Johann Valentin Andreae is considered one of the most important theologians from Württemberg of the 17th century. Also he at least inspired if not authored the so-called Rosenkreuzer manuscripts. Martin Brecht paints the complex path this Lutheran theologian took and highlights his writings and his pastoral work. In addition, Brecht studies the relationship of Andreae to Duke August of Braunschweig-Wolfenbüttel, with whom he was closely associated. This biography underscores Andreae's originality, creativity, and intellectual richness, and thus also contributes to our understanding of the history of the 17th century in Germany.
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Süddeutsche ZeitungChristianopolis und die Rosenkreuzer
Raffinierter Autor und Kirchenreformer im Dreißigjährigen Krieg: Eine Biographie über Johann Valentin Andreae
Ein europäischer Autor auf der Höhe seiner Zeit war er, der seinen intellektuellen Kosmos in unermüdlicher Neugier und in postmodern anmutender Literarizität aufspannte; Pfarrer war er und Hofprediger in dem vom Dreißigjährigen Krieg hart getroffenen Württemberg: Johann Valentin Andreae, geboren 1586 ins Geflecht der schwäbischen Ehrbarkeit, gestorben 1654 in Stuttgart, krank und unglücklich. Nur die aus Wolfenbüttel eintreffenden Briefe, Bücher und Kunstwerke halfen ihm, sein Kreuz zu tragen, wie in dem hier anzuzeigenden Buch ein einfühlsames Kapitel über die (auch materielle) Beziehung des Bibliomanen Andreae zum Herzog August zu Braunschweig-Lüneburg nachzeichnet – zu dem Herzog also, der die bis heute bestehende berühmte Wolfenbütteler Bibliothek durch seine Sammeltätigkeit geschaffen hat.
Obwohl etwa Johann Gottfried Herder und Johann Wolfgang Goethe diesen genialischen Autor auf der Schwelle zwischen Renaissance und Barock hoch schätzten, blieb er am Rande des literarhistorischen Interesses. Nun, Andreae schrieb meist in anspruchsvollem Neulatein; einiges ist in den Gesammelten Schriften schon übersetzt. Seine deutsche Lyrik und Epik, die sich trotz freundlicher Nachhilfe den Regeln eines Martin Opitz nicht anbequemen wollte, hat allerdings auch Perlen hervorgebracht, gesammelt beispielsweise in seinem Buch „Geistliche Kurzweil” (1617), oder integriert in „Die Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz” (vor 1610, publiziert 1616), einem so märchenhaft narrativen wie artifiziellen Schlüsselwerk.
Dem Defizit in der Wahrnehmung Johann Valentin Andreaes will jetzt ein engagierter Essay über sein literarisches Profil aufhelfen. Der Autor des Essays, der Germanist Christoph Brecht, ist der Sohn des Biographen, des Kirchenhistorikers Martin Brecht (nebenbei: sie führen sehr verschiedene Fächer- und Generationenprofile vor Augen). Christoph Brecht stellt die literarische Komplexität und fiktionsironische Raffinesse der Rosenkreutz-„Hochzeit”, nur mit Cervantes vergleichbar, intelligent heraus. Literarisches Talent findet Brecht auch in der Komödie „Turbo oder der beschwerlich und vergeblich durch alles vagierende Geist” (nach 1607), in der Andreae sein durch Relegation unterbrochenes Theologiestudium in Tübingen satirisch aufarbeitete – leider gab es damals noch kein deutsches Theater. Interessant ist dieser zweite Schlüsseltext auch wegen seiner Nähe zum „Faust”; freilich hat er nicht Grenzüberschreitung zum Thema, denn der „Wirbelwind”, der Turbo, findet keinerlei haltgebende Grenze.
Brecht senior stellt in demselben Buch das literarische Werk Andreaes – 89 Drucke, davon 31 Gratulationen; eine Werkbibliographie fehlt – in den Rahmen einer umfassenden und gründlichen neuen Biographie, die aus allen verfügbaren Quellen gearbeitet ist, die das größere historische Umfeld freilich nur punktuell anspricht, etwa bei Gustav Adolf. Die Biographie folgt der zunächst unpublizierten „Vita” von Andreae selbst, die eine frühe Apologie und spätere, fast bis zum Tode fortgeführte jährliche Berichte enthält – ein gerade im Verschleiern und Verschweigen aufschlussreicher Text. Der Biograph wertet auch die (meist ungedruckten) weitgespannten, oft langwährenden Korrespondenzen aus – es konnten an die tausend Briefe im Jahr werden. Personen- und Ortsregister erlauben den Überblick über die durch Reisen (Österreich, Schweiz, Italien, Niederlande, England) und zahlreiche Besuche im eigenen Haus gepflegten intellektuellen, kirchlichen und politischen Netze.
Zehn Kapitel zeichnen die Entwicklung der vielfach begabten, durchaus selbstbezogenen, aber durch äußere Ereignisse und innere Zwänge auch lädierten Persönlichkeit Andreaes nach. Sein familiäres Herkommen band ihn lebenslang in die seit dem Großvater Jakob prominent vertretene lutherische Tradition ein, vermittelte ihm durch den früh verstorbenen Vater aber auch das Interesse für mechanische und freie Künste sowie für Alchemie. Die starke, ordnende, pharmazeutisch kundige und sozial engagierte Mutter, die noch lange im Haushalt des Sohnes lebte, blieb die Frau in Andreaes Leben. Seine 40-jährige Ehe, die Kinder und das Familienleben, nahm der Hundeliebhaber dagegen eher pflichtmäßig wahr.
Fast die Hälfte dieser Biographie widmet sich der Bildung Andreaes und ihrem literarischen Niederschlag in der Verknüpfung eines unpolemischen Luthertums, eines recht elitären Späthumanismus und der hermetisch-paracelsischen Alternative zum Schularistotelismus, wie sie der Tübinger Freundeskreis so faszinierend wie problematisch verkörperte. Überaus genau wird Andreaes Auseinandersetzung mit der sich etablierenden theologisch-philosophischen und staatskirchlichen Orthodoxie ins Licht gestellt. Plastisch tritt zutage, dass Andreae, wie sein Bewunderer Johann Amos Comenius, die Schwelle zu dem Wissenschaftsideal nicht überschreiten wollte, das dann die (von Andreae höchstgeschätzte) Mathematik oder die technischen Innovationen trennen wird von Theosophie und christlicher Sozietät.
Andreaes Rosenkreuzer-Schriften im engeren Sinne („Fama Fraternatis”, „Confessio Fraternitatis”) widerfährt in Brechts Biographie gebührende Aufmerksamkeit, freilich gerade nicht im Sinne der „rosenkreuzerischen” Esoterik – Johann Valentin Andreae hat das von ihm ausgestreute, ohnedies auf Mystifikation setzende Rosenkreuzer-Gerücht stets dementiert. Der Biograph vermutet plausibel, dass Andreae diese Sozietätsprogramme schon zum Zeitpunkt ihrer Publikation (1614/5) und trotz ihrer europaweiten Rezeption – auch durch allerlei Scharlatane – für überholt hielt. Das Anliegen einer „General-Reformation” war ihm freilich ernst. Lebenslang war sein Ziel die Verwirklichung der reformatorischen Lehre im Leben: in einer christlichen Gesellschaft. Klar alternativ zur Rosenkreuzeridee lädt Andreae ein zur „Bruderschaft Christi”, auch in seinen Satiren, seinen Fabeln, im Doppelroman „Peregrinus” beziehungsweise „Civis Christianus”, in der autoritären Utopie „Christianopolis” von 1619.
Dafür waren einerseits die vier Bücher der praktischen Erkenntnis in Johann Arndts „Wahres Christentum” das große Vorbild; Andreae hat es, auch gegen die neue Tübinger Orthodoxie, geschickt propagiert. Andererseits bewunderte er das Genf Calvins: Zeitlebens hat Andreae versucht, eine von der staatlichen Sozialdisziplin unabhängige, strenge „Kirchenzucht” zu etablieren. Der Biograph führt diese Mühsale im sozialen und (lokal-)politischen Umfeld – dem Pfarramt in Vaihingen (1614) und der Superintendentur in Calw (1620) – anschaulich vor Augen. Dort waren zwei Stadtbrände und die ökonomischen Turbulenzen der Zeit, hier die grausame Zerstörung der Stadt im Jahr 1634 der Kontext der kirchlichen, pädagogischen und sozialen Reformen. Auch am Hof und im Konsistorium in Stuttgart (1639) blieb der Dreißigjährige Krieg präsent, sodass selbst die Ausbildung der Pfarrer kaum zu organisieren war. Gegen die Selbststilisierung der Vergeblichkeit war Andreae freilich auch hier keineswegs erfolglos; manche seiner Reformen haben bis ins 19. Jahrhundert fortgewirkt.
Martin Brecht hat die Kenntnis des frühneuzeitlichen Literaten und Kirchenreformers Andreae neu dimensioniert. Staunend beobachten wir eine komplexe Persönlichkeit, deren Intentionen theoretisch und praktisch quer zum Prozess der „Konfessionalisierung” lagen, die aber auch in sich den Widerstreit von Kritik und Praxis und den Zielkonflikt zwischen gesellschaftlicher Homogenität und weltabgewandter Intellektualität nicht aufzulösen vermochte. „Spannend”, wie der Biograph trocken feststellt. WALTER SPARN
MARTIN BRECHT: Johann Valentin Andreae 1586-1654. Ein Biographie. Mit einem Essay von Christoph Brecht. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008. 389 Seiten, 49,90 Euro.
Die Literaturhistorie hat ihn vernachlässigt, doch Herder und Goethe haben ihn sehr geschätzt
Hofprediger, Mystiker, Dichter: Johann Valentin Andreae (1586-1654), Stich von Jörg Kymmel Foto: Interfoto
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Raffinierter Autor und Kirchenreformer im Dreißigjährigen Krieg: Eine Biographie über Johann Valentin Andreae
Ein europäischer Autor auf der Höhe seiner Zeit war er, der seinen intellektuellen Kosmos in unermüdlicher Neugier und in postmodern anmutender Literarizität aufspannte; Pfarrer war er und Hofprediger in dem vom Dreißigjährigen Krieg hart getroffenen Württemberg: Johann Valentin Andreae, geboren 1586 ins Geflecht der schwäbischen Ehrbarkeit, gestorben 1654 in Stuttgart, krank und unglücklich. Nur die aus Wolfenbüttel eintreffenden Briefe, Bücher und Kunstwerke halfen ihm, sein Kreuz zu tragen, wie in dem hier anzuzeigenden Buch ein einfühlsames Kapitel über die (auch materielle) Beziehung des Bibliomanen Andreae zum Herzog August zu Braunschweig-Lüneburg nachzeichnet – zu dem Herzog also, der die bis heute bestehende berühmte Wolfenbütteler Bibliothek durch seine Sammeltätigkeit geschaffen hat.
Obwohl etwa Johann Gottfried Herder und Johann Wolfgang Goethe diesen genialischen Autor auf der Schwelle zwischen Renaissance und Barock hoch schätzten, blieb er am Rande des literarhistorischen Interesses. Nun, Andreae schrieb meist in anspruchsvollem Neulatein; einiges ist in den Gesammelten Schriften schon übersetzt. Seine deutsche Lyrik und Epik, die sich trotz freundlicher Nachhilfe den Regeln eines Martin Opitz nicht anbequemen wollte, hat allerdings auch Perlen hervorgebracht, gesammelt beispielsweise in seinem Buch „Geistliche Kurzweil” (1617), oder integriert in „Die Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz” (vor 1610, publiziert 1616), einem so märchenhaft narrativen wie artifiziellen Schlüsselwerk.
Dem Defizit in der Wahrnehmung Johann Valentin Andreaes will jetzt ein engagierter Essay über sein literarisches Profil aufhelfen. Der Autor des Essays, der Germanist Christoph Brecht, ist der Sohn des Biographen, des Kirchenhistorikers Martin Brecht (nebenbei: sie führen sehr verschiedene Fächer- und Generationenprofile vor Augen). Christoph Brecht stellt die literarische Komplexität und fiktionsironische Raffinesse der Rosenkreutz-„Hochzeit”, nur mit Cervantes vergleichbar, intelligent heraus. Literarisches Talent findet Brecht auch in der Komödie „Turbo oder der beschwerlich und vergeblich durch alles vagierende Geist” (nach 1607), in der Andreae sein durch Relegation unterbrochenes Theologiestudium in Tübingen satirisch aufarbeitete – leider gab es damals noch kein deutsches Theater. Interessant ist dieser zweite Schlüsseltext auch wegen seiner Nähe zum „Faust”; freilich hat er nicht Grenzüberschreitung zum Thema, denn der „Wirbelwind”, der Turbo, findet keinerlei haltgebende Grenze.
Brecht senior stellt in demselben Buch das literarische Werk Andreaes – 89 Drucke, davon 31 Gratulationen; eine Werkbibliographie fehlt – in den Rahmen einer umfassenden und gründlichen neuen Biographie, die aus allen verfügbaren Quellen gearbeitet ist, die das größere historische Umfeld freilich nur punktuell anspricht, etwa bei Gustav Adolf. Die Biographie folgt der zunächst unpublizierten „Vita” von Andreae selbst, die eine frühe Apologie und spätere, fast bis zum Tode fortgeführte jährliche Berichte enthält – ein gerade im Verschleiern und Verschweigen aufschlussreicher Text. Der Biograph wertet auch die (meist ungedruckten) weitgespannten, oft langwährenden Korrespondenzen aus – es konnten an die tausend Briefe im Jahr werden. Personen- und Ortsregister erlauben den Überblick über die durch Reisen (Österreich, Schweiz, Italien, Niederlande, England) und zahlreiche Besuche im eigenen Haus gepflegten intellektuellen, kirchlichen und politischen Netze.
Zehn Kapitel zeichnen die Entwicklung der vielfach begabten, durchaus selbstbezogenen, aber durch äußere Ereignisse und innere Zwänge auch lädierten Persönlichkeit Andreaes nach. Sein familiäres Herkommen band ihn lebenslang in die seit dem Großvater Jakob prominent vertretene lutherische Tradition ein, vermittelte ihm durch den früh verstorbenen Vater aber auch das Interesse für mechanische und freie Künste sowie für Alchemie. Die starke, ordnende, pharmazeutisch kundige und sozial engagierte Mutter, die noch lange im Haushalt des Sohnes lebte, blieb die Frau in Andreaes Leben. Seine 40-jährige Ehe, die Kinder und das Familienleben, nahm der Hundeliebhaber dagegen eher pflichtmäßig wahr.
Fast die Hälfte dieser Biographie widmet sich der Bildung Andreaes und ihrem literarischen Niederschlag in der Verknüpfung eines unpolemischen Luthertums, eines recht elitären Späthumanismus und der hermetisch-paracelsischen Alternative zum Schularistotelismus, wie sie der Tübinger Freundeskreis so faszinierend wie problematisch verkörperte. Überaus genau wird Andreaes Auseinandersetzung mit der sich etablierenden theologisch-philosophischen und staatskirchlichen Orthodoxie ins Licht gestellt. Plastisch tritt zutage, dass Andreae, wie sein Bewunderer Johann Amos Comenius, die Schwelle zu dem Wissenschaftsideal nicht überschreiten wollte, das dann die (von Andreae höchstgeschätzte) Mathematik oder die technischen Innovationen trennen wird von Theosophie und christlicher Sozietät.
Andreaes Rosenkreuzer-Schriften im engeren Sinne („Fama Fraternatis”, „Confessio Fraternitatis”) widerfährt in Brechts Biographie gebührende Aufmerksamkeit, freilich gerade nicht im Sinne der „rosenkreuzerischen” Esoterik – Johann Valentin Andreae hat das von ihm ausgestreute, ohnedies auf Mystifikation setzende Rosenkreuzer-Gerücht stets dementiert. Der Biograph vermutet plausibel, dass Andreae diese Sozietätsprogramme schon zum Zeitpunkt ihrer Publikation (1614/5) und trotz ihrer europaweiten Rezeption – auch durch allerlei Scharlatane – für überholt hielt. Das Anliegen einer „General-Reformation” war ihm freilich ernst. Lebenslang war sein Ziel die Verwirklichung der reformatorischen Lehre im Leben: in einer christlichen Gesellschaft. Klar alternativ zur Rosenkreuzeridee lädt Andreae ein zur „Bruderschaft Christi”, auch in seinen Satiren, seinen Fabeln, im Doppelroman „Peregrinus” beziehungsweise „Civis Christianus”, in der autoritären Utopie „Christianopolis” von 1619.
Dafür waren einerseits die vier Bücher der praktischen Erkenntnis in Johann Arndts „Wahres Christentum” das große Vorbild; Andreae hat es, auch gegen die neue Tübinger Orthodoxie, geschickt propagiert. Andererseits bewunderte er das Genf Calvins: Zeitlebens hat Andreae versucht, eine von der staatlichen Sozialdisziplin unabhängige, strenge „Kirchenzucht” zu etablieren. Der Biograph führt diese Mühsale im sozialen und (lokal-)politischen Umfeld – dem Pfarramt in Vaihingen (1614) und der Superintendentur in Calw (1620) – anschaulich vor Augen. Dort waren zwei Stadtbrände und die ökonomischen Turbulenzen der Zeit, hier die grausame Zerstörung der Stadt im Jahr 1634 der Kontext der kirchlichen, pädagogischen und sozialen Reformen. Auch am Hof und im Konsistorium in Stuttgart (1639) blieb der Dreißigjährige Krieg präsent, sodass selbst die Ausbildung der Pfarrer kaum zu organisieren war. Gegen die Selbststilisierung der Vergeblichkeit war Andreae freilich auch hier keineswegs erfolglos; manche seiner Reformen haben bis ins 19. Jahrhundert fortgewirkt.
Martin Brecht hat die Kenntnis des frühneuzeitlichen Literaten und Kirchenreformers Andreae neu dimensioniert. Staunend beobachten wir eine komplexe Persönlichkeit, deren Intentionen theoretisch und praktisch quer zum Prozess der „Konfessionalisierung” lagen, die aber auch in sich den Widerstreit von Kritik und Praxis und den Zielkonflikt zwischen gesellschaftlicher Homogenität und weltabgewandter Intellektualität nicht aufzulösen vermochte. „Spannend”, wie der Biograph trocken feststellt. WALTER SPARN
MARTIN BRECHT: Johann Valentin Andreae 1586-1654. Ein Biographie. Mit einem Essay von Christoph Brecht. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008. 389 Seiten, 49,90 Euro.
Die Literaturhistorie hat ihn vernachlässigt, doch Herder und Goethe haben ihn sehr geschätzt
Hofprediger, Mystiker, Dichter: Johann Valentin Andreae (1586-1654), Stich von Jörg Kymmel Foto: Interfoto
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Walter Sparn begrüßt diese Biografie des Kirchenreformer und Schriftsteller Johann Valentin Andreae (1586-1654), die der Kirchenhistoriker Martin Brecht vorgelegt hat. Andreae, für Sparn ein "genialischer Autor", der auch von Herder und Goethe hoch geschätzt wurde, wird in seinem Augen leider viel zu wenig wahrgenommen. Um so erfreuter zeigt er sich über vorliegendes Buch, das hier Abhilfe schaffen kann. Er schätzt die aus allen verfügbaren Quellen gearbeitete Biografie als umfassend und genau. Sie vermittelt für ihn einen ausgezeichneten Überblick über die Entwicklung und Bildung Andreaes und ihren literarischen Niederschlag. In diesem Kontext lobt er die Darstellung von Andreaes Auseinandersetzung mit der theologisch-philosophischen und staatskirchlichen Orthodoxie hervor. Sichtbar wird für Sparn darüber eine überaus "komplexe Persönlichkeit", deren Intentionen quer zum Prozess der "Konfessionalisierung" lagen. Besonders hebt Sparn auch den Essay hervor, den der Germanist Christoph Brecht zu dem Buch beigesteuert hat, der einen Eindruck von der literarischen Komplexität Andreaes gibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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