Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,5, Universität zu Köln (Institut für deutsche Sprache und Literatur), Veranstaltung: Hauptseminar Prof. Dr. Erich Kleinschmidt: Sturm und Drang, Sommersemester 2001, Universität zu Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Reisejournal, das Johann Gottfried Herder in einem zeitlichen Abstand von mehreren Monaten zu seiner Schiffsreise von Riga nach Nantes im Jahre 1769 niederschrieb, wurde in vollständiger Form das erste Mal mehr als 70 Jahre später von seinem Sohn Emil Gottfried Herder veröffentlicht. Das "sonderbare Ding" , wie Herder selbst den Text in einem Brief an seinen Verleger Johann Friedrich Hartknoch genannt hat, war nicht zur Veröffentlichung gedacht, der Autor intendierte keine größere Rezeption, allenfalls einige engere Freunde schwebten ihm als mögliche Leser vor. Es geht hier nicht um eine eindeutige Zuordnung des Textes zu einer bestimmten (literatur-) historischen Epoche. Ebenso wenig soll eine Antwort auf die Frage der Zugehörigkeit oder der Gegenläufigkeit des Sturm und Drang zur Aufklärung gegeben werden. Vielmehr soll aufgezeigt werden, inwiefern der Sturm und Drang berechtigterweise als Fortführung oder Ergänzung der Aufklärung, aber ebenso als Kritik an bestimmten Formen derselben gesehen werden kann; stellt sie doch selbst keinesfalls eine geradlinige Bewegung, sondern ein lebendiges Gebilde mit unterschiedlichen Strömungen dar.Eine radikale Ablehnung eines Teils der Aufklärung durch den Sturm und Drang muss daher nicht zwangsläufig eine generelle Abkehr von allen aufklärerischen Ideen bedeuten. Gerade an der Person Herders lässt sich das deutlich zeigen. In dem Versuch der vornehmlich älteren Herder-Forschung, ihn einseitig entweder der Periode der Aufklärung oder der des Sturm und Drang zuzuordnen, zeigt sich die Begrenztheit der Beschreibungsmöglichkeiten eines literaturwissenschaftlichen Verfahrens, das stets darum bemüht ist, literarische Phänomene in eindeutiger Weise zu kategorisieren.Herders außergewöhnlichem Denken - außergewöhnlich insofern, als er Aspekte ganz verschiedener Denkansätze in seinem Denken vereinigt - kann so nicht entsprochen werden. Der traditionelle Epochenbegriff muss hier unweigerlich an seine Grenzen stoßen.Im Folgenden soll daher versucht werden, in einem knappen Überblick die Epochen der Aufklärung und des Sturm und Drang zu definieren und in ihrem Verhältnis zueinander zu skizzieren sowie aufzuzeigen, auf welche Weise sich das Journal in diesen Zusammenhang einfügt.
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