Die vorliegende Arbeit ist der Versuch einer mehrschichtigen Analyse des Romans "Lang Tuteng", den der chinesische Soziologe Jiang Rong im Jahr 2004 veröffentlicht hat. Im Roman wird die Geschichte eines jungen Intellektuellen erzählt, der während der Kulturrevolution mehrere Jahre bei Viehzüchtern in der Inneren Mongolei verbracht hat. Wolf und Totem nehmen im Roman Züge an, die nicht in Einklang mit den in soziologischer Manier gemachten Beobachtungen der Hauptperson stehen, sondern vielmehr als Aussagen über das Befinden der chinesischen Gesellschaft verstanden werden wollen, die unverhüllt aber nicht ungestraft gesagt werden könnten. Ausgehend von den zahlreichen Hinweisen ist für jemanden, der sich in die mongolische Perspektive versetzen kann (die Autorin ist mongolische Staatsbürgerin) die Annahme berechtigt, dass ein wesentliches Anliegen des Autors die Kritik an der Minderheitenpolitik der VRCh und an der Rolle der chinesischen Intellektuellen in der Gesellschaft ist. Die Annäherung an das Werk über die meta-textuelle Ebene versteht sich außerdem als ein Beitrag von kulturhistorischer Relevanz in Hinblick auf Chinas Beziehung zu den "Anderen" vermittelt aus der Perspektive der in "Lang Tuteng" von Jiang Rong sehr detailliert und liebevoll beschriebenen Menschen der (Inneren) Mongolei.