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Die erste große Biographie über den Hoffnungsträger des Nahen Ostens.Bald ein Vierteljahrhundert liegt das Attentat auf dem Platz der Könige in Tel Aviv (heute Jitzchak-Rabin-Platz) zurück, das den Anfang vom Ende des hoffnungsvoll begonnenen Friedensprozesses im Nahen Osten bedeutete. Das Opfer, Jitzchak Rabin, hatte eine der Hauptrollen in diesem Prozess gespielt und wurde dafür 1994 gemeinsam mit Schimon Peres und Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Bezahlt hat er dafür mit seinem Leben, ermordet von einem jüdisch-israelischen Rechtsextremisten. Rabins Rolle als…mehr

Produktbeschreibung
Die erste große Biographie über den Hoffnungsträger des Nahen Ostens.Bald ein Vierteljahrhundert liegt das Attentat auf dem Platz der Könige in Tel Aviv (heute Jitzchak-Rabin-Platz) zurück, das den Anfang vom Ende des hoffnungsvoll begonnenen Friedensprozesses im Nahen Osten bedeutete. Das Opfer, Jitzchak Rabin, hatte eine der Hauptrollen in diesem Prozess gespielt und wurde dafür 1994 gemeinsam mit Schimon Peres und Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Bezahlt hat er dafür mit seinem Leben, ermordet von einem jüdisch-israelischen Rechtsextremisten. Rabins Rolle als Friedenskämpfer ist seither vakant geblieben, die Fronten haben sich beständig verhärtet und radikale Haltungen befeuern sich gegenseitig - auf beiden Seiten.Doch Rabins Leben und Wirken steht in der Geschichte Israels für weit mehr als die Oslo-Prozesse: Als Untergrundkämpfer in der vorstaatlichen Zeit, ranghoher Militär in der israelischen Armee, im diplomatischen Dienst sowie als Verteidigungsminister und zweifacher Ministerpräsident war er in allen Phasen des jungen Staates maßgeblicher Akteur.Itamar Rabinovich war in den 1990er Jahren einer von Rabins engen politischen Weggefährten - sein Botschafter in Washington und Chefunterhändler in den schwierigen Gesprächen mit Syrien. Als Insider gelingt es Rabinovich, dem Leser sowohl den Staatsmann näherzubringen als auch dessen mitunter sehr unkonventionelle Persönlichkeit.
Autorenporträt
Itamar Rabinovich, geb. 1942, war unter Ministerpräsident Rabin israelischer Botschafter in Washington. Heute ist er Präsident des Israel Institut (Washington D. C. und Tel Aviv) und lehrt als Professor an der New York University. Zuvor war er Präsident der Universität Tel Aviv.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Carsten Hueck nickt Itamar Rabinovichs Biografie des israelischen Premierministers Jitzchak Rabin ab, der vor fünfundzwanzig Jahren von einem jungen Fanatiker ermordet wurde. Der Friedensprozess war damit gestoppt, weiß Hueck, das politische Klima im Land auf lange Zeit vergiftet. Neues erfährt der Rezensent offenbar nicht unbedingt, aber er lässt sich gern von Rabins einstigem Chefunterhändler und Washingtoner Botschafter daran erinnern, was für ein integrer, mutiger und kluger Staatsmann sein Chef war.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2019

Der Friedenssucher
Ein Vierteljahrhundert nach seiner Ermordung erscheint eine neue Biographie Jitzhak Rabins

Die Ermordung Jitzhak Rabins jährt sich mittlerweile zum fünfundzwanzigsten Mal. Mit der Zeit wird der damalige Ministerpräsident zunehmend verklärt, während er unter manchen Israelis immer noch verhasst ist. Ein nüchterner Blick auf Rabins Wirken und seine Zeit tut auch heute not. Es war die Epoche nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, was auch für Israel wirkmächtige Folgen hatte: Das syrische Regime erhielt keine Rüstungshilfen mehr aus Moskau, der Einfluss sowjetischer Militärberater in Saddam Husseins Irak nahm ab, während Amerika den Golfkrieg gewann und Bagdad erheblich schwächte. Aus dem postsowjetischen Raum wanderten Hunderttausende oft gut ausgebildete Juden nach Israel ein. Rabin erkannte die strategische Chance: Anstatt wie bisher massive Staatsmittel für die Siedlungen und ihren Schutz in den besetzten palästinensischen Gebieten aufzuwenden, wollte er mit dem Geld lieber mit der Einwanderungswelle fertig werden. Und er wollte es lieber in den Aufbau eines Hightech-Sektors in Israel stecken, dem die russischen Ingenieure gelegen kamen, als in die militärische Herrschaft über eine andere Nation.

Es waren also nicht nur die Erfahrungen aus der von ihm als Verteidigungsminister brutal niedergeschlagenen ersten Intifada, sondern auch diese strategischen Erwägungen, die Rabin dazu brachten, Frieden mit den Palästinensern zu suchen. Dass der dafür von einem jüdischen Extremisten ermordete israelische Ministerpräsident heute manchmal als menschliche Friedenstaube verklärt wird, brachte einst sogar Henry Kissinger in Wallung: "Jitzhak war doch kein Blumenkind." Das war Rabin nicht, aber als historische Figur prägt er Israels Geschichte, weil er zeigte, was möglich war und wäre.

Mit Itamar Rabinovich hat ein an den Verhandlungen beteiligter Weggefährte eine lesenswerte und präzise Biographie vorgelegt, die Rabins Leben in einen realistischen Kontext bettet und einen nüchternen Mann beschreibt. Jetzt liegt sie auch auf Deutsch vor. Rabinovich diente Rabin als Botschafter in Washington und verhandelte mit Syrien über einen Frieden - eine Stoßrichtung, der Rabin zunächst größere Chancen beimaß als einer Übereinkunft mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation.

Rabinovich, später Professor für Nahostgeschichte in Tel Aviv, beschreibt Rabin als einen Politiker der Mitte, dem es zuallererst um Israels Sicherheit ging, die für ihn "untrennbar verknüpft mit dem Streben nach Frieden" gewesen sei. Rabin war zu schmerzhaften Zugeständnissen an die Araber bereit, auch um die Staatswerdung Israels zu vollenden, internationale Legitimität zu erlangen und Grenzen abzustecken, was bis heute nicht endgültig passiert ist. All dies sei aus den Augen eines Militärs geschehen, der Rabin lange war, der sich bis zum Schluss im Tel Aviver Militärhauptquartier lieber aufhielt als im Ministerpräsidentenbüro in Jerusalem. Im Umgang mit Zivilisten sei Rabin unbeholfen gewesen, unter Soldaten habe er sich wohler gefühlt.

Rabin war ein herausragender Vertreter der alten Elite Israels, deren Einfluss heute langsam schwindet. Rabinovich zeichnet das Bild des im Lande geborenen Israelis, der in einfachen Verhältnissen aufwuchs, in der zionistischen Arbeiterbewegung sozialisiert wurde und zeit seines Lebens ausgewiesen säkular blieb. Den Kampf um die Unabhängigkeit 1948, die Rabin als Anführer der paramilitärischen Palmach erlebte, nennt er "das prägendste Erlebnis in Rabins Leben". Am Aufbau der Streitkräfte hatte Rabin entscheidenden Anteil und setzte sich für Israels Nuklearprogramm ein, 1964 wurde er Generalstabschef. Rabins Verständnis von nationaler Sicherheit sei im Kern defensiv gewesen. Er glaubte an Abschreckung, nicht an präventive Militäreinsätze. Im Kriegsfall jedoch gelte es, die Gefechte rasch auf das Gebiet des Gegners zu tragen.

Als Ägypten 1967 jedoch seine Truppen auf dem Sinai konzentrierte, die Straße von Tiran im Roten Meer für israelische Schiffe schloss und Israel diplomatisch weitgehend allein dastand, warb Rabin für einen präventiven Krieg, im Gegensatz zum zögerlicheren damaligen Ministerpräsidenten Levi Eschkol. Und so spielte ausgerechnet Rabin eine bedeutende Rolle bei der Eroberung des palästinensischen Westjordanlandes. Im Streit über dieses Thema sollte er Jahrzehnte später ermordet werden.

"Aus dem Rückblick erscheint der Triumph als sehr zweifelhafter Segen", schreibt Rabinovich. Für Rabin galten die im Krieg eroberten Gebiete als Faustpfand für einen späteren Friedensvertrag. Doch der blieb aus, die Arabische Liga verweigerte sich damals allen Verhandlungen. Und die eroberten Gebiete erwiesen sich zunehmend als Last. Die folgende "messianische Welle" der Siedlerbewegung in den besetzten Gebieten führte Rabin schon in den Siebzigern zum Ausspruch, "die Bibel ist nicht das Grundbuchamt des Nahen Ostens". Gleichwohl warnt Rabinovich davor, darin schon einen Vorboten von Oslo sehen zu wollen, selbst wenn Rabins Überzeugungen früh klar waren. Die Diplomatie bot Rabin den Einstieg in die Politik, als Botschafter in Washington hatte er das damals noch oft komplizierte Verhältnis mit Amerika zu bewältigen. Gegen seinen Rivalen Schimon Peres setzte er sich als Vorsitzender der Arbeitspartei durch und begann 1974 seine erste kurze, nicht eben von Erfolg gekrönte Amtszeit als Ministerpräsident. Die öffentliche Rede war nicht seine Sache. Was sich erst in den neunziger Jahren änderte, als Rabin für seine Vision kämpfte.

Über diesen zeitlichen Abschnitt zu lesen ist nicht zuletzt durch die Nähe des Autors zum Forschungsgegenstand ein Gewinn, da er viele persönliche Einblicke in die damalige Diplomatie gewährt. Eine Beschreibung der intellektuellen Prägung und Persönlichkeit des zurückhaltenden, doch dann und wann zu Wutausbrüchen neigenden Rabins kommt indes zuweilen etwas kurz. Und doch gelingt es Rabinovich, hagiographische Fallstricke zu vermeiden, trotzdem der höchste Respekt des Autors vor Rabin und dessen Politik stets spürbar bleibt.

Rabin sei kein charismatischer Anführer gewesen, doch ein Staatsmann durch seine Fähigkeit, eine Vision zu entwickeln und zu verfolgen. Sein militärischer Hintergrund verschaffte Rabin im eigenen Land Glaubwürdigkeit und Autorität. Der Friedensvertrag mit Jordanien traf auf Begeisterung in Israel und weckte Hoffnung auf mehr. Rabin war dabei nicht bereit, auf alles zu verzichten, sprach nie von einem Staat Palästina: Israel sollte in den meisten Teilen Jerusalems bleiben, außerdem im Jordantal, nicht jedoch im nördlichen Westjordanland.

Dass der palästinensisch-islamistische Terror großen Anteil am Scheitern der Friedensbemühungen hatte, lässt Rabinovich nicht aus. Und doch verwendet er viele Zeilen auch auf die Hetze und den Hass, der Rabin von Seiten der jüdischen Siedlerbewegung und nicht zuletzt auch des Likud entgegengebracht worden war. Dessen junger Parteivorsitzender damals hieß Benjamin Netanjahu, der sich zu der Zeit von Mordaufrufen und Hetze nicht offen distanzierte und diese laut Rabinovich salonfähig machte. Er verschleiert seine große persönliche Enttäuschung darüber nicht.

Rabin habe eine Politik gemacht, damit Israel nicht für immer mit dem Schwert leben müsse, schreibt Rabinovich. Netanjahu dagegen erklärt: "Wir werden für immer mit dem Schwert leben." Das, was Rabin stets befürchtete, trat nach seiner Ermordung ein. Der Likud gewann die Wahl, verband sich später mit der Ultraorthodoxie, der radikalen Rechten und der Siedlerbewegung. Dass dies so kommen konnte, sei nicht zwangsläufig gewesen. Es lag auch am Versäumnis der gemäßigten und linken politischen Eliten, schreibt Rabinovich, die Israel nach dem Mord an Rabin weder einer echten Gewissensprüfung noch einer gesellschaftlichen Diskussion unterzogen und eine umfassende gerichtliche Aufarbeitung versäumten. Auch dieses Versäumnis der alten Elite, in deren Mitte Rabin einst geboren wurde, "erlaubte es den radikalen Rechten und den Siedlern und ihren Verbündeten, immer festere Wurzeln zu schlagen, sich dabei neu zu formieren und schließlich die kurz- und langfristige Politik des Landes in den Würgegriff zu nehmen". Auch ohne politischen Kommentar hat Rabinovich ein wertvolles Buch vorgelegt.

JOCHEN STAHNKE.

Itamar Rabinovich: Jitzchak Rabin. Als Frieden noch möglich schien. Wallstein Verlag, Göttingen 2019. 307 S., 24,90 [Euro].

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»Diese Biografie erweist sich als Schlüssel zum besseren Verständnis von Israels Politik heute.« (Alexandra Föderl-Schmid, Süddeutsche Zeitung, 02.03.2020) »Eine lesenswerte und präzise Biographie (...). Ein wertvolles Buch.« (Jochen Stahnke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.10.2019) »eine politische Biografie im besten Sinne des Wortes.« (Jakob Hessing, Der Tagesspiegel, 19.06.2019) »Dieser persönliche Zugang ist eine der Stärken dieses Buches. (...) Der Autor zeichnet ein Bild von Rabin, ohne ihn zu verklären.« (Ina Rottscheidt, Deutschlandfunk Andruck, 24.06.2019) »Diese Biographie ist ein Geschichtsbuch. Sie verdeutlicht, was einen großen Staatsmann auszeichnet, wie Israel funktioniert und wie Politik gemacht wird.« (Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur, 06.05.2019) eine »sehr lesenswerte Rabin-Biografie (...). Weil sie den Politiker und Soldaten als Persönlichkeit würdigt, ohne ihn als Heiligen zu verklären.« (Christian Böhme, Der Tagesspiegel, 04.06.2019) »Rabinovichs Biographie zeigt eindrücklich: Rabins Vermächtnis ist aktueller denn je.« (Hanno Hauenstein, Die Tageszeitung, 29./30.06.2019) »Die beachtenswerte Biographie eines beeindruckenden Lebens.« (Armin Pfahl-Traughber, haGalil.com, 31.07.2019)