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Das Buch wurde auf der Cape Town Book Fair 2007 als Meisterwerk gefeiert. Ivan Vladislavic, einer der Hauptvertreter der südafrikanischen Literatur, entwirft darin ein unterhaltsames, tiefgründiges, literarisches Porträt der Stadt Johannesburg und des neuen Südafrika. Mit hoher sprachlicher Präzision, Wortwitz, Ironie sowie ab- und hintergründigen Assoziationen erstellt Vladislavic in 138 Kapiteln seine persönliche Landkarte von Johannesburg.

Produktbeschreibung
Das Buch wurde auf der Cape Town Book Fair 2007 als Meisterwerk gefeiert. Ivan Vladislavic, einer der Hauptvertreter der südafrikanischen Literatur, entwirft darin ein unterhaltsames, tiefgründiges, literarisches Porträt der Stadt Johannesburg und des neuen Südafrika. Mit hoher sprachlicher Präzision, Wortwitz, Ironie sowie ab- und hintergründigen Assoziationen erstellt Vladislavic in 138 Kapiteln seine persönliche Landkarte von Johannesburg.
Autorenporträt
Ivan Vladislavic, geboren 1957 in Pretoria, studierte afrikaanische und englische Literatur an der University of the Witwatersrand und lebt seit Anfang der siebziger Jahre in Johannesburg. Seit 1989 arbeitet er als freier Lektor und Schriftsteller. Er gab Werke zu zeitgenössischer Kunst und Architektur heraus und verfasste Essays, Romane und Erzählungen. Für seine Werke wurde er mehrfach ausgezeichnet. Vladislavic ist einer der führenden zeitgenössischen Autoren Südafrikas.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.09.2010

Karte
der Erinnerung
„Johannesburg. Insel aus Zufall“
von Ivan Vladislavic
Wenn man nur ein Wochenende dort verbringt, erlebt man eine tote Stadt. Verlassen von den Weißen, noch nicht wiederbelebt von den Schwarzen. Johannesburg ist eine sehr rätselhafte Stadt. Man kann stundenlang durch die Straßen schlendern, ohne dass etwas Besonderes passiert, man kann aber auch an jeder Ecke die Gefahr riechen, das Risiko für Leib und Leben, und man kann darüber verzweifeln, wie die Ärmsten der Armen ihren kargen Lohn in einem Luxuskasino verpulvern, wo sie natürlich nicht an den edlen Roulette-Tischen sitzen, sondern mit Sack und Pack und der ganzen Familie im zentralen Aquarium mit den billigen Spielautomanten.
Ivan Vladislavic, der 1957 in Pretoria geboren wurde und nunmehr seit fast 40 Jahren in Johannesburg lebt, erzählt von alldem kaum etwas. Es geht ihm auch nicht um die ereignisreiche, blutige Stadtgeschichte. Und es geht ihm schon gar nicht darum, einen Verfall zu beklagen. Im Gegenteil: Sein munterer, immer ein wenig zu optimistischer Tonfall taucht all seine Erklärungen und Erzählungen in ein helles Licht, so wie man in Afrika allein aufgrund der allgegenwärtigen grellen Sonne alles ein bisschen weniger düster empfindet als nördlich der Alpen. In zwei großen Abschnitten, aufgelockert in insgesamt 138 kleine Episoden, dichtet und verdichtet Vladislavic ein Netz des Alltäglichen, aus dem in der Gesamtschau dann sogar beinahe eine Liebeserklärung an diese wilde Stadt wird, auch wenn die andauernde Bedrohung durch Diebe, Räuber und Einbrecher, diese ständige Unsicherheit und Gewaltumgebung keine sehr heimeligen Gefühle vermittelt, wie man sie gemeinhin kennt.
Für ein Heimatgefühl in dieser Stadt braucht man andere Qualitäten. Gute Nerven in erster Linie, ein starkes privates Netzwerk, vor allem aber, und das macht die Stärke dieses Romans aus: einen unerschütterlichen Sinn für Poesie. Ein verwundetes Tier, ein wirrer Passant, ein stetig wachsender Müllberg vor der eigenen Haustür – all dies ist kein Grund zur Klage, sondern zur zärtlichsten Beschreibung. So sehr Vladislavic mit der äußeren Form experimentiert, die Episoden weiter und willkürlich unterteilt, am Ende auch mal nach Hausnummern der beschriebenen Objekte ordnet, so konsequent bleibt er bei seinem einmal eingenommenen Blickwinkel, bei einer Empfindung, die ihm für die jeweilige Geschichte passend erscheint.
Manchmal erinnert das ein wenig an Elias Canetti – Vladislavic erwähnt ihn auch einmal bewundernd –, allerdings ohne die milde und auch mal sehr scharfe Ironie Canettis. Vladislavic dagegen setzt allein auf diese großmütterliche Milde, die auch bei schlimmsten Ereignissen und der gröbsten Gewalt nur für den konkret Betroffenen ein bisschen Trost aufbringt und sonst lediglich ein Schulterzucken übrig hat für alle die seltsamen Dinge, die in nächster Nähe geschehen.
Ivan Vladislavic versucht von Anfang an, alles vor seine Haustür zu holen, um sich dann quasi mit einem Kissen auf den Fenstersims zu lehnen. Grundlage für diese Prosa waren Einzelbeschreibungen für ein Architekturbuch. Das Ergebnis ist ein höchst lebendiger, durch die immer wieder überraschenden Charaktere sehr bunter Stadtplan der Erinnerung.
HELMUT MAURÓ
Ivan Vladislavic.
Foto: SZ-Photo
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