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Das neue Buch von Adolf Frisé ist ein Liebesroman. Der Erzähler lernt Johanna auf einem Fest bei Hamburg kennen, und es geschieht, womit keiner von ihnen gerechnet hatte - von der ersten Stunde an ist der eine ohne den anderen nicht mehr zu denken. Eine von Anfang an schwierige Beziehung. Eine verheiratete junge Frau. Zwei von ihr geliebte Kinder. Eine geordnete traditionsgebundene Welt. Dagegen der Erzähler: Journalist, Junggeselle. Johanna bricht zunächst den Kontakt ab. "Vergiß mich so, daß ich es nicht merke." Es bleibt indes eine dem Wahnsinn nahe Liebe. Am Ende zeichnet sich ohne…mehr

Produktbeschreibung
Das neue Buch von Adolf Frisé ist ein Liebesroman. Der Erzähler lernt Johanna auf einem Fest bei Hamburg kennen, und es geschieht, womit keiner von ihnen gerechnet hatte - von der ersten Stunde an ist der eine ohne den anderen nicht mehr zu denken. Eine von Anfang an schwierige Beziehung. Eine verheiratete junge Frau. Zwei von ihr geliebte Kinder. Eine geordnete traditionsgebundene Welt. Dagegen der Erzähler: Journalist, Junggeselle. Johanna bricht zunächst den Kontakt ab. "Vergiß mich so, daß ich es nicht merke." Es bleibt indes eine dem Wahnsinn nahe Liebe. Am Ende zeichnet sich ohne Katastrophe eine Lösung ab. Johannas Resümee: "Ich möchte frei sein. Frei für ein Leben mit dir."
Autorenporträt
Frisé, AdolfAdolf Frisé, geboren 1910, gestorben 2003, ist Autor von Theaterstücken und Romanen. Nach 1945 Zeitungsredakteur (Politik und Feuilleton) in Hamburg, zuletzt Kulturredakteur beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt als Leiter der Literaturredaktion.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.1997

Romeo und Julia leben noch
Allerlei Ränke um die Liebe: Adolf Frisés Roman "Johanna"

Als Musterbeispiel eines spät debütierenden Romanciers gilt gemeinhin Theodor Fontane, der fast sechzig war, als 1878 sein erster Roman erschien. Doch der Schriftsteller Adolf Frisé schlägt ihn um Längen. Er zählte achtzig Jahre, als er 1990 seinen Erstling "Der Beginn der Vergangenheit" veröffentlichte, und ist jetzt, da sein zweiter Roman "Johanna" herauskam, siebenundachtzig. Übrigens darf man sich vom Begriff "debütieren" nicht irreführen lassen. Sowohl Fontane wie Frisé wußten sich ein Berufsleben lang der Literatur verbunden und dienten ihr vielfältig in ihrem journalistischen Tagewerk. Frisé machte sich überdies verdient als Herausgeber und Kommentator der Werke Robert Musils. Der Wechsel vom literarischen Sekundär- in den Primärbereich war also kein Aufbruch in unbekannte Regionen.

Dafür zeugt zunächst die Sprache des Autors. Frisé, der jahrzehntelang entweder selbst mit Zeugnissen der Wortkunst umging oder sich als Redakteur darum kümmerte, daß seine Mitarbeiter dies adäquat besorgten, beherrscht sein Deutsch und gestattet sich keine Nachlässigkeiten. Im Roman "Johanna" scheint er auf den ersten Blick einen kommoden Stil zu pflegen, schreibt er gewissermaßen einen Text ohne Haken und Ösen. Aber schon der nächste Blick lehrt, daß seine scheinbar ungekünstelten Aussagen in Wahrheit Teile einer recht komplizierten Komposition sind; feine Spinnwebfäden verschränken sich zu einem kunstreich gewebten Netz, in dem man sich leicht verfängt.

Der Plot, dem er durch seine artifizielle Sprachweberei dient, ist im Grunde einfach: Ein Mann verliebt sich in eine verheiratete Frau, sie sich in ihn, ihr Ehemann und ihre zwei Kinder belasten das verstohlene Glück. Das allein ergäbe nichts als Herz und Schmerz und Hin und Her. Aber der Autor flicht die Herz-Schmerz-Episoden in Hunderte vertraut anmutender Alltagsabläufe, breitet um das Paar und seine Widersacher ein Panorama westdeutscher und westeuropäischer Gepflogenheiten. Dem geneigten Leser, wenigstens dem westlicher Herkunft, fällt es nicht schwer, das Ambiente der Figuren dem eigenen Erlebnishorizont zu integrieren. Das setzt ihn dann imstand, Freud und Leid der Helden mitzufühlen. Übermittler des Ganzen ist der ehestörende Liebhaber, was zur Folge hat, daß der Romanerzähler nicht klüger scheint als der jeweils geschilderte Tag. In Wahrheit erzählt selbstverständlich der Erfinder der Geschichte, der zu jeder Zeit weiß, wie es weitergeht, sich mit der Mimikry aber die Chance verschafft, den Leser permanent in die Aufregungen des Liebespaares zu verwickeln.

Ihn also auf Romanlänge bei der Stange zu halten. Denn eigentlich reicht die Spannung des Liebes-Plots nur für eine kleinere literarische Form. Die größere verdankt sich ständigen Wiederholungen. Stets von neuem erfahren wir, daß die liebende Frau von Skrupeln geplagt, ihr Ehemann von Rachegelüsten getrieben, ihr Anbeter von Rücksichten gehemmt ist, daß die Kinder zu leiden und die Mitmenschen zu klatschen und zu räsonieren haben. Wie immer das Bühnenbild variiert, die Szene ändert sich nicht. Von Seite zu Seite harrt man des tragischen Endes dieser unerlaubten Liebe, das, bei so viel Schwierigkeiten und Hindernissen, logisch, ja unvermeidbar scheint. Man wartet vergeblich. Überraschenderweise geht die Sache gut aus, kurz vor Buchschluß kriegen Romeo und Julia einander, auch die Kinder gehen der sündigen Mutter nicht ganz verloren.

Liebesgeschichten sind, zunächst einmal, im Prinzip simpel. Es hängt von der Imagination des Autors ab, ob seine spezielle Geschichte auf das Prinzip beschränkt bleibt oder es überwindet. Überwunden ist das Prinzip dann, wenn das jeweilige Romeo-und-Julia-Drama als Daseinsmuster begriffen und angenommen werden kann. Dem Fall "Johanna" schadet nicht nur, daß der Autor die Affäre überdehnt, sondern auch, daß er sie weitgehend ohne Zeithorizont gelassen hat. Aus kargen Andeutungen darf man schließen, daß die Handlung sich zum größeren Teil in den fünfziger Jahren, zum kleineren in der Folgezeit zuträgt. Aber es hätte auch irgendeine andere Epoche sein können. Dieser Mangel zeichnet das Romangeschehen mit dem Stempel der Beliebigkeit, den man nur deshalb nicht gleich wahrnimmt, weil kunstvolle Sprachnebel ihn kaschieren. SABINE BRANDT

Adolf Frisé: "Johanna". Roman.Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1997. 219 S., geb., 34,- DM.

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Adolf Frisé spricht unter denen, die heute erzählende Prosa schreiben, mit einer ganz eigenen, präzise artikulierenden Stimme. Sie ist angenehm unaufgeregt, berichtet in kurzen, klaren Sätzen. Der Erzähler psychologisiert nicht. Auch für «Johanna» gilt, was zu dem Roman «Der Beginn der Vergangenheit» zu lesen war: Der Autor führt erzählerisch Anregungen der europäisch-amerikanischen Literatur weiter: mit der direkten Verknüpfung zeitlich getrennter Situationen und der Verschränkung von Dialog und innerem Monolog, mit einer lakonischen Sprache, die den Sinn in die kürzeste syntaktische Form zwingt. FAZ