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Das Leben des Aufklärers Johann Bernhard Basedow - prägnant und spannend erzählt.Johann Bernhard Basedow, Erziehungsschriftsteller und Bildungsreformer aus Hamburg, wurde bereits zu Lebzeiten von Goethe und Kant als wegweisender Aufklärer gerühmt. Die fortschrittsorientierten Zeitgenossen, die ihn in den höchsten Tönen lobten, sahen in dem Pädagogen einen Vorkämpfer der wichtigsten Ideale des 18. Jahrhunderts: religiöse Toleranz und universale Menschenliebe, für die er so mutig und konsequent wie nur wenige eintrat.Sein Lebensziel war es, in Deutschland eine ganz neuartige Lehranstalt zu…mehr

Produktbeschreibung
Das Leben des Aufklärers Johann Bernhard Basedow - prägnant und spannend erzählt.Johann Bernhard Basedow, Erziehungsschriftsteller und Bildungsreformer aus Hamburg, wurde bereits zu Lebzeiten von Goethe und Kant als wegweisender Aufklärer gerühmt. Die fortschrittsorientierten Zeitgenossen, die ihn in den höchsten Tönen lobten, sahen in dem Pädagogen einen Vorkämpfer der wichtigsten Ideale des 18. Jahrhunderts: religiöse Toleranz und universale Menschenliebe, für die er so mutig und konsequent wie nur wenige eintrat.Sein Lebensziel war es, in Deutschland eine ganz neuartige Lehranstalt zu errichten, in der Kinder aus allen Nationen und Religionsgemeinschaften gemeinsam und gleichberechtigt lernen sollten. Nach ersten Unterrichtsexperimenten im dänischen Sorö und in Altona verwirklichte er seinen Lebenstraum im Jahr 1774 im Fürstentum Anhalt-Dessau mit der Gründung des Dessauer Philanthropins, einer in ganz Europa gefeierten Musterschule der Aufklärung. Durch seine stilbildenden pädagogischen Innovationen wurde Basedow zum Wegbereiter einer freiheitlichen Moderne.
Autorenporträt
Jürgen Overhoff, geb. 1967, ist seit 2013 Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Münster. Bereits mehrfach hat er wegweisende Studien zur Geschichte der philanthropischen Pädagogik und zur hamburgischen Aufklärung vorgelegt. Seit 2018 amtiert er als Präsident der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts. Veröffentlichungen u.a.: Katholische Aufklärung in Europa und Nordamerika (Mithg., 2019)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.2020

Antreten zum Commandirspiel
Jürgen Overhoff porträtiert den pädagogischen Reformer Johann Bernhard Basedow

Der Mensch sei "nichts, als was die Erziehung aus ihm macht", erklärt Kant in seiner Schrift "Über Pädagogik" (1803). Dazu gehörten für ihn Unterweisung und Bildung neben Disziplin und Unterhalt. Seinem Ideal konnten zu dieser Zeit nur wenige Schulen entsprechen: Eine allgemeine Unterrichtspflicht bestand noch längst nicht in allen Teilen des Reichs, die Lehrpläne waren meist eng auf Grammatik, Latein und Rechnen beschränkt und die Unterrichtsmethoden rigide und frontal, eine Internatsbetreuung blieb zudem die Ausnahme. Umso erfreuter war Kant über das Reformmodell einer "Schule der Menschenfreundschaft", die sich 1776 mit einer Werbeveranstaltung in Dessau der Aufklärungsöffentlichkeit vorstellte. Das Philanthropinum, wie es sich in griechischer Übersetzung bald nannte, bezeichnete Kant als "ganz neue Ordnung menschlicher Dinge" und als "das größte Phaenomen, was in diesem Jahrhundert zur Verbeßerung der Vollkommenheit der Menschheit erschienen ist".

Dem Gründer Johann Bernhard Basedow hat Jürgen Overhoff jetzt eine kleine, aber feine Biographie gewidmet. Natürlich erzählt er zunächst von der Herkunft und der Entwicklung des begabten Pennälers am altehrwürdigen Hamburger Johanneum. Von da bricht der junge Basedow vorübergehend aus, weil der Rektor ihn am Übergang zum Gymnasium in der Prima hält, um darin genügend starke Schüler zu haben. Er findet erst in dem Flensburger Arzt Georg Daniel Bössel, dann in Hermann Samuel Reimarus, dem Kritiker orthodoxer Religion und Freund Lessings, bessere Mentoren. Während des Theologiestudiums in Leipzig bilden ihn besonders der Philosoph Crusius, die moralischen Vorlesungen von Gellert und der Umgang mit Klopstock zum Menschenfreund. Wichtiger als die Versammlung solch klassischer Lebensstationen ist Overhoff aber die Entwicklung des kritischen und experimentierfreudigen Selbstdenkers.

Lange bevor Basedow sein grundlegendes "Elementarwerk" (1774) im dänischen Altona verfasst, entwickelt er als Hauslehrer beim Freiherrn Josias von Qualen nahe Kiel eigene pädagogische Prinzipien. Anschauungsunterricht und spielerische Lerngespräche im Stil des Sokrates in angstfreier, menschenfreundlicher Atmosphäre stehen dabei im Vordergrund. In der aufklärerischen Ritterakademie Sorø auf der dänischen Ostseeinsel Seeland baut Basedow seine neuen Methoden und seinen guten Ruf weiter aus, was ihm dann zur Empfehlung nach Anhalt-Dessau verhilft. In diesem liberalen und religiös ebenso vielfältigen wie toleranten Kleinstaat zwischen Brandenburg-Preußen, Sachsen und Braunschweig-Wolfenbüttel, den Wieland "die Zierde und den Inbegriff des XVIII. Jahrhunderts" nennt, entsteht ab 1771 mit Basedow ein einzigartiges Reformschulprojekt.

Overhoff widmet dem leider nur ein Kapitel von zwanzig Seiten. Gerne hätte man mehr über die neuen Grundsätze aus dem mit einhundert Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki versehenen "Elementarwerk" erfahren, das als Reprint leider nicht mehr greifbar ist. Vor allem war die Rezeption aber nicht so einhellig positiv, wie Overhoff glauben macht. Das fiktionale Journal "Fritzens Reise nach Dessau" über das berühmte Paradeexamen im Mai 1776, das der zwischen Sympathie und Ironie schwankende Beobachter Johann Gottlieb Schummel, Präzeptor an einer renommierten Magdeburger Klosterschule, einen übertrieben begeisterten Zwölfjährigen verfassen lässt, ist nur auf den ersten Blick ein "hymnischer Bericht".

Basedow erscheint darin als Gelehrtenkarikatur "im Schlafrocke", der die Kinder dem staunenden Publikum wie dressierte Zirkuspferde vorführt. Beim "Commandirspiel" in lateinischer Sprache oder bei den Befragungen in der sokratischen Lehrmethode spulen sie eher ihr erlerntes Programm ab, als selbständig und kreativ zu reagieren. Auch Herder verspottete Basedow deshalb als "Pontifex Maximus zu Deßau", dem er keine Kälber zur Erziehung anvertrauen würde. Mit einer Satire über den theoretisch ingeniösen, praktisch aber gänzlich versagenden philanthropischen Lehrer "Spitzbart" (1779) setzt Schummel nochmals entschieden nach und bereitete damit der Kritik von Neuhumanisten und Idealisten den Weg. Auch wenn Overhoff solche Gegenstimmen eher ausspart, bringt sein gelungenes Porträt einen der wichtigsten Reformer des Schulwesens und Vorkämpfer religiöser Toleranz wieder ins Bewusstsein und in die Diskussion.

ALEXANDER KOSENINA

Jürgen Overhoff:

"Johann Bernhard Basedow". Aufklärer, Pädagoge, Menschenfreund. Eine Biografie.

Wallstein Verlag, Göttingen 2020. 200 S., geb., 16,- [Euro].

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»(Overhoffs) gelungenes Porträt (bringt) einen der wichtigsten Reformer des Schulwesens und Vorkämpfer religiöser Toleranz wieder ins Bewusstsein und in die Diskussion« (Alexander Kosenina, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.05.2020) »Jürgen Overhoff hat in einer gut lesbaren und anschaulichen Biographie das Leben eines Aufklärers geschrieben, der immer wieder für Anstoß sorgte« (Holger Böning, Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 22 (2020)) »Das kleine Buch bietet eine gut lesbare Darstellung des Lebens und Wirkens Basedows im Kontext der deutschen Aufklärung.« (Ursula Goldenbaum, Arbitrium, 2021) »(eine) gut lesbare Darstellung« (Werner Greiling, Zeitschrift für Thüringische Geschichte Bd. 76, 2022)