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Part of the Jewish Encounter series Taking in everything from the Kingdom of David to the Oslo Accords, Ruth Wisse offers a radical new way to think about the Jewish relationship to power. Traditional Jews believed that upholding the covenant with God constituted a treaty with the most powerful force in the universe; this later transformed itself into a belief that, unburdened by a military, Jews could pursue their religious mission on a purely moral plain. Wisse, an eminent professor of comparative literature at Harvard, demonstrates how Jewish political weakness both increased Jewish…mehr

Produktbeschreibung
Part of the Jewish Encounter series Taking in everything from the Kingdom of David to the Oslo Accords, Ruth Wisse offers a radical new way to think about the Jewish relationship to power. Traditional Jews believed that upholding the covenant with God constituted a treaty with the most powerful force in the universe; this later transformed itself into a belief that, unburdened by a military, Jews could pursue their religious mission on a purely moral plain. Wisse, an eminent professor of comparative literature at Harvard, demonstrates how Jewish political weakness both increased Jewish vulnerability to scapegoating and violence, and unwittingly goaded power-seeking nations to cast Jews as perpetual targets. Although she sees hope in the State of Israel, Wisse questions the way the strategies of the Diaspora continue to drive the Jewish state, echoing Abba Eban's observation that Israel was the only nation to win a war and then sue for peace. And then she draws a persuasive parallel to the United States today, as it struggles to figure out how a liberal democracy can face off against enemies who view Western morality as weakness. This deeply provocative book is sure to stir debate both inside and outside the Jewish world. Wisse's narrative offers a compelling argument that is rich with history and bristling with contemporary urgency.
Autorenporträt
Ruth R. Wisse
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.12.2008

Angst vor der Macht
Eine scharfe Absage an den jüdischen Edelmut
Wie kommt ausgerechnet eine Professorin für jiddische Literatur dazu, ein glühendes Plädoyer für ein selbstbewussteres jüdisches Verhältnis zur Macht zu verfassen und die „Verehrung” politischer Schwäche zu geißeln? Die Autorin Ruth R. Wisse gibt eine sehr persönliche Antwort: Als Lehrerin für Jiddisch unterrichte sie eine Sprache, die sich über tausend Jahre entwickelte – und dann in nur sechs Jahren von 1939 – 45 praktisch ausgelöscht wurde. In Tschernowitz geboren, wuchs sie mit der deutschen Muttersprache auf und flüchtete 1940 mit ihren Eltern ins kanadische Montréal. Erst dort lernte sie Jiddisch wie eine Fremdsprache. Es ist wohl nicht zuletzt dieser Lebensweg, der ihren scharfen Ton erklärt.
In der Diaspora bedeutete jüdische Politik in erster Linie, die Toleranz der nichtjüdischen Herrscher zu gewinnen, um damit das Überleben zu sichern. In ihrer eher defensiven Stoßrichtung ermöglichte diese Politik aber auch eine moralische Kultur, die Wisse mit dem jiddischen Begriff der mentshlekhkayt beschreibt. Selbst Golda Meir stand nach Wisse noch unter dem Einfluss dieser Kultur, wie eine Begebenheit während der Friedensgespräche mit Ägypten illustriert. Die israelische Ministerpräsidentin sagte damals zu Anwar Sadat: „Wir können Ihnen verzeihen, dass Sie unsere Söhne getötet haben. Aber wir werden Ihnen nie verzeihen, dass Sie uns gezwungen haben, Ihre Söhne zu töten.”
Wisse lässt keinen Zweifel daran, dass sie diesen moralischen Edelmut für politisch selbstmörderisch hält. Mehr noch: Die von ihr angeprangerte Verehrung jüdischer Machtlosigkeit gilt ihr als ausgesprochen „unjüdisch”. Die jüdische Pflicht, für Gott ein „Königreich von Priestern und ein heiliges Volk” (2. Mose 19,6) zu sein, sei ohne Macht überhaupt nicht realisierbar. Früher vertrauten die Juden auf Gott, auf dass er ihnen die nötige Macht schon geben werde. Was jedoch, wenn modernen Juden dieser Glaube abhanden kommt? Wisse formuliert deshalb den moralischen Imperativ neu: Juden seien nunmehr aufgefordert, die Macht selbst zu ergreifen, um ihrem moralischen Auftrag gerecht zu werden.
Das ist ein origineller Gedanke, doch Wisse erweist ihrem Anliegen einen Bärendienst, wenn sie ihn mit einem radikalen zionistischen Politikentwurf gleichsetzt. Ihre Kritik am Friedensprozess und an allen territorialen Kompromissen seit der Rückgabe der „blühenden jüdischen Siedlungen” auf der Sinai-Halbinsel verbindet sie mit der Behauptung, dass die Israelis sich vor lauter Friedenssehnsucht in ihren Feind verliebt hätten.
Diese und ähnliche Polemiken sind ebenso ärgerlich wie überflüssig. Sie sollten jedoch nicht dazu führen, das Buch voreilig beiseitezulegen. Denn Wisse gehört zur wachsenden Schar jüdischer Intellektueller, die die Geschichte im Licht jüdischer Handlungsmöglichkeiten betrachten. Da werden zum Beispiel die autonomen jüdischen Gemeinden der Diaspora untersucht, die Institution des jüdischen „Fürsprechers” oder auch die Rolle der Juden in den kommunistischen Staaten. Auch jenseits von Wisses lauter Rhetorik ist immer wieder ihre Wertschätzung für die jüdischen Werte der Menschlichkeit, des Entgegenkommens und des Kompromisses spürbar, die doch gerade im Zentrum ihrer Kritik stehen. Wenn sie darauf hinweist, dass in Israel ausländische Gäste nicht die Armee präsentiert bekämen, sondern nach Jad Vaschem geführt würden, dann schwingt unüberhörbar auch Stolz mit.
Dennoch: In letzter Konsequenz fordert sie nicht weniger als den Abschied von einer Epoche, und es überrascht nicht, dass er von deutschen Juden nie betrieben wurde. Von Deutschland ging die Denationalisierung des Judentums aus. Im Zeitalter der Emanzipation wollte man auf keinen Fall den Verdacht erregen, einen „Staat im Staat” zu bilden. Moralische Universalität war das Gebot der Zeit. In diesem geistigen Klima politischer Abstinenz wurde das Thema „jüdischer Macht” lange oder auch zu lange den Antisemiten überlassen.
Wisse fordert, dass Israel in seiner Eigenschaft als Verbündeter der westlichen Welt die jüdische Pflicht wahrnimmt, an der „Vervollkommnung der Welt” (tikkun olam) zu arbeiten. Diese Auffassung und damit einhergehend die Identifizierung jüdischer Macht mit israelischer Souveränität ist auch unter Juden umstritten. Einigkeit herrscht in einem Punkt: Juden sind nicht nur Opfer, sondern selbstbewusste politische Akteure – ob in Israel oder in der Diaspora. Nach der Vernichtung der europäischen Juden ist das eine gute Nachricht. Es wäre schon viel gewonnen, würden Bücher wie das von Ruth R. Wisse auch in deutscher Sprache vorliegen, um mit dieser Repolitisierung jüdischen Denkens bekannt zu machen. JULIA BRAUCH
RUTH R. WISSE: Jews and Power. Nextbook/Schocken, New York. 256 Seiten, 14,99 Euro.
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