen in der Hand. Der Roman ist ein einziger Tafelanschrieb: Mann gegen Frau, Technik gegen Natur, genaueste Berechnungen gegen wuchernde Dschungel-Vegetation, alles geht restlos auf. Und wenn sämtliche, fein säuberlich über den ganzen Roman verstreute Gegensätze erkannt worden sind, bleibt unterm Strich ein großes Gefühl übrig: Es vibriert vor Schicksal und Sexualität.
Es ist anzunehmen, dass die beiden Frisch-Biographen dieses Herbstes auch im betreffenden Alter von diesem Autor erwischt worden sind. Sie gehen mit diesem Pfund aber äußerst unterschiedlich um. Volker Weidermann agiert eher hemdsärmelig, greift zu einer großkarierten Schürze und nähert sich seinem Gegenstand wie ein Schlachter: Systematisch wird an den Knochen entlanggeschnitten und das entscheidende Stück freigelegt. Hinderliche, zähe und faserige Bestandteile, Eingeweide und Innereien werden schnell beiseitegeworfen. Mit solch schwierigen Materien, die eine besonders aufwendige und differenzierte Behandlung erfordern, braucht man sich erst gar nicht zu beschäftigen. Was zählt, sind die sauber portionierbaren und handlich zuschneidbaren Fleischteile. Sie werden ordentlich herausgesäbelt und zurechtgelegt, Schnitzel für Schnitzel fertiggemacht für die Plastikfolie bei Aldi.
Auch die Sprache Weidermanns entstammt den Discountern. Zu „Homo faber“ schreibt er: „Ein umstürzlerisches Buch. Weil es an den Kern des Lebens rührt. Weil es lebendig ist.“ Zu Stiller: „ein Hammer“. Zum Tagebuch: „Frisch urteilt nicht. Frisch schaut und schaut und staunt und schreibt.“ Viel analytischer wird es nie. Es geht vor allem um das unbedingte Präsens, um kurze, stakkatohafte Sätze, die etwas Ranschmeißerisches haben. Mit literarischer Emphase hat das alles nicht viel zu tun. Es handelt sich um den Hochglanzstil der Magazine, wo man mit jedem Satz einen Effekt erzeugen will. Der Leser soll dranbleiben.
Der Charakter eines schriftlichen Textes tritt zunehmend hinter einer Art transkribierter mündlicher Rede zurück: „Was für ein Brief! ‚Ich glaube an die Macht der Liebe und der Untreue.’ Hm. So etwas möchte man doch als Freundin, als Geliebte gerne lesen.“ Das rhetorische eingesetzte „Hm“ kennzeichnet die Aussage des ganzen Buches in zwei Buchstaben.
Viele Zeitzeugen haben bereits berichtet, dass Frisch ein ziemliches Ekel sein konnte. Weidermann beschreibt das in den ersten Kapiteln suggestiv: den Egoismus, die fehlende Sensibilität für andere, den Größenwahn. Er zitiert, das ist ein sehr gut gesetzter Akzent, aus dem Frisch-Buch Urs Birchers einen chauvinistischen, antisemitischen Brief Frischs aus dem Jahr 1938 und hebt solche Prägungen seines Autors durchaus hervor.
Erstaunlich ist dann aber, wie er die abrupte Wende zum großen Erfolg behandelt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs schreibt Frisch noch ein völlig unpolitisches Theaterstück, drei Monate später aber „Nun singen sie wieder“. Und das ist ein ganz anderer, bis dato bei ihm überhaupt nicht vorstellbarer Ton: ein zeitpolitischer Stoff, eine scharf akzentuierte Sprache. Was da genau passierte, erfahren wir in dieser Biographie jedoch nicht. Hier würde man, dem Sujet entsprechend, etwas eingehendere Reflexionen erwarten, eine psychologische Studie, den Versuch einer Erklärung. Der Biograph stellt aber bloß fest: „Es ist, als habe jemand ein Fernrohr neu justiert.“
Innerhalb kurzer Zeit wird Frisch berühmt, und der unsympathische, zu selbstgewisse Jüngling ist plötzlich vergessen. Weidermann berauscht sich an den Texten: „Ein Roman in Bewegung, wahnsinnig gut geschrieben“ („Stiller“). Dass die Person Frischs sich aber gar nicht so schnell verändert, bleibt außer Betracht: zum Beispiel auch der entsetzliche Brief, den er 1958 an Paul Celan geschrieben hat und in dem er sich auf selten exemplarische Weise entlarvt. Auch das Verhältnis Frischs zu Ingeborg Bachmann, ein zentrales Trauma bis zu seinem Tod, wird eher summarisch und lustlos abgehandelt („Anziehung und Abstoßung waren bei diesem Paar gigantisch“).
Zitatnachweise gibt es keine, das Literaturverzeichnis ist dürftig. Und zeitgeschichtliche Einschätzungen sind zuweilen mehr als fahrlässig. Über die literarische Situation direkt nach 1945 schreibt Weidermann: „In Deutschland beansprucht eine neue Generation allen Raum für sich. Rückkehrwillige Emigranten sind nicht willkommen, im Land gebliebene Schriftsteller politisch verdächtig. Man nutzt die Situation, so radikal neu zu beginnen wie nie zuvor.“ Da ist der Autor seinen 68er-Lehrern und den Exegeten der Gruppe 47 doch zu sehr auf den Leim gegangen. Dass die 50- bis 70-jährigen „inneren Emigranten“ keineswegs „politisch verdächtig“ waren, sondern noch bis Mitte der 50er Jahre die literarischen Institutionen und wichtigsten Medien dominierten, scheint ihm nicht bewusst zu sein.
Eine schöne Passage allerdings fällt aus diesem Buch heraus. Weidermann hat Alice Carey, die junge, ominöse „Lynn“ aus Frischs „Montauk“ von 1974, im März 2010 getroffen und ist mit ihr noch einmal nach Montauk gefahren. Das ist eine wunderbare literarische Fiktion: Die mittlerweile über 60-Jährige und der junge Mann verkehren die ursprüngliche Konstellation, als der alternde Frisch auf die junge Frau traf. In diesem Abschnitt wird der Ton des Buches auch nachdenklicher, und der Autor nimmt sich etwas zurück. Er hat Alice-Lynn am Meer fotografiert und konfrontiert dieses Foto mit einem früheren just aus dem Jahr 1974, dem Frisch-Montauk-Jahr, Lynn am Strand in engen Jeans und flüchtigem Schwarz-Weiß. Hier ist etwas enthalten, was man sich vom gesamten Buch gewünscht hätte.
Ingeborg Gleichauf hat in der Schule ebenfalls Max Frisch als Klassensatz gehabt, und das merkt man ihrem Buch in ganz anderer Weise an. Die Erörterung hat sich unmerklich in eine Proseminararbeit weiterentwickelt, eine, die weniger um neue Erkenntnisse als um die Sicherung der zentralen Quellen bemüht ist. Wenn es spannend wird, hört Gleichauf auf. Als Frisch Bachmann kennenlernt, ist das „der Beginn einer rätselhaften Liebesgeschichte, der man nicht zu sehr auf den Leib rücken sollte, sonst steht man schließlich mit leeren Händen da“. Wo Weidermann zu nassforsch ist, ist Gleichauf zu bieder. Aber das Frisch-Jahr hat ja noch gar nicht angefangen. Die nächsten Biographen und Jubiläumstexter stehen bereits an der Rampe und sperren den Mund schon auf. Bald singen sie wieder.
HELMUT BÖTTIGER
MAX FRISCH: Die Schwierigen oder J’adore ce qui me brûle. Roman. Mit einem Nachwort von Lukas Bärfuss. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2010. 283 Seiten, 19,90 Euro.
VOLKER WEIDERMANN: Max Frisch – Sein Leben, seine Bücher. Kiepenheuer &Witsch, Köln 2010. 407 S., 22,95 Euro.
INGEBORG GLEICHAUF: Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch – eine Biografie. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2010. 271 Seiten, 18,90 Euro.
Max-Frisch-Fans haben meist
in der Klasse 11 des Gymnasiums
den Roman „Homo faber“ gelesen
Als Max Frisch von April 1951 bis Mai 1952 mit einem Rockefeller-Stipendium die Vereinigten Staaten und Mexiko bereiste ( hier: New York, 1951 ), arbeitete er an dem Manuskript „Was macht ihr mit der Liebe“, einer Vorstufe des Romans „Stiller“.
Foto: Max-Frisch-
Archiv, Zürich
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2011

Von Natur aus anschaulich

Eine kunstvoll verknappte Sprache, ausgeprägtes Rollenbewusstsein und die Fähigkeit zur Selbstparodie: Was der Dichter Max Frisch ausreichend besaß, fehlt seiner ambitionierten Biographin Ingeborg Gleichauf.

Wer sich ein Bild machen will von Max Frisch, hat es erfreulich schwer. Denn dieser Autor war in jedem Jahrzehnt ein anderer, ein Zeitgenosse im emphatischen Sinn. So frönte er in den dreißiger Jahren einer gewissen feuilletonistischen Wanderburschenherrlichkeit und illustrierte, passend zum modischen Eigernordwand-Pathos, existentialistische Erfahrungen mit Bergsteigerei. Wer hätte damals vermuten können, dass dieser zu betulichem Lyrismus neigende Frisch in seinen Meisterwerken der fünfziger Jahre wie kaum ein anderer deutschsprachiger Autor für eine weltläufige zweite Moderne stehen würde?

Es gibt allerdings eine Konstante, die die Biographin Ingeborg Gleichauf in den Blick rückt, weil sie erkennbar zu ihrer Frisch-Faszination beigetragen hat: das poetische Sensorium für Natureindrücke. Mit Recht weist die Autorin darauf hin, dass schon in den frühen, oft bemängelten Prosatexten viele außerordentliche Naturbeschreibungen zu finden sind. Noch aus dem späten "Blaubart" zitiert sie eine Winterwald-Schilderung von lakonischer Magie. Es ist allerdings gerade kein Kamerablick, wie Gleichauf an einer Stelle behauptet, sondern die Mischung von scharfer Beobachtung und metaphorischer Ausdeutung, die den Reiz von Frischs Darstellungen ausmacht.

Leider lässt sich Gleichauf zu selten von Frischs genauem Hinsehen anstecken, wenn sie etwa die merkwürdige Dynamik auf jenem berühmten Foto beschreibt, das Brecht und den Architekten Frisch bei einer Baustellenbesichtigung zeigt: "Ein Wind scheint vor allem ihn zu ergreifen, während Brecht gänzlich undurchweht bleibt" - das ist der schönste Satz dieser Biographie. Viele andere Sätze verstimmen dagegen. Überflüssig etwa die Mitteilung der Autorin, dass ihr Frisch "schon zu Schulzeiten oft genug begegnet" sei. "Frisch kann gar nicht anders als schreiben über das Erlebte" - ja, so sind sie, die Schriftsteller. Und wie ungeschickt klingt es, wenn Gleichauf nach Worten für die stilistischen Qualitäten Frischs sucht: "Er kommt immer wieder auf sprachliche Ausdrücke, die sich auf den Weg machen, dem Gesehenen, Gehörten, Erfahrenen so nahe wie möglich zu kommen."

"Viele Kritiker suchen nach den Motiven, die sie kennen aus der Frisch-Lektüre" - was Gleichauf über die Kritiker schreibt, trifft verschärft auf ihre eigene, immerhin solide informierende Biographie zu. Sie benutzt allzu ausgiebig die durch übermäßigen Gebrauch abgenutzten Formeln der Frisch-Philologie, die zumeist noch vom Autor selbst stammen. Wenn sie etwa erzählt, wie Frisch als Junge den "Don Quijote" las, dann rückt sie in weit vorauseilender Parallelenjägerei den Rosinante-Ritter in die "Gantenbein"-Perspektive: "Da zieht sich einer eine Geschichte an. Da spielt einer eine tragikomische Rolle, als wäre es sein Leben."

Bei den berühmten Theaterstücken Frischs, deren Parabelsimplizität heute eher langweilt, hält sich Gleichauf mit kritischen Kommentaren zurück und bietet lieber hohltönende Programm-Musik aus der Hochzeit des epischen Theaters: "Frisch sieht es als eine seiner leidenschaftlichsten Aufgaben an, im Stück, auf der Bühne, vor den Augen des Publikums Fragen in einer solchen Intensität zu stellen, dass die Zuschauer fortan nicht mehr leben können ohne eine Rastlosigkeit des Fragens." Auf Distanz geht die Autorin dagegen zum Frauenbild des frühen Frisch, das "uns heute unerträglich anmutet". Und noch ein Defizit des jungen Autors: "Phänomene wie Verfolgung, Unterdrückung, Emigration interessieren ihn nicht nachhaltig genug. Er ist nicht in der Lage, zum Sprachrohr zu werden für Künstler, die verfolgt sind." Selbst wenn man hier sachlich zustimmt, stört man sich doch an der selbstgerechten, phrasenhaften Formulierung.

Am besten ist Gleichauf bei der Vorstellung der Spätwerke: "Montauk", "Der Mensch erscheint im Holozän" - mit diesen Büchern kann sie sichtlich etwas anfangen, und hier versteht sie endlich auch, den Leser zu begeistern. Zu leidenschaftlich ist dagegen ihre Ablehnung Walter Fabers. Als "langweiligen, kalt rechnenden, am Leben vorbei dahinvegetierenden Kerl" bezeichnet sie ihn. "Man wartet darauf, dass dieser Klugschwätzer eines Tages die Rechnung präsentiert bekommt, auf der steht: Ändere dein Leben." Diese Lesart ist naiv. Zwar läuft "Homo Faber" - eine Partitur der Antithesen, wie sie Thomas Mann nicht dichter komponiert hat - auf eine radikale Revision der Lebenshaltung hinaus, aber die "männliche" Sachlichkeit, die Weltumgestaltung durch Technik und modernen Städtebau sind essentielle Frisch-Themen, die auch bei der Faber-Figur ihre ambivalente Faszination behalten. Dies nicht zuletzt dank des Tons, den Frisch für den in die Präzision verliebten und zugleich sehr unzuverlässigen Ich-Erzähler gefunden hat: ein kühler, schlanker Stil, der Details prüft und Gefühle im Ungesagten verschweben lässt.

Dass Frisch mehrere Anläufe brauchte, um zu Meisterwerken zu gelangen, ist bekannt. Man sollte aber ein Bewusstsein dafür wahren, dass die frühen Werke Voraussetzung für spätere Qualitäten von Frischs Prosa sind. Die kunstvoll verknappte Sprache, das ausgeprägte Rollenbewusstsein, die Fähigkeit zur Selbstparodie sind nicht zuletzt Reflexe der frühen literarischen Irrgänge. Dieser Autor hatte mehrere Häutungen nötig, um immer von neuem er selbst zu werden. Solche Zusammenhänge wünschte man sich von einer aktuellen Frisch-Biografie deutlicher erklärt.

WOLFGANG SCHNEIDER

Ingeborg Gleichauf: "Jetzt nicht die Wut verlieren". Max Frisch - Eine Biografie. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2010. 271 S., geb., 18,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ganz schön unbeholfen, was die Autorin da anstellt, meint Roman Bucheli recht gnadenlos. Angesichts dieser Frisch-Biografie ist er sich einerseits sicher, dass Ingeborg Gleichauf wie schon öfters ein Buch für Jugendliche geschrieben hat, andererseits fragt er sich, warum das unbedingt mit derartiger Anspruchslosigkeit vonstatten gehen muss. Weder werkanalytisch, biografisch noch politisch jedenfalls kommt Bucheli mit dem Buch auf seine Kosten. Kaffeesatzweisheiten, Anbiederung und stilistischer Masochismus sind Buchelis Sache nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH
tige Dinge mit einfachen Worten auf den Punkt zu bringen. Eine leicht lesbare Einstimmung ins kommende Frisch-Jahr." Daniel von Aarburg, Kulturplatz, Schweizer Fernsehen, 15.09.10

"Eine beeindruckende Lebensgeschichte und Werkinterpretation." Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendbuchliteratur e.V. / Buch des Monats im September 2010

"In der extra fürs junge Publikum geschriebenen Biografie folgt Ingeborg Gleichauf dem Schweizer Autor auf seinen Lebensstationen und gibt damit seinem Werk einen nachvollziehbaren Hintergrund." Beate Strobel, FOCUS Schule, 10/2010