Die Tänze der Suiten Bachs zeigen beispielhaft einerseits die Herausbildung von Satztypen und die Variationsbreite ihrer Merkmale, andererseits die Zusammenfügung dieser Satztypen zu bestimmten Satzfolgen. So stellen sich zwei Fragen: Wo fügt sich ein jeder Tanz in das System des Bachschen Tempos ein? Und: Wie sind die Satzfolgen, die die Satztypen bilden, organisiert?Taktart und Tempostufe bestimmen jede Tanzart. Darüber erteilt der Name eines Tanzes Auskunft. Die Taktart ist am Beginn des Notentexts ausdrücklich genannt, nicht dagegen die Tempostufe. Das Ziel ist deshalb, die reguläre…mehr
Die Tänze der Suiten Bachs zeigen beispielhaft einerseits die Herausbildung von Satztypen und die Variationsbreite ihrer Merkmale, andererseits die Zusammenfügung dieser Satztypen zu bestimmten Satzfolgen. So stellen sich zwei Fragen: Wo fügt sich ein jeder Tanz in das System des Bachschen Tempos ein? Und: Wie sind die Satzfolgen, die die Satztypen bilden, organisiert?Taktart und Tempostufe bestimmen jede Tanzart. Darüber erteilt der Name eines Tanzes Auskunft. Die Taktart ist am Beginn des Notentexts ausdrücklich genannt, nicht dagegen die Tempostufe. Das Ziel ist deshalb, die reguläre Tempostufe jeder Tanzart zu bestimmen. Denn die Tänze einer Art gehören nicht nur ein und derselben Taktart, sondern auch ein und derselben Tempostufe an.Diesen Fragen geht das Buch in drei Teilen nach. Zunächst werden die Tänze für Tasteninstrumente der Englischen und Französischen Suiten und der Partiten der Klavierübung I gruppiert und charakterisiert. Daraus ergibt sich eine Systematik der Tanzarten. Danach wendet sich die Untersuchung dem Aufbau und der Eigenart der drei Werke für Tasteninstrumente zu, die jeweils sechs Suiten umfassen. Der letzte Teil ist den Tänzen und Suiten für solistische Besetzungen und den Ouvertüren für Ensemble gewidmet. Zum Abschluss weitet sich der Blick auf die Inventionen und Sinfonien.
Ulrich Siegele, geboren 1930 in Stuttgart, studierte Musikwissenschaft, Klassische Philologie und Geschichte hauptsächlich in Tübingen, wo er 1957 promovierte und sich 1965 habilitierte. Danach lehrte er dort Musikwissenschaft, von 1971 bis zu seiner Pensionierung 1995 als Professor. Seine Hauptarbeitsgebiete sind historische Kompositionsverfahren, vor allem die Konstruktion von Form im Hinblick auf Dauer und funktionale Differenzierung, besonders bei J. S. Bach, Monteverdi, Schütz, Beethoven, Wagner und in der seriellen Musik des 20. Jahrhunderts, sowie die Biographie J. S. Bachs in ihrem politischen, sozialen und ökonomischen Kontext. Sein analytischer Ansatz stellt sich entschieden auf den Standpunkt des Komponisten und entschlüsselt dessen Problemstellungen und Lösungsstrategien mit dem Ziel, strukturelle Ebenen eines Musikstücks klarzulegen und dadurch der kompositionstechnischen und nach Möglichkeit der ästhetischen Wahrnehmung zugänglich zu machen. Seine Untersuchungen zur Zeitstruktur in J. S. Bachs Musik beruhen auf der Überzeugung, dass das Tempo eines Stücks wie dessen andere Parameter dem Notentext einbeschrieben ist und aus den Satztypen der Komposition präzise erhoben werden kann.
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