Johnny Cashs Musik und ich haben bislang nicht so richtig zueinander gefunden. Das hat sich durch „Walk the line“ (den Film mit Joaquin Phoenix) und auch durch die Lektüre von Cashs Autobiografie „Man in Black“ nicht geändert. So hatte ich für Matthias Huffs neues Buch „Johnny Cash: Meine Arme sind
zu kurz, um mit Gott zu boxen“ große Hoffnungen. Die Glaubensreise des „Man in Black“, seine Texte…mehrJohnny Cashs Musik und ich haben bislang nicht so richtig zueinander gefunden. Das hat sich durch „Walk the line“ (den Film mit Joaquin Phoenix) und auch durch die Lektüre von Cashs Autobiografie „Man in Black“ nicht geändert. So hatte ich für Matthias Huffs neues Buch „Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen“ große Hoffnungen. Die Glaubensreise des „Man in Black“, seine Texte und sein Leben eingeordnet in Bibelstellen – das klingt doch interessant. Aber so wirklich abholen konnte mich das Buch nicht. Und auch den Sänger selbst brachte es mir trotz seiner interessanten Facetten leider nicht näher.
Aber von vorn.
Johnny Cash ist eine Legende, an die sich die Welt auch nach seinem Tod als „Mann in Schwarz“ und „Vater des Landes“ erinnert. Er war tiefgründig, rätselhaft, unberechenbar, ein „Bada**, Kirchgänger und Pionier in Sachen drogengetriebenen Rock’n’Roll Tourvandalismus“. Oder, wie sein Kollege Kris Kristofferson es auf den Punkt bringt: „ein wandelnder Widerspruch, halb Wahrheit, halb Dichtung.“ Aus seiner Lebensgeschichte kennen die meisten vermutlich seine Drogensucht, seine Auftritte in Gefängnissen und seine Ehe mit June Carter. Aber natürlich war da noch mehr. 1932 geboren, ab dem Alter von zehn Jahren Baumwollpflücker, sein um zwei Jahre älterer Bruder Jack stirbt mit 14 Jahren, als er beim Bau von Zäunen für die Schule in eine Kreissäge gerät. Für Cashs Vater starb dabei der falsche Sohn, der vorbildliche Junge, der nachts die Bibel las und Prediger werden wollte. Aus Cash wurde erst ein Soldat, dann, nach der ehrenhaften Entlassung aus der Armee 1954 ein „erfolgloser Vertreter für Kühlschränke und andere Haushaltsgeräte“ (das wusste ich vor der Lektüre dieses Buchs nicht). Aus seiner Ehe mit Vivian gehen vier Töchter hervor, mit June bekommt er einen Sohn. Seine Musikkarriere startete 1955. Der Rest ist Geschichte.
Eine Geschichte voller Widersprüche, zumindest für mich. Das Leben des tiefgläubigen Christen, der in einer Kultur aufgewachsen ist, „die ein sehr ausgeprägtes Gefühl für den Unterschied zwischen Musik für den Samstagabend und den Sonntagvormittag hat“, war auch geprägt von Drogen und Alkohol. „Als ich wirklich schlecht war, war ich nicht nur schlecht. Als ich wirklich versucht habe, gut zu sein, konnte ich nie ganz gut sein. Durch mich ging immer diese schwarze Ader“, sagte Cash in einem Interview. Seine Abstürze sah er als „Gottferne“, nicht als Glaubenskrisen. Seine Texte sind gespickt mit Bezügen zur Bibel und seinen Glaubensgrundsätzen. Diese hat Matthias Huff unter die Lupe genommen und eingeordnet und das Ganze dann zu einer Art Biografie verarbeitet. Ich sage deswegen „eine Art Biografie“, weil das Buch für mich nichts Halbes und nichts Ganzes ist.
Es ist für mich eher eine riesige Fleißaufgabe mit vielen Zitaten und Bibelstellen und noch mehr Fußnoten im Anhang, eine Mischung aus Masterarbeit und Wikipedia-Eintrag, aber leider keine flüssig lesbare Biografie. Manchmal hatte ich das Gefühl, der Autor hat sich mit seiner Detailverliebtheit ein bisschen verrannt, sein Schreibstil war an manchen Stellen etwas holprig, ab und zu fehlte mir der rote Faden, dafür fand ich ein paar Fehler.
Allerdings gibt es auch etwas Positives, das allerdings nur indirekt mit dem Buch zu tun hat. Meine weiterführende Lektüre zur Person Johnny Cash hat mir den Musiker doch ein wenig nähergebracht. Auch wenn mir Johnny Cashs Musik nach wie vor nicht liegt, ziehe ich doch meinen Hut vor ihm als Person und vor allem auch vor seiner Frau June. Und die Tatsache, dass er im Drogenrausch Hotelzimmer schwarz angestrichen hat, lässt mich trotz aller Tragik immer noch schmunzeln (für die Hotelbesitzer war er allerdings eher ein Alptraum). Für dieses Buch hat es allerdings für mich nur zu drei Sternen gereicht.