175. Geburtstag von Johannes Brahms am 7. Mai 2008. Der Komponist gehört neben Richard Wagner zu den berühmtesten Komponisten des 19. Jahrhunderts.
»Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer gebildet ... Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: Das ist ein Berufener«, meinte Robert Schumann 1853, nachdem er den 20-Jährigen kennen gelernt hatte. Er hatte recht. Heute wissen wir, dass aus diesem jungen Mann einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts wurde.
Der Vater verdiente sein Geld als Musiker. Er spielte Horn und Kontrabass. Sein Sohn erhielt sehr früh Klavierunterricht, legte als Jugendlicher schon erste Kompositionen vor und galt als musikalisches Wunderkind. Die Karriere von Johannes Brahms (1833-1897) begann, als er Robert und Clara Schumann kennen lernte. Clara Schumann wurde schließlich seine große Liebe.
In seiner Heimstadt Hamburg fand Brahms keine Anstellung. Nach verschiedenen Stationen ließ er sich schließlich in Wien nieder und gehörte bald zur großbürgerlichen Elite der damaligen Musikhauptstadt der Welt. Im In- und Ausland hatte seine Musik Erfolg. Sie wurde sehr unterschiedlich eingeschätzt. Die einen hielten ihn für den legitimen Nachfolger Ludwig van Beethovens, andere wie Friedrich Nietzsche für ein »deutsches Missverständnis«. Auch Richard Wagner äußerte sich sehr abfällig. Doch als Wagner 1883 starb, war Johannes Brahms der berühmteste lebende Komponist seiner Zeit.
Malte Korff schildert den familiären Hintergrund, den Aufstieg, das Wirken als Dirigent und Pianist, das Privatleben, das Verhältnis zu anderen bedeutenden Komponisten der Zeit und entwirft ein Bild von der differenzierten Persönlichkeit des Johannes Brahms. Er bietet zudem eine Einführung in das musikalische Werk.
Mit zahlreichen Abbildungen, Werkverzeichnis und weiterführenden Literaturhinweisen.
»Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer gebildet ... Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: Das ist ein Berufener«, meinte Robert Schumann 1853, nachdem er den 20-Jährigen kennen gelernt hatte. Er hatte recht. Heute wissen wir, dass aus diesem jungen Mann einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts wurde.
Der Vater verdiente sein Geld als Musiker. Er spielte Horn und Kontrabass. Sein Sohn erhielt sehr früh Klavierunterricht, legte als Jugendlicher schon erste Kompositionen vor und galt als musikalisches Wunderkind. Die Karriere von Johannes Brahms (1833-1897) begann, als er Robert und Clara Schumann kennen lernte. Clara Schumann wurde schließlich seine große Liebe.
In seiner Heimstadt Hamburg fand Brahms keine Anstellung. Nach verschiedenen Stationen ließ er sich schließlich in Wien nieder und gehörte bald zur großbürgerlichen Elite der damaligen Musikhauptstadt der Welt. Im In- und Ausland hatte seine Musik Erfolg. Sie wurde sehr unterschiedlich eingeschätzt. Die einen hielten ihn für den legitimen Nachfolger Ludwig van Beethovens, andere wie Friedrich Nietzsche für ein »deutsches Missverständnis«. Auch Richard Wagner äußerte sich sehr abfällig. Doch als Wagner 1883 starb, war Johannes Brahms der berühmteste lebende Komponist seiner Zeit.
Malte Korff schildert den familiären Hintergrund, den Aufstieg, das Wirken als Dirigent und Pianist, das Privatleben, das Verhältnis zu anderen bedeutenden Komponisten der Zeit und entwirft ein Bild von der differenzierten Persönlichkeit des Johannes Brahms. Er bietet zudem eine Einführung in das musikalische Werk.
Mit zahlreichen Abbildungen, Werkverzeichnis und weiterführenden Literaturhinweisen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.03.2008Anspruch kann lähmen
Versonnen und doch monumental: Malte Korff über Johannes Brahms
Unterlassungserklärung
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Süddeutsche Zeitung GmbH hat heute in oben genannter Angelegenheit eine Unterlassungserklärung abgegeben:
Die Süddeutsche Zeitung verpflichtet sich, es künftig gegenüber Herrn Dr. Andreas Beckerath aus Irschenhausen als Bevollmächtigter der Gemeinschaft der Berechtigten des Malers Willy von Beckerath zu unterlassen:
die am 22./23./24. März 2008 in der Süddeutschen Zeitung unter der Überschrift "Anspruch kann lähmen" auf Seite 17 veröffentlichte Brahms-Zeichnung des Malers Willy von Beckerath in weiteren Ausgaben ohne entsprechende Einwilligung zu veröffentlichen.
Bitte stellen Sie sicher, dass die streitige Zeichnung im genannten Umfang nicht mehr veröffentlicht oder verbreitet wird. Im Wiederholungsfalle können hohe Vertragsstrafen von uns gefordert werden.
Für Rückfragen steht Ihnen Herr Schmidt, zu erreichen unter Tel.: (-8663), gerne zur Verfügung
Mit freundlichen Grüßen
Christian Schmidt
Business Affairs / Recht
Der Anfang dieses am Ende so von Ruhm, Anerkennung und Respekt, ja, Bewunderung bedeckten Lebens sah dunkel, eng und feucht aus. Johannes Brahms wurde in einer frischluftarmen düsteren Hinterhauswohnung in Hamburgs Gängeviertel vor 175 Jahren geboren. Sein Vater, ein leidenschaftlicher Kontrabassist, bildete den Sohn frühzeitig aus, und das Talent war so groß, dass Johannes schon mit zehn Jahren auftrat, nicht in Hafenkaschemmen und Rotlichtbars, wie später kolportiert wurde, aber in Kaffeehäusern und Salons. Vater Brahms gab auch nicht vorhandenes Geld von Standes wegen aus, während die viel ältere Mama versuchte, den Haushalt der von Armut bedrohten Familie zusammenzuhalten.
Doch Johannes, ein versonnen-schüchterner Junge, bekam schließlich erstklassigen Unterricht und widmete sich mit Hingabe der Musik. Zu den Eltern behielt er zeitlebens ein gutes Verhältnis, auch als der Vater nach dem Tod der Mutter zum zweiten Mal heiratete. Auch mit der Verwandtschaft stellte er sich trotz mancher Trübung letztlich gut.
Aus diesem blassblonden Hamburger Jüngling, der dem Komponisten Robert Schumann sogleich als Genie auffiel und seiner Frau Clara dazu noch als attraktiver junger Mann, dessen Verehrung sie magisch anzog, wurde schließlich der europaweit zu Ruhm und Ehre gekommene große Symphoniker der Spätromantik, ein Fortschrittlicher im konservativen Gewand. Er war bei allem Sinn für volksliedhafte Einfachheit oder Lust an folkloristischer Rhythmik ein musikhistorisch umfassend gebildeter Intellektueller und eine monumentale Gestalt der europäischen Geistesgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Brahms wurde der Gegenpol zur fast gewalttätigen Hysterie des Gesamtkunstwerkers Richard Wagner und der hochmütig-feindliche Bruder des symphonischen Urgeistes Anton Bruckner.
Malte Korff erzählt das Leben dieses Komponisten, dessen Auftreten schwankte zwischen Schüchternheit, Zurückhaltung und dann wieder Arroganz, gepaart mit selbstbewusstem Sarkasmus – Peter Cornelius fand Brahms unangenehm, egozentrisch und hoffärtig –, mit Sympathie, zitatenreich und auch auf das Werk im Einzelnen eingehend.
In der immer neugierig machenden Beziehung zu Clara, die dem jungen Brahms als die reife erfahrene schöne Frau und Künstlerin erschien, folgte er wohl unbewusst dem eigenen Familienmuster, nach dem der Vater ja eine sehr viel ältere Frau ehelichte. Später wurde Clara die mütterliche Freundin und Vertraute gerade in musikalischen Fragen. Immerhin hat Brahms später trotz mancher Gelegenheiten auf Heirat verzichtet, dafür verkehrte er in Wien auch mit Prostituierten, die er bei zufälligen Begegnungen auf der Straße freundlich grüßte, sehr zur Peinlichkeit mancher Begleiter.
Korff bleibt in seiner Darstellung, was psychoanalytische Deutungsansätze angeht, zurückhaltend, wie er sich überhaupt eng an den „biographischen Strumpf” hält. Er schildert die andauernde selbstkritische Skepsis des Komponisten und dessen depressive Grundstimmung; Johannes Brahms war dabei nicht gegen Selbstmitleid und Larmoyanz gefeit. Auch lähmte ihn manchmal der Anspruch an sein Werk, das er stets an den Größen der Vergangenheit maß, obwohl er alles andere als ein Traditionalist war. Männer wie der Geiger Joseph Joachim, der Arzt Theodor Billroth, der Dirigent Hermann Levi, der Maler Anselm Feuerbach oder der Musikkritiker Eduard Hanslick und andere tauchten auf und pflegten lebenslange Freundschaft mit dem schwierigen, aber auch vitalen Norddeutschen.
Korff bezieht sich zur Charakterisierung solcher Persönlichkeiten auf Briefe und Dokumente. Der insgesamt nüchterne, gleichwohl engagierte Ton, die Orientierung am kompositorischen Schaffen als Leitlinie bestimmen Korffs Buch bis zum Schluss. Johannes Brahms, gefeiert als – abgesehen vom Antipoden Wagner – bedeutendster Komponist nach Beethoven, starb am 3. April 1897 an einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse. HARALD EGGEBRECHT
MALTE KORFF: Johannes Brahms. Leben und Werk. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008. 260 S., 15 Euro.
Kannte die Huren von Wien: Johannes Brahms (1833-1897), karikiert von Willy von Beckerath. Foto: united archives
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Versonnen und doch monumental: Malte Korff über Johannes Brahms
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Die Süddeutsche Zeitung verpflichtet sich, es künftig gegenüber Herrn Dr. Andreas Beckerath aus Irschenhausen als Bevollmächtigter der Gemeinschaft der Berechtigten des Malers Willy von Beckerath zu unterlassen:
die am 22./23./24. März 2008 in der Süddeutschen Zeitung unter der Überschrift "Anspruch kann lähmen" auf Seite 17 veröffentlichte Brahms-Zeichnung des Malers Willy von Beckerath in weiteren Ausgaben ohne entsprechende Einwilligung zu veröffentlichen.
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Mit freundlichen Grüßen
Christian Schmidt
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Der Anfang dieses am Ende so von Ruhm, Anerkennung und Respekt, ja, Bewunderung bedeckten Lebens sah dunkel, eng und feucht aus. Johannes Brahms wurde in einer frischluftarmen düsteren Hinterhauswohnung in Hamburgs Gängeviertel vor 175 Jahren geboren. Sein Vater, ein leidenschaftlicher Kontrabassist, bildete den Sohn frühzeitig aus, und das Talent war so groß, dass Johannes schon mit zehn Jahren auftrat, nicht in Hafenkaschemmen und Rotlichtbars, wie später kolportiert wurde, aber in Kaffeehäusern und Salons. Vater Brahms gab auch nicht vorhandenes Geld von Standes wegen aus, während die viel ältere Mama versuchte, den Haushalt der von Armut bedrohten Familie zusammenzuhalten.
Doch Johannes, ein versonnen-schüchterner Junge, bekam schließlich erstklassigen Unterricht und widmete sich mit Hingabe der Musik. Zu den Eltern behielt er zeitlebens ein gutes Verhältnis, auch als der Vater nach dem Tod der Mutter zum zweiten Mal heiratete. Auch mit der Verwandtschaft stellte er sich trotz mancher Trübung letztlich gut.
Aus diesem blassblonden Hamburger Jüngling, der dem Komponisten Robert Schumann sogleich als Genie auffiel und seiner Frau Clara dazu noch als attraktiver junger Mann, dessen Verehrung sie magisch anzog, wurde schließlich der europaweit zu Ruhm und Ehre gekommene große Symphoniker der Spätromantik, ein Fortschrittlicher im konservativen Gewand. Er war bei allem Sinn für volksliedhafte Einfachheit oder Lust an folkloristischer Rhythmik ein musikhistorisch umfassend gebildeter Intellektueller und eine monumentale Gestalt der europäischen Geistesgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Brahms wurde der Gegenpol zur fast gewalttätigen Hysterie des Gesamtkunstwerkers Richard Wagner und der hochmütig-feindliche Bruder des symphonischen Urgeistes Anton Bruckner.
Malte Korff erzählt das Leben dieses Komponisten, dessen Auftreten schwankte zwischen Schüchternheit, Zurückhaltung und dann wieder Arroganz, gepaart mit selbstbewusstem Sarkasmus – Peter Cornelius fand Brahms unangenehm, egozentrisch und hoffärtig –, mit Sympathie, zitatenreich und auch auf das Werk im Einzelnen eingehend.
In der immer neugierig machenden Beziehung zu Clara, die dem jungen Brahms als die reife erfahrene schöne Frau und Künstlerin erschien, folgte er wohl unbewusst dem eigenen Familienmuster, nach dem der Vater ja eine sehr viel ältere Frau ehelichte. Später wurde Clara die mütterliche Freundin und Vertraute gerade in musikalischen Fragen. Immerhin hat Brahms später trotz mancher Gelegenheiten auf Heirat verzichtet, dafür verkehrte er in Wien auch mit Prostituierten, die er bei zufälligen Begegnungen auf der Straße freundlich grüßte, sehr zur Peinlichkeit mancher Begleiter.
Korff bleibt in seiner Darstellung, was psychoanalytische Deutungsansätze angeht, zurückhaltend, wie er sich überhaupt eng an den „biographischen Strumpf” hält. Er schildert die andauernde selbstkritische Skepsis des Komponisten und dessen depressive Grundstimmung; Johannes Brahms war dabei nicht gegen Selbstmitleid und Larmoyanz gefeit. Auch lähmte ihn manchmal der Anspruch an sein Werk, das er stets an den Größen der Vergangenheit maß, obwohl er alles andere als ein Traditionalist war. Männer wie der Geiger Joseph Joachim, der Arzt Theodor Billroth, der Dirigent Hermann Levi, der Maler Anselm Feuerbach oder der Musikkritiker Eduard Hanslick und andere tauchten auf und pflegten lebenslange Freundschaft mit dem schwierigen, aber auch vitalen Norddeutschen.
Korff bezieht sich zur Charakterisierung solcher Persönlichkeiten auf Briefe und Dokumente. Der insgesamt nüchterne, gleichwohl engagierte Ton, die Orientierung am kompositorischen Schaffen als Leitlinie bestimmen Korffs Buch bis zum Schluss. Johannes Brahms, gefeiert als – abgesehen vom Antipoden Wagner – bedeutendster Komponist nach Beethoven, starb am 3. April 1897 an einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse. HARALD EGGEBRECHT
MALTE KORFF: Johannes Brahms. Leben und Werk. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008. 260 S., 15 Euro.
Kannte die Huren von Wien: Johannes Brahms (1833-1897), karikiert von Willy von Beckerath. Foto: united archives
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Viel Sympathie, aber keine große Begeisterung bringt Rezensent Harald Eggebrecht dieser Brahms-Biografie entgegen, der er gleichwohl große Solidität bescheinigt. Malte Korff erzähle darin "mit Sympathie, zitatenreich und auch auf das Werk im Einzelnen eingehend" auf der Basis von Briefen und Dokumenten die Lebensgeschichte dieses bedeutenden Komponisten, der aus ärmlichen Hamburger Verhältnissen stammte. Dabei bleibt die Darstellung der Einschätzung des Rezensenten zufolge angenehm zurückhaltend auf Fakten konzentriert, enthalte sich der Biograf mitunter naheliegender psychoanalytischer Deutungsansätze biografischer Einzelheiten, wie dem Verhältnis zu Clara Schumann. Punkten kann Korff beim Rezensenten auch durch seine Schilderung von Johannes Brahms selbstkritischer Skepsis und depressiver Grundstimmung. Mitunter klingt allerdings an, dass sich der Rezensent auch eine weniger nüchtern verfasste Brahms-Biografie hätte vorstellen können, ein Buch, das sich nicht ganz so linear an Brahms? kompositorischem Schaffen orientiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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