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»Jokerman dance to the nightingale tune ...« Bob Dylan Sein Name ist Kutzenberger, Stefan Kutzenberger. Der melancholische Österreicher hat den Auftrag, die Welt zu retten, denn er ist der Jokerman. Schuld daran ist kein Geringerer als Bob Dylan, auch wenn der gar nichts davon weiß. All die Menschen, die das Werk des Musikers und Literaturnobelpreisträgers seit Jahrzehnten wie eine heilige Schrift deuten, haben den Jokerman auserkoren, die Wiederwahl eines der bizarrsten Tyrannen unserer Tage ins Weiße Haus zu verhindern.
Mit Verve und Witz zeigt dieser Roman, wie Verschwörungsszenarien
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Produktbeschreibung
»Jokerman dance to the nightingale tune ...« Bob Dylan
Sein Name ist Kutzenberger, Stefan Kutzenberger. Der melancholische Österreicher hat den Auftrag, die Welt zu retten, denn er ist der Jokerman. Schuld daran ist kein Geringerer als Bob Dylan, auch wenn der gar nichts davon weiß. All die Menschen, die das Werk des Musikers und Literaturnobelpreisträgers seit Jahrzehnten wie eine heilige Schrift deuten, haben den Jokerman auserkoren, die Wiederwahl eines der bizarrsten Tyrannen unserer Tage ins Weiße Haus zu verhindern.

Mit Verve und Witz zeigt dieser Roman, wie Verschwörungsszenarien entstehen und sich so gut wie alles erklären lässt mit einer »wahren« Lehre ... Ein entlarvender Spiegel der Gegenwart, eine literarische Entdeckung und ein Riesenspaß

»Es rockt, es swingt; gut wär's, wenn man 'Jokerman' in der Hosentasche mit sich herumtragen könnte, um bei jeder Gelegenheit wieder darin zu lesen.« Michael Köhlmeier

»Stefan Kutzenberger weiß: Es ist Bob Dylans Welt, wir leben nur darin.« Maik Brüggemeyer
Autorenporträt
Stefan Kutzenberger, geb. 1971 in Linz, studierte in Wien, Buenos Aires, Lissabon und London und lebt als Schriftsteller, Kurator und Literaturwissenschaftler in Wien. Zahlreiche Publikationen und Präsentationen zu Autofiktion, Kunst und Kultur in Wien um 1900 und zur literarischen Wechselbeziehung zwischen der europäischen und der lateinamerikanischen Literatur. Seit 1996 vielfältige internationale Kunstprojekte. 2018 erschien sein Debütroman 'Friedinger'.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Edo Reents staunt selbst, dass er Stefan Kutzenbergers einigermaßen hanebüchener Story, in der Bob Dylan und Donald Trump als Widersacher in einer Weltverschwörungsposse auftreten, so umstandslos folgt. Das liegt für ihn an Kutzenbergers sympathisch verpeiltem Erzähler und Strippenzieher, der Rasanz, der Selbstironie und dem Charme der Geschichte sowie an dem Umstand, dass diese auch noch Einsichten bereithält, betreffend die "Vieldeutigkeit von Liedern" und die "eigenmächtige Faktenauslegung eines Präsidenten", die laut Reents sogar über den 3. November 2020 hinaus Bestand haben.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.10.2020

Was ist Wahrheit?
Stefan Kutzenberger lässt Trump und Dylan aufeinander los

Trump und kein Ende. Und wenn das jetzt alles noch mal von vorne losgeht? Unterhält man sich mit älteren oder alten Amerikanern von der Ostküste, von denen man annimmt, sie wüssten, welche Vergleiche sie anstellen, über deren Präsidenten, dann bekommt man vielleicht gar zu hören: "Schlimmer als Hitler!" Hitler hatte in Ermangelung einer durchschlagskräftigen innenpolitischen Konkurrenz "nur" eine kulturelle: Thomas Mann war, wie Marcel Reich-Ranicki einmal sagte, die "einzige und weithin sichtbare Gegenfigur" zum nationalsozialistischen Deutschland, mithin zu Hitler. Und Trump? Solange sich die politische Gegenfigur zu ihm noch nicht durchgesetzt hat, wird man sich mit einer kulturellen begnügen müssen. Und wer, außer den Schriftstellern, deren Meinung man ja nun langsam kennt, käme dafür in Frage, wenn nicht Bob Dylan? Nobelpreisträger gegen "Tyrann" - das kommt einem jedenfalls bekannt vor.

Stefan Kutzenberger macht aus einer solchen, eigentlich auf der Hand liegenden Konstellation literarisch das Beste; und zwar gerade, indem er das Offensichtliche, aber von Anfang an Falsche - Bob Dylan als "Stimme" einer Generation, Pazifist, Anwalt der Unterdrückten und so weiter - elegant umgeht und stattdessen die Tatsache, dass Dylan schon aufgrund seiner Schweigsamkeit politisch-moralisch bis heute schwer zu fassen und deshalb für nichts und niemanden zu vereinnahmen ist, produktiv nutzt. Sein Roman "Jokerman" ist gewissermaßen das Buch zum Wahlkampf, aus mehreren Gründen, inklusive sogar Corona-Aktualität.

Der Titel bezieht sich auf das gleichnamige Hauptlied des Albums "Infidels", mit dem Dylan 1983 seine berüchtigte religiöse Phase, die ihn zum Christen werden ließ, beendete. Der Ich-Erzähler Kutzenberger selbst ist dieser Jokerman, als sympathisch linkischer Romanschriftsteller und tiefsinniger Dylanologe dazu auserkoren von einem im Hintergrund bleibenden Isländer namens Gudjonsson, der sich von Dylans Werk einst irrtümlich dazu inspirieren ließ, in einer Art Weltverschwörung Donald Trump zur Präsidentschaft zu verhelfen, und dessen Wiederwahl nun mit allen Mitteln verhindern will, notfalls mit Mord, zu dem ihm Jokerman als, wie sich herausstellt, unwilliger Vollstrecker dienen soll.

Das klingt, um Johann Karl Wezels Menschenhasser-Roman "Belphegor" zu zitieren, nicht gerade nach der "wahrscheinlichsten Geschichte unter der Sonne". Tatsächlich setzt sich Kutzenberger voller Leidensbereitschaft und mit gewissen Nehmerqualitäten ins Zentrum eines Geschehens, dessen Kolportagehaftigkeit man als Zumutung empfinden müsste - es geht um die halbe Welt, am Ende kommt sogar die vor vier Jahren von Trump schmählich besiegte Hillary Clinton als James-Bond-artige Strippenzieherin ins Spiel -; wäre sie nicht so dermaßen rasant, charmant und selbstironisch berichtet und fielen dabei nicht auch noch Einsichten ab, die über das glimpfliche Romanende und wohl auch über die Präsidentenwahl hinaus Gültigkeit beanspruchen dürfen.

Denn Kutzenberger/Jokerman verfährt nicht platt moralisch im Sinne von gut oder böse, sondern macht die prinzipielle Vieldeutigkeit von Liedern und die eigenmächtige Faktenauslegung eines Präsidenten zur poetologischen Grundlage seiner Erzählung, führt Dylan und Trump also gewissermaßen eng und lässt auf diese Weise Wahrheit und Lüge als eher außermoralisches Problem dastehen. Wenn Bob Dylan den Song "Jokerman" so singt, dass er genauso gut auch "Jokanaan", also Johannes der Täufer, lauten könnte, dann ist quasi alles möglich, dann kann in der Politik auch die Fiktion wahr werden, wie sie es in der Literatur immer schon ist. Es ist schließlich an Salman Rushdie, diese Erkenntnis zu verbreiten. Kutzenberger gönnt auch diesem Großschriftsteller, der weiß Gott befugt ist, über die Macht des (verdrehten) Wortes zu dozieren, noch einen fabelhaften leibhaftigen Auftritt, der, wie der ganze Roman, ohne jede Prätention auskommt. Denn, wie es schon lange nichts mehr bringt, Dylan als Heilsbringer zu verehren, so sagt Rushdie: "Es ergibt nämlich keinen Sinn, Trump lächerlich oder dämonisch darzustellen, beides ist zu offensichtlich, das wäre ein Anfängerfehler." Stefan Kutzenberger hat mit diesem großartigen Roman, seinem zweiten, jedenfalls keinen begangen.

EDO REENTS

Stefan Kutzenberger: "Jokerman". Roman.

Berlin Verlag,

Berlin 2020. 352 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»'Jokerman' ist, ganz ohne Wortwitz, ein Politthriller im Kleid einer Verschwörungstheorie im Kleid eines Schelmenromans, und diese Verschachtelung macht den Roman so klug und unterhaltsam zugleich.« Sofia Glasel Münchner Feuilleton 20201101