Leo Rostens vergnügliches Hausbuch der 60er Jahre liegt endlich in deutscher Ausgabe vor und wurde mit vielen Stichwörtern angereichert, die uns aus der deutschen Alltagssprache bekannt sind.
Ein originelles Wörterbuch und eine Schatzkammer lebendigerjüdischer Kultur, Religion und Geschichte!
Was chuzpe, koscher, meschugge und zores heißt, wissen Sie sicher. Einen bagel, gefilte fisch, ein kichel, latkes oder lox haben Sie vielleicht auch schon gegessen. Aber wissen Sie, was das alles mit der Tora, dem Talmud und dem jüdischen Glauben zu tun hat? Jiddisch ist diejenige europäische Sprache, die dem Deutschen am nächsten steht. Wenn es heute im amerikanischen Slang hunderte von deutsch/jiddischen Lehnwörtern gibt, dann verdanken wir das nicht zuletzt den jüdischen Auswanderern, die ihre aus dem Mittelhochdeutschen stammende Sprache nach Amerika importiert haben.
Leo Rosten hat Ende der sechziger Jahre ein vergnügliches Hausbuch geschaffen, das jiddische Wörter, jüdische Geschichte, Folklore und Witze mit einer zwanglosen Einführung in die Grundelemente des Judaismus verbindet und uns auf diese angenehme Weise mit einer Welt vertraut macht, die uns fast verloren gegangen wäre. Kennern ist diese Schatzkammer schon seit langem vertraut, in Amerika wurde sie aktualisiert. Für die jetzt endlich vorliegende deutsche Ausgabe wurde das Buch mit vielen Stichworten angereichert, die uns aus der deutschen Alltagssprache vertraut sind.
Ein originelles Wörterbuch und eine Schatzkammer lebendigerjüdischer Kultur, Religion und Geschichte!
Was chuzpe, koscher, meschugge und zores heißt, wissen Sie sicher. Einen bagel, gefilte fisch, ein kichel, latkes oder lox haben Sie vielleicht auch schon gegessen. Aber wissen Sie, was das alles mit der Tora, dem Talmud und dem jüdischen Glauben zu tun hat? Jiddisch ist diejenige europäische Sprache, die dem Deutschen am nächsten steht. Wenn es heute im amerikanischen Slang hunderte von deutsch/jiddischen Lehnwörtern gibt, dann verdanken wir das nicht zuletzt den jüdischen Auswanderern, die ihre aus dem Mittelhochdeutschen stammende Sprache nach Amerika importiert haben.
Leo Rosten hat Ende der sechziger Jahre ein vergnügliches Hausbuch geschaffen, das jiddische Wörter, jüdische Geschichte, Folklore und Witze mit einer zwanglosen Einführung in die Grundelemente des Judaismus verbindet und uns auf diese angenehme Weise mit einer Welt vertraut macht, die uns fast verloren gegangen wäre. Kennern ist diese Schatzkammer schon seit langem vertraut, in Amerika wurde sie aktualisiert. Für die jetzt endlich vorliegende deutsche Ausgabe wurde das Buch mit vielen Stichworten angereichert, die uns aus der deutschen Alltagssprache vertraut sind.
"So ist dieses jiddische Hausbuch auch für das tiefere und zugleich humorvolle Kennerlernen unserer deutschen Alltagssprache eine Bereicherung." www.kultur-punkt.ch
"Informationsfülle und Unterhaltungswert des ungewöhnlichen Kulturgeschichte-Standardwerks sind gleichermaßen großartig." Plärrer
"...ein Werk, das viel Wissen vermittelt, doch auch in den tieferen Sinn jüdischen Humors und Geistes führt; es ist eine Schatzkammer lebendiger Sprachkultur, Religion und Geschichte - ein Buch, in dem man besonders heute wieder lesen sollte." DAVID
"Leo Rostens längst klassisches Hausbuch der jiddischen Sprache und Kultur lässt sich wohl nie vollständig vom Amerikanischen ins Deutsche übertragen, aber dank seiner sorgfältigen Bearbeitung ist die deutsche Erstausgabe dennoch ein Muss für Sprachkulturfans. Nicht nur erfährt man auf äusserst vergnügliche Weise unglaublich viel über die jüdische Kultur, es wird gerade uns Europäern bewusst, wie viel wir selbst und gerade unsere Sprache der jüdischen Kultur verdanken. Eine Fundgrube, die man so schnell nicht mehr aus der Hand legen wird." Forum
"Es ist ein Wörterbuch. Denn es erklärt über 500 Begriffe der europäischen Sprache, die dem Deutschen am nächsten verwandt ist. Es ist ein Geschichtsbuch. Denn es beschreibt Traditionen, Rituale und historische Zusammenhänge, die hinter diesen Begriffen stehen. Und es ist ein Hausbuch voller Schwänke, Anekdoten, Witze, Sprichwörter, so kurzweilig und vergnüglich, dass man es nicht aus der Hand legen mag..." BONUS - Das Magazin der Volksbanken und Raiffeisenbanken
"'Masl-tow' heißt 'Glückwunsch' oder 'gratuliere' und 'a mechaje' ist 'eine Freude' und beides möchte man dem Verlag zurufen. Gratuliere, es ist eine Freude, Leo Rostens Buch 'Jiddisch. Eine kleine Enzyklopädie' zu lesen." Passauer Neue Presse
"Der Deutscher Taschenbuch Verlag hat ein 'Nachschlagewerk' herausgebracht, das nicht nur zum Nachschlagen reizt, sondern zum Lesen, das vor allen Dingen wirklich lesenswert ist ... Hat man das Buch einmal zur Hand genommen, stößt man immer wieder auf überraschend Neues und Interessantes, so dass es einem schwer wird, es wieder beiseite zu legen. Man folgt Querverweisen zu anderen Wörtern, bleibt an einer der Illustrationen von R.O. Blechmann hängen und stellt immer wieder erstaunt fest, dass man Wörterbücher sehr wohl lesen kann. Ja, dass es einem, wie in diesem Fall, durchaus schwer werden kann, sie nicht in einem Zug auszulesen." Hessischer Rundfunk, Hörfunk Literatur
"Es ist ein Wörterbuch. Denn es erklärt über 500 Begriffe der europäischen Sprache, die dem Deutschen am nächsten verwandt ist. Es ist ein Geschichtsbuch. Denn es beschreibt Traditionen, Rituale und historische Zusammenhänge, die hinter diesen Begriffen stehen. Und es ist ein Hausbuch voller Schwänke, Anekdoten, Witze, Sprichwörter, so kurzweilig und vergnüglich, dass man es nicht aus der Hand legen mag..." Bonus
"Mit 'Jiddisch' passiert genau das, was für alle guten Enzyklopädien charakteristisch ist. Man nimmt sie zur Hand, um einen bestimmten Ausdruck nachzuschlagen und ertappt sich eine Stunde später dabei, noch immer in die Lektüre vertieft zu sein." Tips
"Es ist 638 Seiten dick. Es ist rot. Und es hat's im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Das Wörterbuch, das den Namen 'Jiddisch' trägt und viel mehr ist als ein einfaches Nachschlagewerk. Hier werden Geschichte und Kultur lebendig. Hier wird nicht nur nüchtern erklärt, sondern erzählt, gedeutet, ausgelotet. Der typisch jüdische Witz, hier wird er Seite für Seite in Worte gefasst." Rhein-Zeitung (Koblenz)
"Dieses Handbuch ist ein guter Griff, mit dem Sprachneuigkeiten, Sprachverbindendes und seine Wirkungen leserfreundlcih faßlich dargestellt werden. Es baut Bildungsbrücken zwischen Gegenwart und Vergangenheit und führt Menschen unterschiedlicher Sprachen über ihr Interesse an Sprachlichem zueinander." Neue Zeitung
"Eigentlich handelt es sich um mehrere Bücher in einem, auf jeden Fall um eines, das jedem, der sich, Sharon hin, Palästine-Politik her, den Kindern Israels verbunden fühlt, wärmstens ans Herz gelegt sei." Freie Presse Chemnitz
"Allen aber, die Freude haben an lehrreichen Unterhaltung und amüsanter Unterweisung sollten den dickleibigen Band von Leo Rosten unbedingt erwerben. Die einmalige Mischung aus Information und Witz garantiert ein umfassendes Lesevergnügen." Deutsche Welle Buchtipp
"'Joys of Yiddisch' ist ein Buch über die Lebendigkeit von Sprache, über gesprochenes Denken." taz
"Informationsfülle und Unterhaltungswert des ungewöhnlichen Kulturgeschichte-Standardwerks sind gleichermaßen großartig." Plärrer
"...ein Werk, das viel Wissen vermittelt, doch auch in den tieferen Sinn jüdischen Humors und Geistes führt; es ist eine Schatzkammer lebendiger Sprachkultur, Religion und Geschichte - ein Buch, in dem man besonders heute wieder lesen sollte." DAVID
"Leo Rostens längst klassisches Hausbuch der jiddischen Sprache und Kultur lässt sich wohl nie vollständig vom Amerikanischen ins Deutsche übertragen, aber dank seiner sorgfältigen Bearbeitung ist die deutsche Erstausgabe dennoch ein Muss für Sprachkulturfans. Nicht nur erfährt man auf äusserst vergnügliche Weise unglaublich viel über die jüdische Kultur, es wird gerade uns Europäern bewusst, wie viel wir selbst und gerade unsere Sprache der jüdischen Kultur verdanken. Eine Fundgrube, die man so schnell nicht mehr aus der Hand legen wird." Forum
"Es ist ein Wörterbuch. Denn es erklärt über 500 Begriffe der europäischen Sprache, die dem Deutschen am nächsten verwandt ist. Es ist ein Geschichtsbuch. Denn es beschreibt Traditionen, Rituale und historische Zusammenhänge, die hinter diesen Begriffen stehen. Und es ist ein Hausbuch voller Schwänke, Anekdoten, Witze, Sprichwörter, so kurzweilig und vergnüglich, dass man es nicht aus der Hand legen mag..." BONUS - Das Magazin der Volksbanken und Raiffeisenbanken
"'Masl-tow' heißt 'Glückwunsch' oder 'gratuliere' und 'a mechaje' ist 'eine Freude' und beides möchte man dem Verlag zurufen. Gratuliere, es ist eine Freude, Leo Rostens Buch 'Jiddisch. Eine kleine Enzyklopädie' zu lesen." Passauer Neue Presse
"Der Deutscher Taschenbuch Verlag hat ein 'Nachschlagewerk' herausgebracht, das nicht nur zum Nachschlagen reizt, sondern zum Lesen, das vor allen Dingen wirklich lesenswert ist ... Hat man das Buch einmal zur Hand genommen, stößt man immer wieder auf überraschend Neues und Interessantes, so dass es einem schwer wird, es wieder beiseite zu legen. Man folgt Querverweisen zu anderen Wörtern, bleibt an einer der Illustrationen von R.O. Blechmann hängen und stellt immer wieder erstaunt fest, dass man Wörterbücher sehr wohl lesen kann. Ja, dass es einem, wie in diesem Fall, durchaus schwer werden kann, sie nicht in einem Zug auszulesen." Hessischer Rundfunk, Hörfunk Literatur
"Es ist ein Wörterbuch. Denn es erklärt über 500 Begriffe der europäischen Sprache, die dem Deutschen am nächsten verwandt ist. Es ist ein Geschichtsbuch. Denn es beschreibt Traditionen, Rituale und historische Zusammenhänge, die hinter diesen Begriffen stehen. Und es ist ein Hausbuch voller Schwänke, Anekdoten, Witze, Sprichwörter, so kurzweilig und vergnüglich, dass man es nicht aus der Hand legen mag..." Bonus
"Mit 'Jiddisch' passiert genau das, was für alle guten Enzyklopädien charakteristisch ist. Man nimmt sie zur Hand, um einen bestimmten Ausdruck nachzuschlagen und ertappt sich eine Stunde später dabei, noch immer in die Lektüre vertieft zu sein." Tips
"Es ist 638 Seiten dick. Es ist rot. Und es hat's im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Das Wörterbuch, das den Namen 'Jiddisch' trägt und viel mehr ist als ein einfaches Nachschlagewerk. Hier werden Geschichte und Kultur lebendig. Hier wird nicht nur nüchtern erklärt, sondern erzählt, gedeutet, ausgelotet. Der typisch jüdische Witz, hier wird er Seite für Seite in Worte gefasst." Rhein-Zeitung (Koblenz)
"Dieses Handbuch ist ein guter Griff, mit dem Sprachneuigkeiten, Sprachverbindendes und seine Wirkungen leserfreundlcih faßlich dargestellt werden. Es baut Bildungsbrücken zwischen Gegenwart und Vergangenheit und führt Menschen unterschiedlicher Sprachen über ihr Interesse an Sprachlichem zueinander." Neue Zeitung
"Eigentlich handelt es sich um mehrere Bücher in einem, auf jeden Fall um eines, das jedem, der sich, Sharon hin, Palästine-Politik her, den Kindern Israels verbunden fühlt, wärmstens ans Herz gelegt sei." Freie Presse Chemnitz
"Allen aber, die Freude haben an lehrreichen Unterhaltung und amüsanter Unterweisung sollten den dickleibigen Band von Leo Rosten unbedingt erwerben. Die einmalige Mischung aus Information und Witz garantiert ein umfassendes Lesevergnügen." Deutsche Welle Buchtipp
"'Joys of Yiddisch' ist ein Buch über die Lebendigkeit von Sprache, über gesprochenes Denken." taz
»Allen aber, die Freude haben an lehrreichen Unterhaltung und amüsanter Unterweisung sollten den dickleibigen Band von Leo Rosten unbedingt erwerben. Die einmalige Mischung aus Information und Witz garantiert ein umfassendes Lesevergnügen.« (Deutsche Welle Buchtipp)
»Joys of Yiddisch ist ein Buch über die Lebendigkeit von Sprache, über gesprochenes Denken.« (taz)
»Joys of Yiddisch ist ein Buch über die Lebendigkeit von Sprache, über gesprochenes Denken.« (taz)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.03.2003Ungetrocknete Tränen
Großer Kappes: Leo Rostens Enzyklopädie des Jiddischen
Im Jahr 1933 schrieb der aus dem polnischen Rohatyn stammende Student Jechiel Fischer am Deutschen Seminar der Universität Heidelberg an einer der ersten und letzten großen Arbeiten über das Jiddische in der akribischen Tradition der deutschen Philologie. Ihr "Allgemeiner Teil" konnte 1936 nicht mehr beim Schocken Verlag als Buch herauskommen. Der Text erschien 1973, als der Autor als Jechiel Bin-Nun in Haifa lebte, bei Niemeyer unter dem Titel "Jiddisch und die deutschen Mundarten" und ist noch immer eine der besten Einführungen in die komplexe jiddische Sprachgeschichte.
Was die Zukunft des Jiddischen anging, war Bin-Nun schon beim Abschluß seines Manuskripts 1935 nicht optimistisch. Das Westjiddische war schon fast ganz erloschen, und in Osteuropa sah Bin-Nun massive Assimilationstendenzen. Nur dort, wo das Jiddische eine ideologische Funktion erfüllte (in der Arbeiterbewegung, im Hassidismus, im Bolschewismus), genoß die Sprache einen künstlichen Schutz. Was das Kolonialjiddisch insbesondere in Amerika betraf, schloß Bin-Nun, daß "in einigen Generationen das Jiddische bei der Masse der Juden dort sein Ende erreicht haben wird". Hitlers und Stalins Ausrottungspolitik erfüllte Bin-Nuns Vorhersage in unerwartet radikaler Weise und brachte so auch die Quelle für das Kolonialjiddisch zum Versiegen.
Als die zweite Generation amerikanisch-jüdischer Schriftsteller, angeführt von Philip Roth, in den sechziger Jahren prominent wurde, bemerkten die älteren jüdischen Schriftsteller verbittert, daß bei den Jungen von der Jidishkajt allenfalls noch schtupn und puz, das obszöne Vokabular, übriggeblieben sei. Wie weit die Erosion der jiddischen Sprache und das Allgemeinwissen über die traditionelle jüdische Kultur unter amerikanischen Juden tatsächlich fortgeschritten war, belegte der ungeheure Erfolg eines der ödesten und plattesten Bücher, das es überhaupt über die jiddische Sprache gibt, Leo Rostens "The Joys of Yiddish" (1968). Dieses in der besten sentimentalen Absicht der Bewahrung und Verklärung des Jiddischen geschriebene Werk der trivialen Sachbuchliteratur, das die Leser durch die Analogie zum damals skandalösen "The Joys of Sex" aus den Niederungen von schtupn und puz auf die Höhen kulturell verfeinerter Jiddisch-Kenntnis locken wollte, ist eine alphabetisch organisierte Liste jiddischer Wörter, die ins Amerikanische eingedrungen (goy, ganef, boychik, knish, feigele) oder in der amerikanisch-jüdischen Kultur hängengeblieben sind (jorzajt, jontew, majrew, jißkor, briß). Rosten ergeht sich in grundlegenden Erklärungen der jüdischen Kultur, als handle es sich hier um eine lang versunkene Zivilisation, und illustriert den Gebrauch der Wörter durch Witze, deren Banalität schwer zu übertreffen ist und die den Leser in das vormoderne Shtetl oder das Einwanderermilieu der zwanziger Jahre hineinversetzen soll. Rosten verzichtete auf Beispiele aus der modernen jiddischen Dichtung und Literatur, vermied das komplexe Material der jiddischen politischen Rhetorik und ignorierte die bissige jiddische Sozialkritik. So entsteht denn in Rostens Buch das Porträt einer leicht durchtriebenen und neunmalklugen, aber doch auch naiven und unpraktischen Kultur, die ärmlich ißt (gefilte fisch, borscht), oft und lange betet (kadisch, megile, minche, schachriß), gern gute Geschäfte macht (ganef, meloche, macher) und Muskelaufwand für verblödend oder kriminiell hält (gaslen, goy, grob, kloz).
In der Tat verwies Rosten in seinem Vorwort explizit auf den unmartialischen Charakter der jiddischen Sprache (ergo des jüdischen Volkes). Er zitierte Isaac Bashevis Singer, der Jiddisch für die einzige Sprache hielt, die nie von den Mächtigen benutzt wurde, und Jitzchak Leib Peretz, der von Jiddisch als den "ungetrockneten Tränen des jüdischen Volkes" sprach. Der historische Kontext hierfür war der israelische Sieg im Sechs-Tage-Krieg 1967. "Dem jidns simche is mit a bisl schreck" - in die Freude des Juden mischt sich stets die Furcht vor der nächsten Gewalttat der Nichtjuden. Amerikanischen Juden war daran gelegen, den Eindruck jüdischer Aggression durch Verweis auf die Gewaltlosigkeit ihrer traditionellen Kultur zu minimieren. In einer Art Unterwerfungsgeste signalisierte man physische Schwäche, die im eigenen Empfindungshaushalt durch den Glauben an die eigene intellektuelle Überlegenheit ausgeglichen wurde. Rostens Buch drängt Jiddisch in die Rolle der Opfersprache, der "demütigen, weisen Sprache - der geängstigten Menschheit". Er lancierte sie quasi als Gegensprache zum "militärischen" Hebräisch der neuen jüdischen Machthaber, und als solche machte Jiddisch in Amerika und Deutschland Karriere. Jiddisch wurde zum jüdischen Identitätsangebot, das von der Verantwortung für die Gewalttätigkeit politischer Macht entband.
Rostens "The Joys of Yiddish" blieb jahrzehntelang ein Verkaufserfolg. Im letzten Herbst erschien eine von Lawrence Bush auf den jüngsten Sprachstand gebrachte Neuausgabe. Sie ist jetzt in der sorgfältigen Übersetzung und Überarbeitung für den deutschen Sprachraum von Lutz-W. Wolff auch hier zu haben. Die Ergänzungen von Bush und Wolff wollen das Armutszeugnis, das Rosten den assimilierten amerikanischen Juden ausstellte, zu einem Sprachkompendium veredeln. In der Tat erfährt der unbedarfte Leser, wenn er denn von A (adojni) bis Z (zutschepenisch) durchhält, viele Details über die jüdische Kultur. Aber wer als Außenseiter Zugang zur jiddischen Sprache sucht, ist mit Maurice Samuels um kulturelle Konzepte organisiertem Gegenbuch "In Praise of Yiddish" (1971) ungleich besser bedient. Wer etwas über die Einflüsse des Jiddischen auf die deutsche Sprache wissen will, sollte einen Blick in Werner Weinbergs Klassiker "Die Reste des Jüdischdeutschen" (1969) tun.
Es ist verständlich und löblich, daß man gerade in Deutschland an der Erweiterung der Kenntnisse über die jiddische Sprache interessiert ist. Aber Rostens Wissenshäppchen und die unsägliche Trivialität seiner Wortbeispiele tojgn derzu af kapores. Will heißen: Sie sind Kappes. Will heißen: Lesen Sie nicht Rosten, sondern gleich die Klassiker der jiddischen Literatur, Mendele Mocher Sfurim und Scholem Aleichem (etwa in den kongenialen Übersetzungen von Alexander Eliasberg). As dann wet ir nit akern mit der nos. Nur dann werden Sie das Feld Ihres Wissens nicht mit der Nase (einem denkbar ungeeigneten Instrument) bestellen.
SUSANNE KLINGENSTEIN
Leo Rosten: "Jiddisch". Eine kleine Enzyklopädie. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2002. 540 S., br., 25 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Großer Kappes: Leo Rostens Enzyklopädie des Jiddischen
Im Jahr 1933 schrieb der aus dem polnischen Rohatyn stammende Student Jechiel Fischer am Deutschen Seminar der Universität Heidelberg an einer der ersten und letzten großen Arbeiten über das Jiddische in der akribischen Tradition der deutschen Philologie. Ihr "Allgemeiner Teil" konnte 1936 nicht mehr beim Schocken Verlag als Buch herauskommen. Der Text erschien 1973, als der Autor als Jechiel Bin-Nun in Haifa lebte, bei Niemeyer unter dem Titel "Jiddisch und die deutschen Mundarten" und ist noch immer eine der besten Einführungen in die komplexe jiddische Sprachgeschichte.
Was die Zukunft des Jiddischen anging, war Bin-Nun schon beim Abschluß seines Manuskripts 1935 nicht optimistisch. Das Westjiddische war schon fast ganz erloschen, und in Osteuropa sah Bin-Nun massive Assimilationstendenzen. Nur dort, wo das Jiddische eine ideologische Funktion erfüllte (in der Arbeiterbewegung, im Hassidismus, im Bolschewismus), genoß die Sprache einen künstlichen Schutz. Was das Kolonialjiddisch insbesondere in Amerika betraf, schloß Bin-Nun, daß "in einigen Generationen das Jiddische bei der Masse der Juden dort sein Ende erreicht haben wird". Hitlers und Stalins Ausrottungspolitik erfüllte Bin-Nuns Vorhersage in unerwartet radikaler Weise und brachte so auch die Quelle für das Kolonialjiddisch zum Versiegen.
Als die zweite Generation amerikanisch-jüdischer Schriftsteller, angeführt von Philip Roth, in den sechziger Jahren prominent wurde, bemerkten die älteren jüdischen Schriftsteller verbittert, daß bei den Jungen von der Jidishkajt allenfalls noch schtupn und puz, das obszöne Vokabular, übriggeblieben sei. Wie weit die Erosion der jiddischen Sprache und das Allgemeinwissen über die traditionelle jüdische Kultur unter amerikanischen Juden tatsächlich fortgeschritten war, belegte der ungeheure Erfolg eines der ödesten und plattesten Bücher, das es überhaupt über die jiddische Sprache gibt, Leo Rostens "The Joys of Yiddish" (1968). Dieses in der besten sentimentalen Absicht der Bewahrung und Verklärung des Jiddischen geschriebene Werk der trivialen Sachbuchliteratur, das die Leser durch die Analogie zum damals skandalösen "The Joys of Sex" aus den Niederungen von schtupn und puz auf die Höhen kulturell verfeinerter Jiddisch-Kenntnis locken wollte, ist eine alphabetisch organisierte Liste jiddischer Wörter, die ins Amerikanische eingedrungen (goy, ganef, boychik, knish, feigele) oder in der amerikanisch-jüdischen Kultur hängengeblieben sind (jorzajt, jontew, majrew, jißkor, briß). Rosten ergeht sich in grundlegenden Erklärungen der jüdischen Kultur, als handle es sich hier um eine lang versunkene Zivilisation, und illustriert den Gebrauch der Wörter durch Witze, deren Banalität schwer zu übertreffen ist und die den Leser in das vormoderne Shtetl oder das Einwanderermilieu der zwanziger Jahre hineinversetzen soll. Rosten verzichtete auf Beispiele aus der modernen jiddischen Dichtung und Literatur, vermied das komplexe Material der jiddischen politischen Rhetorik und ignorierte die bissige jiddische Sozialkritik. So entsteht denn in Rostens Buch das Porträt einer leicht durchtriebenen und neunmalklugen, aber doch auch naiven und unpraktischen Kultur, die ärmlich ißt (gefilte fisch, borscht), oft und lange betet (kadisch, megile, minche, schachriß), gern gute Geschäfte macht (ganef, meloche, macher) und Muskelaufwand für verblödend oder kriminiell hält (gaslen, goy, grob, kloz).
In der Tat verwies Rosten in seinem Vorwort explizit auf den unmartialischen Charakter der jiddischen Sprache (ergo des jüdischen Volkes). Er zitierte Isaac Bashevis Singer, der Jiddisch für die einzige Sprache hielt, die nie von den Mächtigen benutzt wurde, und Jitzchak Leib Peretz, der von Jiddisch als den "ungetrockneten Tränen des jüdischen Volkes" sprach. Der historische Kontext hierfür war der israelische Sieg im Sechs-Tage-Krieg 1967. "Dem jidns simche is mit a bisl schreck" - in die Freude des Juden mischt sich stets die Furcht vor der nächsten Gewalttat der Nichtjuden. Amerikanischen Juden war daran gelegen, den Eindruck jüdischer Aggression durch Verweis auf die Gewaltlosigkeit ihrer traditionellen Kultur zu minimieren. In einer Art Unterwerfungsgeste signalisierte man physische Schwäche, die im eigenen Empfindungshaushalt durch den Glauben an die eigene intellektuelle Überlegenheit ausgeglichen wurde. Rostens Buch drängt Jiddisch in die Rolle der Opfersprache, der "demütigen, weisen Sprache - der geängstigten Menschheit". Er lancierte sie quasi als Gegensprache zum "militärischen" Hebräisch der neuen jüdischen Machthaber, und als solche machte Jiddisch in Amerika und Deutschland Karriere. Jiddisch wurde zum jüdischen Identitätsangebot, das von der Verantwortung für die Gewalttätigkeit politischer Macht entband.
Rostens "The Joys of Yiddish" blieb jahrzehntelang ein Verkaufserfolg. Im letzten Herbst erschien eine von Lawrence Bush auf den jüngsten Sprachstand gebrachte Neuausgabe. Sie ist jetzt in der sorgfältigen Übersetzung und Überarbeitung für den deutschen Sprachraum von Lutz-W. Wolff auch hier zu haben. Die Ergänzungen von Bush und Wolff wollen das Armutszeugnis, das Rosten den assimilierten amerikanischen Juden ausstellte, zu einem Sprachkompendium veredeln. In der Tat erfährt der unbedarfte Leser, wenn er denn von A (adojni) bis Z (zutschepenisch) durchhält, viele Details über die jüdische Kultur. Aber wer als Außenseiter Zugang zur jiddischen Sprache sucht, ist mit Maurice Samuels um kulturelle Konzepte organisiertem Gegenbuch "In Praise of Yiddish" (1971) ungleich besser bedient. Wer etwas über die Einflüsse des Jiddischen auf die deutsche Sprache wissen will, sollte einen Blick in Werner Weinbergs Klassiker "Die Reste des Jüdischdeutschen" (1969) tun.
Es ist verständlich und löblich, daß man gerade in Deutschland an der Erweiterung der Kenntnisse über die jiddische Sprache interessiert ist. Aber Rostens Wissenshäppchen und die unsägliche Trivialität seiner Wortbeispiele tojgn derzu af kapores. Will heißen: Sie sind Kappes. Will heißen: Lesen Sie nicht Rosten, sondern gleich die Klassiker der jiddischen Literatur, Mendele Mocher Sfurim und Scholem Aleichem (etwa in den kongenialen Übersetzungen von Alexander Eliasberg). As dann wet ir nit akern mit der nos. Nur dann werden Sie das Feld Ihres Wissens nicht mit der Nase (einem denkbar ungeeigneten Instrument) bestellen.
SUSANNE KLINGENSTEIN
Leo Rosten: "Jiddisch". Eine kleine Enzyklopädie. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2002. 540 S., br., 25 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Anders als das Amerikanische, in das während des letzten Jahrhunderts mehr jiddische Wörter und Ausdrücke eingegangen sind als in jede andere Sprache, kennt das moderne Deutsch nur wenige Wörter und Ausdrücke, die aus dem Jiddischen stammen, weiß Rezensentin Stefana Sabin. Schon deswegen, erklärt Sabin, war eine Übersetzung von Leo Rostens erstmals 1968 erschienenem Jiddisch-Lexikon, einer Sammlung jiddischer Wörter und Ausdrücke, die in die amerikanische Alltagssprache eingegangen waren, nicht ganz einfach. Zur Freude der Rezensentin ist das Lexikon nun doch noch auf Deutsch erschienen, aktualisiert und kommentiert von Lawrence Buch, illustriert von R. O. Blechman, übersetzt und für eine deutschsprachige Leserschaft bearbeitet von Lutz-W. Wolff. Das Buch enthalte den jiddischen Grundwortschatz und die amerikanischen Lehnwörter aus dem Jiddischen, wobei Bedeutung und Gebrauch mit Geschichtchen, Sprichwörtern und Witzen illustriert werden. Etwas bedauerlich findet Sabin, "dass trotz der großen übersetzerischen Anstrengung der Charme mancher dieser Textmuster in der deutschen Wiedergabe verloren gegangen ist".
© Perlentaucher Medien GmbH
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