"Mein Weg ans Theater war verschlungen. Unvorhersehbar. Holprig. Als Kind hasste ich es sogar, angesehen und vorgeführt zu werden" - so beginnt Robert Seethalers eigenwilliger Held seine Geschichte. Eine Geschichte, die mit der Kindheit im kleinen Friseursalon der Eltern beginnt, gefolgt von der turbulenten Freundschaft mit dem treuen Begleiter und ewigen Konkurrenten Max und dem ersten Verliebtsein in Lotte mit den grellpinken Zehennägeln. Doch so viel Unglück diese Liebe über den Helden bringt, so viel Glück bedeutet sie letztlich auch, denn durch sie kommt er zum Theater - Tschechow hin oder her - und beginnt damit seinen langen, steinigen Weg zum Schauspieler und schließlich gar raus aus der Provinz.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Sandra Richter lässt sich mit viel gutem Willen auf Robert Seethalers jüngsten Roman ein und vermutet dahinter erst eine "Anti-Blechtrommelei", dann einen neonaturalistischen Roman im Gefolge von Hermann Conradi. Der Autor lässt wie einst Günter Grass nämlich einen geburtsunwilligen, dafür mit pränatal ausgereiftem Bewusstsein und Verstand ausgestatteten Protagonisten das Licht der Welt erblicken, erklärt uns die Rezensentin. Anders als Oskar Matzerath allerdings hat der sich drastisch ausdrückende und nach abgebrochener Friseurlehre eine erfolgreiche Theaterkarriere verfolgende Protagonist keine "kollektiven Visionen", sondern verfolgt nur immer seine persönliche Glückssuche, stellt die Rezensentin fest. Das ist ihr am Ende nicht genug für einen Roman, der beständig literarische Vorbilder aufruft und doch über ein lineares, konventionelles Erzählen nicht hinauskommt, wie Richter ernüchtert kritisiert. Und im Spiegel aktueller Romane zu Kindheit und Familie von Georg Klein oder Katharina Hacker scheint ihr Seethalers Buch wie ein "kleiner, verspielter Bruder", der sein Thema nicht "ernst genug" nimmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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