Glaubt man Josef, dann ist sein Vater der größte, stärkste und wichtigste Mann der Welt. Außerdem weiß er alles, zum Beispiel, wie flach man Räuber werfen muss, damit sie übers Wasser hüpfen. - Ein toller Vater! Fragt sich nur, ob Josef nicht ein bisschen übertreibt. Das soll ja vorkommen bei kleinen Jungs. Und gelegentlich sogar bei großen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2006Der Größte
Vom Glück, ein Sohn zu sein: "Josefs Vater" von Toon Tellegen
Nicht erst die Diskussion um die Vätermonate zeigt ein gesteigertes Interesse an der Bedeutung von Männern im Leben der Kinder. Schon seit einer Weile sind Papa-Bücher für Kleine beliebt. Geschichten, in denen Väter eine ganz gewöhnliche Hauptrolle im Leben der Kinder spielen, sind aber noch selten. Auch "Josefs Vater" von Toon Tellegen gehört nicht dazu, im Gegenteil: Josef feiert ausgiebig die Omnipotenz und Heldenhaftigkeit seines Erzeugers. "Mein Vater weiß alles, kann alles und ist alles", verkündet er, um anschließend einen tiefen Seufzer auszustoßen: "Es ist gar nicht einfach, so einen Vater zu haben." Im Jahr 1994 erschien das Buch erstmals, und es ist gut, daß es nun wieder lieferbar ist, wenn auch leider nur noch mit schwarzweißen Bildern. Die jungen Zuhörer von Josefs Berichten werden deren Maßlosigkeit genießen. Die Grandiosität der eigenen Eltern, an die man im Vorschulalter noch fest glaubt, strahlt sichernd auf das Kind ab - und um so schöner ist es, daß dieser Vater sich über das Kind definiert: "Ich bin der Vater von Josef!" ruft er stolz, wenn jemand ihn nicht erkennt. Toon Tellegen läßt Josef auf sehr eigene Weise von diesem Sohnesglück erzählen: spröde, absurd, skeptisch und zugleich voll hemmungsloser Begeisterung.
os.
Toon Tellegen: "Josefs Vater". Mit Illustrationen von Rotraut Susanne Berner. Aus dem Niederländischen übersetzt von Mirjam Pressler. Dtv Reihe Hanser, München 2006. 134 S., br., 7,50 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vom Glück, ein Sohn zu sein: "Josefs Vater" von Toon Tellegen
Nicht erst die Diskussion um die Vätermonate zeigt ein gesteigertes Interesse an der Bedeutung von Männern im Leben der Kinder. Schon seit einer Weile sind Papa-Bücher für Kleine beliebt. Geschichten, in denen Väter eine ganz gewöhnliche Hauptrolle im Leben der Kinder spielen, sind aber noch selten. Auch "Josefs Vater" von Toon Tellegen gehört nicht dazu, im Gegenteil: Josef feiert ausgiebig die Omnipotenz und Heldenhaftigkeit seines Erzeugers. "Mein Vater weiß alles, kann alles und ist alles", verkündet er, um anschließend einen tiefen Seufzer auszustoßen: "Es ist gar nicht einfach, so einen Vater zu haben." Im Jahr 1994 erschien das Buch erstmals, und es ist gut, daß es nun wieder lieferbar ist, wenn auch leider nur noch mit schwarzweißen Bildern. Die jungen Zuhörer von Josefs Berichten werden deren Maßlosigkeit genießen. Die Grandiosität der eigenen Eltern, an die man im Vorschulalter noch fest glaubt, strahlt sichernd auf das Kind ab - und um so schöner ist es, daß dieser Vater sich über das Kind definiert: "Ich bin der Vater von Josef!" ruft er stolz, wenn jemand ihn nicht erkennt. Toon Tellegen läßt Josef auf sehr eigene Weise von diesem Sohnesglück erzählen: spröde, absurd, skeptisch und zugleich voll hemmungsloser Begeisterung.
os.
Toon Tellegen: "Josefs Vater". Mit Illustrationen von Rotraut Susanne Berner. Aus dem Niederländischen übersetzt von Mirjam Pressler. Dtv Reihe Hanser, München 2006. 134 S., br., 7,50 [Euro]. Ab 6 J.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Monika Osberghaus freut sich, dass dieses 1994 zuerst erschienene Buch jetzt wiederaufgelegt worden ist. Allerdings sind die Bilder nur noch schwarzweiß, hält sie bedauernd fest. Jungen Lesern im Vorschulalter prophezeit sie dennoch, dass die hier so maßlos gefeierte Vateromnipotenz ihnen nicht nur Vergnügen bereiten werde, sondern dass sie auch das Sohnesglück des Titelhelden gerne teilen werden, da dieser Vater sich auch über sein Kind definiere. Lediglich zwischen den Zeilen klingt leise Sehnsucht nach mehr Kinderbüchern an, in denen die Väter nur "eine ganz gewöhnliche Hauptrolle" im Leben ihrer Kinder spielen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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