Wer weiß schon, dass das wohlbekannte Weihnachtslied O du fröhliche der Feder des ehemals satirischen Dichters Johannes Daniel Falk entstammt, und wer würde vermuten, dass dies unter den ernstesten und bedrängendsten Umständen geschah? Geschrieben für die Zöglinge seines Erziehungsinstituts, die der inzwischen zur unmittelbaren Tat Erwachte nach den Kriegswirren des Jahres 1813 um sich zu scharen begann, stehen die Worte dieses Liedes im Grunde für sein innerstes Anliegen: All den verwaisten und vernachlässigten Kindern und Jugendlichen nämlich, denen die Welt ging verloren, die nun bettelnd umherstreunten und zusehends verwahrlosten, wieder Orientierung und geistigen Halt zu geben.Von der persönlichen Lebensgeschichte Falks und der Geschichte seines Erziehungswerks ist in diesem Buch die Rede. Anhand vieler bisher unveröffentlichter Quellen aus seinem Nachlass wird nachvollziehbar, wie diese Biografie sich innerhalb der geistigen und gesellschaftlichen Atmosphäre Weimars entfaltet, wie sie dem allgemein beschworenen, aber zumeist im Gedanklichen verbleibenden klassischen Humanitätsideal schließlich etwas real zur Seite stellt, das als eine Bereicherung und wahrhaft notwendige Ergänzung des historischen Schauplatzes Weimarer Klassik empfunden werden kann.