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Jim Jarmusch ist der wohl bedeutendste Independent-Regisseur Amerikas. Mit Filmen wie STRANGER THAN PARADISE, der 1984 die Caméra d'Or in Cannes gewann, und DOWN BY LAW entwickelte er einen ureigenen Stil, der geprägt ist von Coolness, Lakonie und einem untrüglichen Gespür für skurrile Gestalten und Situationen. Besondere Popularität gewinnt Jarmusch durch seine Nähe zur Musikszene, durch die Zusammenarbeit etwa mit Tom Waits und Neil Young. Neben Texten zu allen seinen Filmen und verschiedenen Essays enthält das Buch auch ein ausführliches Interview mit Jarmusch.

Produktbeschreibung
Jim Jarmusch ist der wohl bedeutendste Independent-Regisseur Amerikas. Mit Filmen wie STRANGER THAN PARADISE, der 1984 die Caméra d'Or in Cannes gewann, und DOWN BY LAW entwickelte er einen ureigenen Stil, der geprägt ist von Coolness, Lakonie und einem untrüglichen Gespür für skurrile Gestalten und Situationen. Besondere Popularität gewinnt Jarmusch durch seine Nähe zur Musikszene, durch die Zusammenarbeit etwa mit Tom Waits und Neil Young. Neben Texten zu allen seinen Filmen und verschiedenen Essays enthält das Buch auch ein ausführliches Interview mit Jarmusch.
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Autorenporträt
Rolf Aurich, Mitbegründer der Zeitschrift "filmwärts", seit 1998 Redakteur am Filmmuseum Berlin - Deutsche Kinemathek. Arbeitet an Büchern und Texten vor allem zur deutschen Filmgeschichte.Stefan Reinecke, geboren 1959. Redakteur bei der "taz", vorher beim "Tagesspiegel". Filmtexte u.a. für "epd Film" und "Freitag". Buchveröffentlichungen: "Hollywood goes Vietnam - Der Vietnamkrieg im US-amerikanischen Film", "Die letzten Worte des Angeklagten Bucharin", "Die neue Nato" (als Herausgeber), "Otto Schily. Vom RAF-Anwalt zum Innenminister".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.01.2002

Vor der Waschmaschine mach' ich's am liebsten
Einmaleins des ewigen Beginners: Das Gesamtwerk des Filmemachers Jim Jarmusch, neu entdeckt

Vom Affen unterscheidet den Menschen unter anderem das Bewußtsein, einer Generation anzugehören. Daß diese Zugehörigkeit nicht nur mit biologischen Jahresringen zu tun hat, erkannte der Kunsthistoriker Pinder, der in jungen Jahren eine Schrift über die Bedeutung der Generation in der bildenden Kunst veröffentlichte. Im Rückblick auf sein kleines Buch diagnostizierte Pinder später die "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen", also jene Denkbewegung der Moderne, die das Schubladendenken des Historismus überflüssig machte.

Daß man selbst einer Generation angehört, merkt man unter Umständen erst den Chiffren an, die andere vor sich hertragen. Mit der "Generation @" identifiziert sich kaum, wer die Fünfundzwanzig hinter sich hat. In der eigenen Erinnerung meinten die Eltern einen solchen immateriellen Weltbezug jedenfalls nicht, wenn sie ihre pauperistischen Ideale verkündeten. Es gibt, was die eigene Vergangenheit betrifft, für die heute Vierzigjährigen ein gewisses Symbolproblem. Um 1960 geboren, war man zu jung für den großen politischen Aufbruch; umso attraktiver war das Spielfeld der Kultur, auch wenn nicht jeder dem Punk folgen mochte. Es könnten die Filme des Jim Jarmusch sein, in denen sich ein anderer Teil dieser Generation heute noch sieht.

Über Jarmusch ist jetzt eine Monographie auf Deutsch erschienen, eine lesenswerte Überschau, in der Konzeption an die verblichene "Blaue Reihe Film" angelehnt: Um einen längeren Essay gruppieren sich ein Interview und Analysen zu thematischen Facetten, ehe jeder Film einer eigenständigen Revision unterzogen wird. Dafür wurden namhafte Kritiker versammelt. Daß an dieser Stelle im Buch manches Zitat bereits wiederholt wird, ist zu verschmerzen. Jarmusch ist und bleibt ein critic's director, der persönliche Stellungnahmen provoziert, und gerade nach Deutschland sind seine Bande offenkundig besonders eng.

Es sind kontrastreiche, kristalline Schwarzweißbilder, die vom frühen Jarmusch im Gedächtnis blieben, und Fetzen einer unerwarteten Bild-Ton-Synthese, stilbildend wie die Kamerafahrt am Anfang von "Down by law" mit der Musik von Tom Waits, die im Kino wie ein Wecker funktionierte. Ein Anfang, der verpufft zu lauter Neuanfängen, hier eingefangen in den "traumwandlerischen Bildkompositionen" eines Robby Müller. Der Neo-Existenzialismus freilich, darin sind sich die Autoren des Sammelbandes einig, den man einst in "Permanent Vacation" (1980), "Stranger than Paradise" (1982) und "Down by Law" (1986) sah, ist revisionsbedürftig. Ein situationistisches Verhalten, wie es die Figuren dieser Filme an den Tag legen, ergibt noch keine Haltung.

Der Regisseur läßt sich von Schauspielern inspirieren, nach ihnen entscheidet er über seinen Drehort, und alles andere wird diesen Voraussetzungen untergeordnet. Jarmusch-Filme bedeuten Purifizierungen der Lebenswelt. Ein Raum, bestückt nur mit einem Stuhl und einer Waschmaschine, war das Setting für die Interviews in der Rock-Dokumentation "Year of the Horse" (1997); ein Kurzfilm führt Iggy Pop und Tom Waits in einer Bar zusammen mit den essentiellen Dingen, die ein solches Gipfeltreffen braucht: "Coffee and Cigarettes" (1993). Je mehr sich der Regisseur an Spielfilme machte, die nur entfernt an Hollywood erinnerten, um so diffuser wurde freilich ihr Erfolg. Es war nicht die Schönheit, sondern die Wahrhaftigkeit der Lower East Side, die bei Jarmusch einst zu entdecken war.

Der Voraussetzung absoluter Unabhängigkeit ist der immer noch nicht Fünfzigjährige aus Akron/Ohio im harten Filmgeschäft treu geblieben. Für die wirtschaftliche Seite gilt dies ebenso wie für das kulturelle und subkulturelle Netzwerk, auf das er baut. Seine Inspirationen entstammen weniger der Filmgeschichte als der Poesie des Underground und den populären Künsten der Nachkriegsmoderne. Ein großes Verdienst des Buches ist es, die Vernetzungen mit den musikalischen Orientierungen seit den achtziger Jahren aufzuzeigen. Musik strukturiert diese Filme, Töne umspielen die Handlungen und setzen Kontrapunkte. Möglich war das nur auf dem enthistorisierten Mittelstreifen zwischen dem "Summer of Love" und der Revolte des Punk.

Wie seine Figuren ist Jarmusch ein ewiger Beginner, der weiß, daß es eine Zukunft geben wird, aber nie Ahnung von ihrem Aussehen hat. Was seine jüngeren Arbeiten betrifft, gehen die Ansichten auseinander: Die Einschätzungen reichen vom Eklektiker über den "entspannten Moralisten" bis zum "Mann der Achtziger", der erst mit deren Revival wiederkommen werde. Mit dem vorliegenden Buch ist er neu zu entdecken, bevor man ihn wiederentdeckt.

THOMAS MEDER.

Rolf Aurich, Stefan Reinecke (Hrsg.): "Jim Jarmusch". Dieter Bertz Verlag, Berlin 2001. 304 S., 511 Fotos, geb., 19,89 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Thomas Meder deutet in der Rezension der Monografie zu Jim Jarmusch den Regisseur als Vertreter und Identifikationsfigur der um 1960 Geborenen. Als solchen macht ihn der Band, der aus einem Interview, einem längeren Essay und Texten zu jedem einzelnen Film besteht, wohl vor allem in seinen "Vernetzungen mit den musikalischen Orientierungen" kenntlich. Hierin sieht Meder "ein großes Verdienst". Zu den einzelnen Texten, auch zum Essay schreibt er nichts, außer dass hier "namhafte Kritiker" versammelt wurden. Das Urteil über den Rang des Regisseurs geht, wie der Rezensent mitteilt, auseinander: Die einen sehen ihn als "Eklektiker", die anderen als "Mann der Achtziger". Meder äußert sich selbst nicht klar, lobt jedoch das Buch dafür, dass Jarmusch darin "neu zu entdecken" ist.

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