„Sterben ist einfach.“ So oder ähnlich hat sich das Joanna Hochmuth, Vorzeigetochter von Stararchitekt August Hochmuth gedacht und ist gesprungen – vom Rohbau des neuesten Prestige-Objekts ihres Vaters – 132 Meter tief…
Stoff genug für eine Kurzgeschichte – möglicherweise. Jedoch präsentiert uns
Kerstin Westerbeck mit ihrem neuesten Roman „Joanna im freien Fall“ den oben genannten Plot lieber in…mehr„Sterben ist einfach.“ So oder ähnlich hat sich das Joanna Hochmuth, Vorzeigetochter von Stararchitekt August Hochmuth gedacht und ist gesprungen – vom Rohbau des neuesten Prestige-Objekts ihres Vaters – 132 Meter tief…
Stoff genug für eine Kurzgeschichte – möglicherweise. Jedoch präsentiert uns Kerstin Westerbeck mit ihrem neuesten Roman „Joanna im freien Fall“ den oben genannten Plot lieber in flüssig zu lesenden 304 Seiten. Sie hat mit Joanna nämlich noch was vor – und das zeigt, dass sterben doch nicht so leicht ist :-).
Sie lässt ihre Protagonistin nämlich in den Körper von Anna Gerlach „fahren“, um ihr zu zeigen, wie sich das Leben in einer kleinen „spießigen“ Familie mit Haus und Garten anfühlt. Sie lässt sie spüren, wie es ist, wenn man durch die Arbeit in einem Bioladen die Natur, die man vorher durch protzige Prestigebauten aus Beton und Stahl kaputt gemacht hat, wieder zu schätzen lernen weiß.
Dass sie bei ihrem „Aufenthalt“ bei Familie Gerlach über so einige sprichwörtliche Kellerleichen stolpert, die es zu „beseitigen“ gilt, versteht sich fast von selbst und reicht von – ach lest es einfach selbst *g*. Hier zeigt sich, dass keine Familie „frei“ von Schuld ist – möge sie noch so glücklich und zufrieden nach außen wirken...
Das soll allerdings nicht heißen, dass die Handlung vorhersehbar ist. Nein, Kerstin Westerbeck versteht es meisterhaft, durch immer neue Verstrickungen, Enthüllungen und Blick in die Vergangenheit der Protagonisten die Story die ganze Zeit über spannend zu halten. Das Ende ist ein Happy-End. Nein, nicht ein billiges Kitsch-Happy-End aus „Alpenglühen“-Groschenheften, sondern eins, was berührt, was nachdenklich macht. Ich habe es als Parabel für den gefallenen Engel gesehen, der erst in Frieden ruhen darf, wenn er eine Aufgabe erfolgreich ausgeführt hat.
Kurz gesagt: Kerstin Westerbeck hat mich wieder einmal von ihrer Kunst überzeugt, ein tiefgründiges Thema in einen locker-leichten Roman zu packen.