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Joschi wird als Beschützer und zur Gesellschaft der alten Bäuerin angeschafft. Erzogen aber wird er nicht. Der Hund wächst heran zu einer impulsiven Mischung aus kräftigem Riesen und Welpen, mit dem Beschützerinstinkt seiner Art und voller Spieltrieb. Der Erzähler der Geschichte ist diesem zugleich zutraulichen und ungebärdigen Tier verfallen - Hartmut von Hentigs Hundegeschichte ist die Liebeserklärung an einen traurigen Helden.

Produktbeschreibung
Joschi wird als Beschützer und zur Gesellschaft der alten Bäuerin angeschafft. Erzogen aber wird er nicht. Der Hund wächst heran zu einer impulsiven Mischung aus kräftigem Riesen und Welpen, mit dem Beschützerinstinkt seiner Art und voller Spieltrieb. Der Erzähler der Geschichte ist diesem zugleich zutraulichen und ungebärdigen Tier verfallen - Hartmut von Hentigs Hundegeschichte ist die Liebeserklärung an einen traurigen Helden.
Autorenporträt
Hartmut von Hentig, geboren 1925 in Posen, Professor emeritus für Pädagogik an der Universität Bielefeld, war bis 1987 Wissenschaftlicher Leiter der Laborschule und des Oberstufen-Kollegs des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2005

Bücher mit Leinenzwang
Der Hund bestimmt ihr ganzes Leben: Hentig und Juli Zeh

Noch schlimmer als ein Buch über Hunde sind nur zwei Bücher über Hunde. Rammdösig werfen sie sich an einen ran, verstecken sich heimlich in der Aktentasche, die man zu ausnehmend wichtigen Anlässen durch die Straßen der Hauptstadt und in ehrwürdige Gebäude hineinträgt, um ernsten Tätigkeiten nachzugehen, wofür man sich gesteiften Hemdkragens auf traditionsreichem Holzschnitz niederläßt, sein Aktenmäppchen klickend öffnet, unter den eingebildeten Blicken neugieriger Umsitzender tief hineingreift ins Täschchen - und autsch! Da sind sie wieder! Hundebücher!

Und zwar nicht die von der sinnvollen Sorte "Welches Tier paßt zu mir?" mit voraussichtlicher Lebenserwartungs- und Zungenlängenangabe für Collies, mit eingebautem Neigungswinkel für Rassedackelrücken, mit nützlichen Hinweisen, die es in Anschaffung und Pflege zu beachten gilt ("flusig", "stinkt", "meist neurotisch"). Sondern es hupfen aus der Tasche uns entgegen - Auweia, aus! Pfui! - literarische Versuche. Dem Hundefreund im Literaturfreund hingeworfen wie der rasende Köder dem rasenden Köter, den wir hier nicht Windhund nennen wollen, sondern lieber: Barsoi. Weil das ein hübsches Wort von fast schon sibirischer Herkunft ist. Weil es unseren Lektürehunger erst mal hinlänglich stillt. Und weil wir gar nicht so genau wissen wollen, wie Juli Zeh einerseits, Hartmut von Hentig andererseits - Schein-Hundebücher verfaßt haben. Die natürlich, ächz, hechel und schnarch, nur eines zum Thema haben: den Menschen. Das Herrchen. Das Tier, das Männchen machen lehrt. Dem eine Delegation Exwölfe schon seit der Steinzeit ausgeliefert ist. Weil die so dumm sind. Weil die wuffen, wenn man wufft, und jaulen, wenn man jault.

"Da, guck! Der Mond!" ruft man und beginnt zu heulen, und der Hund heult mit, auch wenn das gerade mal eine Energiesparlampe ist da oben. Na ja. Juli Zeh hat aus Hundesicht über Menschen geschrieben, eine Idee, die locker so alt ist wie der konkurrierende Katzenkrimi "Felidae", sicher aber noch weit älter. Interessierte Literaturwissenschaftler dürfen hier unserer Mangelbildung gerne Unterstützerbriefe schreiben.

Hartmut von Hentig nutzt seinen "Joschi", um sich über die Notwendigkeit von Erziehung auszulassen, sein Büchlein trieft von Herzschmerz und Altback wie vollmundige Bernhardinerlefzen; wir brauchen es nicht, es sei denn als Kuriosum oder Warnung vor vermufften Zeiten, die da wieder aufziehen könnten. Juli Zeh hat sich in die Lexikonform begeben, alle dreißig Seiten gelingt ihr zwischen matten Pointen ein schöner Moment. Ihr Buch brauchen wir so dringend wie einen Knochen aus vertrocknetem Leder, pfeifende Gummibälle und dergleichen Utensilien, die ein Mensch nur käuflich erwirbt, um sie an jemanden zu verschenken, dem er nicht gar zuviel Geist unterstellt.

KLAUS UNGERER

Hartmut von Hentig: "Joschi". Eine Hundegeschichte. Illustriert von Urd von Hentig. Hanser Verlag, München 2005. 80 S., geb., 7,90 [Euro].

Juli Zeh: "Kleines Konversationslexikon für Haushunde". Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2005. 208 S., zahlr. Fotos, geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Peinlich berührt gibt sich Rezensent Klaus Ungerer angesichts dieses Hundebuchs, das der Pädagoge Hartmut von Hentig vorgelegt hat. Dabei hat er nichts gegen einen sinnvollen Ratgeber einzuwenden. Doch bei Hentigs "Schein-Hundebuch" - eigentlich geht es nicht um Hunde, sondern um den Menschen, das Herrchen, Erzieher des Hundes - handelt es sich um einen literarischen Versuch. Was bei Ungerer geradezu ein Gefühl der Beschämung hervorruft. Wie er berichtet, nutzt der Autor seinen Viebeiner "Joschi", um sich über die Notwendigkeit von Erziehung auszulassen. Das Ergebnis wird hämisch kommentiert: "Das Büchlein trieft von Herzschmerz und Altback wie vollmundige Bernhardinerlefzen". Ungerers Fazit: "wir brauchen es nicht, es sei denn als Kuriosum oder Warnung vor vermufften Zeiten, die da wieder aufziehen könnten."

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