Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität zu Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Interesse der vorliegenden Arbeit liegt in der Frage, inwieweit die Liebesauffassung, die Johann Wolfgang von Goethes Werther vertritt, der des Geniekonzepts entspricht, oder anders formuliert: Liebt Goethes Werther genialisch? Goethes erster Roman "Die Leiden des jungen Werthers" hatte bereits kurz nach Erscheinen einen Erfolg, wie ihn nur wenige Romane für sich beanspruchen können. Die unglückliche Liebe des Werther zur verlobten Lotte, die Verzweiflung des Liebenden und der Selbstmord haben die Gemüter der zeitgenössischen Leser, insbesondere der jungen, heftig bewegt. Am Thema allein liegt dies allerdings nicht, denn das Motiv der unglücklichen Liebe begleitet die europäische Literatur seit ihren Anfängen. Was Werther als unglücklichen Liebenden besonders macht, sind verschiedene Komponenten: Die Konzeption seiner Liebe ebenso wie die Tatsache, dass es sich um einen Briefroman handelt, die Einsamkeit des melancholischen Genies, die Auflehnung gegen die Regeln der Gesellschaft und die Intimität, mit der die Gefühle Werthers beschrieben werden, gehören sicher dazu. Goethe hat mit seinem Roman und mit seiner Figur des Werther offenbar den Nerv der Zeit getroffen. Die Romanhandlung geht teilweise zurück auf eigene Erlebnisse, wie die Liebe zur verheirateten Charlotte Buff, auf den Selbstmord des Karl Wilhelm Jerusalem , über den sich Goethe informierte. Sie entspricht aber auch den aktuellen Tendenzen der jungen Autoren, die im Sturm und Drang eine literarische Strömung prägten, die sich gegen das Diktat der Aufklärung auflehnte und den Gefühlen ebenso wie der neuen Genieästhetik verpflichtet war.
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