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"Wie der Stoff, aus dem die Shakespeare-Komödien sind", schrieb "Times Literary Supplement" über die Romane der aus Südafrika stammenden, heute in England lebenden Autorin Barbara Trapido. Im vorliegenden, lange auf den englischen Bestsellerlisten stehenden Buch, erzählt sie von vier jungen Leuten, zwei jungen Mädchen und zwei jungen Männern, deren Schicksalswege sich auf seltsame und unerwartete Weise immer wieder kreuzen.

Produktbeschreibung
"Wie der Stoff, aus dem die Shakespeare-Komödien sind", schrieb "Times Literary Supplement" über die Romane der aus Südafrika stammenden, heute in England lebenden Autorin Barbara Trapido. Im vorliegenden, lange auf den englischen Bestsellerlisten stehenden Buch, erzählt sie von vier jungen Leuten, zwei jungen Mädchen und zwei jungen Männern, deren Schicksalswege sich auf seltsame und unerwartete Weise immer wieder kreuzen.
Autorenporträt
Barbara Trapido wuchs in Südafrika auf, zog 1963 nach London und lebt heute mit ihrer Familie in Oxford. Ihr erster Roman erschien 1982 und wurde mit dem Whitebread Award ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.04.1996

Paarweise antreten
Barbara Trapido mag Shakespeare und lehrt das Jonglieren

Von den vielen Figuren in diesem Roman braucht die jugendliche Heldin Christina am längsten, bis sie ihr Glück gefunden hat - und dieses Glück findet sie ausgerechnet bei Roland, der einst um ihre Mutter warb, die, im Verlauf eines mißglückten Annäherungsversuchs, "lieber, als sich von ihm berühren zu lassen, das Steuer seines wunderschönen alten Citroëns so heftig herumgerissen habe, daß sie die Brüstung einer Brücke durchbrochen hätten und in einem Fluß gelandet seien". Diese Geschichte erfährt Christina von Roland, als er sie davon in Kenntnis setzt, daß nicht er (wie sie glaubt) ihr wirklicher Vater ist; dieser - so stellt sich heraus - ist nämlich der "freundliche junge Nordengländer", der damals die verletzte nachmalige Mutter ins Krankenhaus gefahren hat.

Der vierte Roman der aus Südafrika stammenden und seit 1963 in England lebenden Barbara Trapido liest sich, als habe eine der süffisanten Ladies der englischsprachigen Literatur, etwa Ivy Compton-Burnett oder Molly Keane, alle realistische Prätention fahrenlassen und es unternommen, eine der verwickelten und amüsant unglaubwürdigen Shakespeare-Komödien in einen modernen Roman zu verwandeln, versetzt mit einer ordentlichen Portion John Irving, an dessen unvergessenes Schlußkapitel "Das Leben nach Garps Tod" Barbara Trapidos "Epilog" erinnert. Große Vorbilder schaden nichts, wenn das Ergebnis dem Vergleich standhält, was hier der Fall ist.

Als Christina in Cambridge anfängt, Literatur zu studieren, stellt ihr der außergewöhnlich lethargische Dozent, Hugo Campbell, die Aufgabe, einen Essay über Shakespeares Komödien zu schreiben. Den Aufsatz, ein kleines Juwel, dürfen wir im Roman nachlesen. Dort schreibt Christina unter anderem: "Die Komödien sind die besseren Tragödien, weil sie uns zum Lachen bringen und weil die Figuren am Leben bleiben. Am Leben zu bleiben ist bewundernswert. Es ist schwieriger, als zu sterben, da es mehr Kraft und Schläue fordert . . . Zwischen den Qualen und den Verbannungen, den Fußfesseln und den Hinrichtungsurteilen funktionieren die Komödien wie Chiffreanzeigen und vermitteln Partnerschaften um jeden Preis. Alle verfügbaren Personen werden zu Paaren vereinigt, wie Tiere für die Arche . . . Die Komödien enden also mit einem Jonglierakt; sie halten eine Balance in der Luft, die unseren Unglauben herausfordert. Die Figuren sind wie eine chinesische Akrobatentruppe, die auf einer Stuhlpyramide balanciert. Das Schauspiel würde uns nicht so erbauen, wenn die Balance nicht so prekär wäre."

In einem solchen Fall verbietet sich der Versuch einer Nacherzählung, daher nur soviel: Hugo Campbell, der vorgibt, Christinas Aufsatz verloren zu haben, verwendet ihn als Grundlage für ein vielbeachtetes Referat, das er auf einer Tagung in Warschau hält. Er wird schließlich mit Rolands Frau Gentille glücklich werden, während seine Frau Judith es nun mit Joe versucht, als dessen Tochter Christina ursprünglich firmierte. Christinas Mutter hingegen hat am Ende die Frau ihres Lebens in Dulcie gefunden, jener umwerfenden Londoner Unterschichtgöre karibischer Herkunft, bei der Christina nach ihrer Flucht aus Internat und Familie eine Heimstatt fand.

Christinas (und Trapidos) Shakespearesche Lieblingsfigur (von Hamlet abgesehen) ist "der zweite Sohn des alten Sir Roland", Jacques de Bois, der in "Wie es euch gefällt", allen fiktionalen Regeln zum Hohn, erst im allerletzten Moment auf der Bühne erscheint. "Und wo hast du, du zweiter Sohn, dich die vorangegangenen viereinhalb Akte so gut versteckt, daß keine der anderen Figuren auch nur ein Wort über deine Existenz verloren hat? Aber er hat sein ganzes Leben lang nur zu dem einen Zweck auf Eis gelegen, um mir nichts, dir nichts fünf vor zwölf aufzutreten und sich über dich und deine stumpfsinnige Ungläubigkeit lustig zu machen."

"Der zweite Sohn des alten Sir Roland" ist sozusagen das Gegenstück zu Tschechows Gewehr, das, hat man es im ersten Akt an die Wand gehängt, im letzten auch gefälligst loszugehen hat.

In "Jonglieren" haben die "zweiten Söhne" das Übergewicht, und das ästhetische Vergnügen, das die schiere Übertreibung der Komödienkonstruktion bereitet, wird durch den satten Realitätsgehalt geerdet, den die Figuren, Situationen, Dialoge immer besitzen, wie sehr auch ihre Kombination an den Haaren der (göttlichen?) Zufälle herbeigezogen wird.

Die Autorin schreckt dabei vor drastischen, makabren, ja schockierenden Szenen genausowenig zurück wie vor der Schilderung der lichten Schönheit, die der frisch Verliebte im Objekt des Begehrens erblickt. Etwa als Christina ihrer ersten großen Liebe ansichtig wird: "Etwas Erhebendes und Wunderschönes gab es da, und es brachte die in dunkler Eiche gebeizte Täfelung um sie herum zum Leuchten und Klingen. Dieses wunderschöne Etwas war Jago." Von der glücklichen Einsicht, daß die Literatur der Ort ist, wo Wahrheit und Vergnügen einander nicht ausschließen, mehr noch, wo Vergnügen den einzigen - wenn auch schwer erklärlichen - Maßstab für das Gelingen darstellt, kann einen bei diesem Buch nur die senkfüßige Übersetzung zeitweise abhalten. WALTER KLIER

Barbara Trapido: "Jonglieren". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Karen Nölle-Fischer. Berlin Verlag, Berlin 1995. 382 S., geb, 39,80 DM.

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