Josef Mühlberger kam 1946 mit anderen Deutschen, die die Tschechoslowakei hatten verlassen müssen, am Rand der Schwäbischen Alb an und empfand es als »Vertreibung in ein Paradies«. Während der NS-Zeit stand er unter Publikationsverbot und war aufgrund seiner Homosexualität wegen Unzucht inhaftiert worden. Hinter ihm lagen Kriegsdienst und amerikanische Gefangenschaft. Anders als die unversöhnlichen Kreise der Vertriebenenverbände blieb es Mühlberger, u.a. als Verfasser einer ›Tschechischen Literaturgeschichte‹ (1970), ein Anliegen, Deutsche und Tschechen einander näherzubringen. Befreundet mit Max Brod und geschätzt von Siegfried Unseld, stand Mühlberger mit seinem verhaltenen Pathos und seinem Hang zum Belehrenden den ästhetischen Experimenten seiner Zeitgenossen fern und blieb im westdeutschen Literaturbetrieb eine Randfigur. Nirgends daheim, wurde die Frage, was Heimat und was Fremde sei, zu Mühlbergers Lebensfrage.