Über Bodmers unverwechselbaren Schweizer Beitrag zur modernen Gesellschafts- und Wertordnung im 18. JahrhundertJohannes Hees-Pelikans Studie erschließt die ästhetischen, moralischen und kritischen Schriften des Zürcher Gelehrten Johann Jakob Bodmer praxeologisch. Die Texte des Aufklärers, Geschichtslehrers und Literaten werden so nicht nur im historischen Kontext der europäischen Aufklärung erforscht, sondern vor allem auch an die jüngste Methodendiskussion angeschlossen. Bodmers Weg zur Ästhetik führt über die moralische Bewertung von Alltagspraktiken wie Gartenpflege, Körperpflege, Umgang zwischen Ehegatt:innen und Freunden usw., die er entweder im Leben oder in der Literatur beobachtet. Weil diese Beobachtung selbst auf literarische Verfahren angewiesen ist, weisen Bodmers Schriften eine ganz besondere Diskurspraktik auf, die seiner ästhetischen und ethischen Theorie ihren spezifischen Zuschnitt verleiht. Bodmer leistet so einen unverwechselbaren Schweizer Beitrag zu den Grundlagen der modernen Gesellschaft und ihrer Wertordnung: Nicht von der hohen Warte der Vernunft aus schaut er auf die Welt, sondern er leitet die ästhetischen Gesetze des moralisch guten Handelns aus dem »echten Leben« ab.