Einzigartig war die bislang noch kaum verstandene Kunst des JHERONIMUS BOSCH: In faszinierenden Bildern führte er Beweggründe menschlichen Verhaltens, ja sogar weltanschauliche Zusammenhänge vor Augen. Hierzu erfand er ein universelles Symbolsystem, das in Urwissen wurzelt und neuplatonisch inspiriert ist. Vorliegendes Buch erklärt BOSCHS berühmtestes Werk in allen wohldurchdachten Einzelheiten! Die unerhört eindringlichen Motive ordnen sich zu einem bewundernswerten Sinngefüge. "Der Garten der Lüste" erweist sich als ganzheitliche Schilderung der triadisch strukturierten Welt. Gott läßt seine Geschöpfe gewähren, hat aber Rahmenbedingungen festgelegt. Zu jeder Entwicklung gibt es mindestens ansatzweise eine Gegentendenz. Es kommt darauf an, den Gegensatz zwischen Geist und Körper durch das seelische Prinzip zu überwinden. Keimen, Wachsen, Fruchten und Sterben werden in Bezug auf die drei Daseinsfaktoren veranschaulicht. Pflanzen und Tiere deuten auf menschliches Handeln und Wandeln, der Mensch auf den Kosmos hin. Wir haben immer die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinsamkeit, zwischen Haß und Liebe. Das Leben ist ein Kreislauf, dessen Ergebnis Neuordnung der Seinsbestandteile bedingt. Über die Fülle tiefsinniger Details und überraschender Zusammenhänge hinaus deutete der Künstler manches an (bisher meist als Vorzeichnung mißverstanden), um zum Meditieren, ja Transzendieren anzuregen. Auch übergeordnete Strukturen kommen vor, für die man erst einen Blick entwickeln muß. Für BOSCHS Gemälde gilt zurecht der GOETHE-Vers: "Alles, was geschieht, ist Symbol - und, indem es sich darstellt, deutet es auf das Übrige." Alles hat tiefere Bedeutung, von der zahlenmäßigen Struktur und den Farben über die Lebewesen und geometrischen Figuren bis zu den Mißgestalten, Musikinstrumenten und Spielen im Fegefeuer. Dorthin hat sich der Maler selbst versetzt: wegen "Versiegelung seines Testamentes"! Freilich mußte er die Inquisition fürchten, weil er nicht an ewige Verdammung, wohl aber an Wiedergeburt glaubte. Wurde die Menschheit ihrer Verantwortung gerecht? Wohl kaum - aber für Nächstenliebe ist es nie zu spät. Der betrachtende Leser erkennt Fehlentwicklungen unserer Zeit als Ausdruck einer Ideologie, die positive Einflußfaktoren unterschätzt! Das geheime Vermächtnis des mittelalterlichen Niederländers BOSCH überzeugt durch tiefgründige Harmonie und erstaunliche Aktualität.