Wie könnte man sich einem amerikanischen Mythos besser nähern als per Roadtrip? Joachim Hildebrand bereiste die sieben Bundesstaaten des amerikanischen Südwestens, in denen der Wilde Westen geografisch und auch in unserer Vorstellungswelt verortet ist. Der Buchtitel erzeugt unweigerlich Bilder voller Klischees und Stereotypen vor unserem geistigen Auge. Doch heute, da die Wildnis von der Zivilisation verdrängt ist, findet Joachim Hildebrand im ehemaligen Grenzland der amerikanischen »Frontier« ganz andere Bilder. Sein Blick richtet sich auf unscharfe Ränder, auf Gegensätze,Grenzen und Übergänge: von Architektur zu Natur, von Urbanität zu Landschaft. Die Archetypen des amerikanischen Westens sind zu Abziehbildern geworden. Die für das Selbstverständnis der USA zentralen Mythen des Wilden Westens und des »manifest destiny« werden dekonstruiert. Trotzdem bleibt der Westen für Joachim Hildebrand alsvisuelles Abenteuer faszinierend.Joachim Hildebrand studierte Fine Art Photography am Istituto Europeo di Design inMadrid, unter anderem bei Elger Esser, Joan Fontcuberta und Martin Parr. Seine Arbeitenwerden international ausgestellt und wurden zum Beispiel beim Europäischen Architekturfotografie-Preis ausgezeichnet.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.2018Es war einmal im Wilden Westen
Manche Tristesse lässt sich nicht einmal mit den grellsten Farben übertünchen. Dann schimmert ein Moment von Melancholie durch das zitronensatte Gelb eines Frieses, und es schwebt über einer ferkelrosafarbenen Betonwand die Erinnerung an Schwermut und Verzweiflung. Joachim Hildebrand war im Südwesten der Vereinigten Staaten unterwegs und hat zuckerstangenbunte Fassaden fotografiert, die in der heilig-öden Wildnis des mythischen Westens ein Gefühl von Zuhause vermitteln sollen - und doch nur ausgerechnet dort von lackierter Künstlichkeit künden, wo man einmal glaubte, das Herz der Nation schlagen zu hören. (F.L.)
"Wild West" von Joachim Hildebrand. Mit Texten von Celina Lunsford und Manfred Berg. Kehrer Verlag, Heidelberg 2018. 128 Seiten, 81 Farbfotos. Gebunden, 39,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Manche Tristesse lässt sich nicht einmal mit den grellsten Farben übertünchen. Dann schimmert ein Moment von Melancholie durch das zitronensatte Gelb eines Frieses, und es schwebt über einer ferkelrosafarbenen Betonwand die Erinnerung an Schwermut und Verzweiflung. Joachim Hildebrand war im Südwesten der Vereinigten Staaten unterwegs und hat zuckerstangenbunte Fassaden fotografiert, die in der heilig-öden Wildnis des mythischen Westens ein Gefühl von Zuhause vermitteln sollen - und doch nur ausgerechnet dort von lackierter Künstlichkeit künden, wo man einmal glaubte, das Herz der Nation schlagen zu hören. (F.L.)
"Wild West" von Joachim Hildebrand. Mit Texten von Celina Lunsford und Manfred Berg. Kehrer Verlag, Heidelberg 2018. 128 Seiten, 81 Farbfotos. Gebunden, 39,80 Euro.
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