Der Briefwechsel zwischen dem weltberühmten Autor Hauptmann und dem jungen jüdischen Theatermann Chapiro, der sich von 1920 bis in die Zeit nach der Emigration Chapiros erstreckt, wird hier erstmals veröffentlicht.Früh ist Joseph Chapiro als »Eckermann« des längst berühmten Gerhart Hauptmann bezeichnet worden. Noch nicht dreißigjährig war der rührige Theatermann, Schriftsteller, Kritiker, Übersetzer und Politiker mit dem Nobelpreisträger in Kontakt gekommen, um regelmäßig und konzentriert Gespräche zu führen, die er anschließend aufzeichnete, autorisieren ließ und ab 1924 in Tageszeitungen veröffentlichte. Hauptmann selbst bemühte sich darum, 1932 ein Buch mit diesen Gesprächen in seinem Hausverlag S. Fischer erscheinen zu lassen. Die Briefe begleiten über anderthalb Jahrzehnte die Arbeitsgespräche; sie thematisieren die literarische Produktion Hauptmanns ebenso wie etwa die praktischen Bemühungen, seine Stücke auf die Bühne zu bringen, Übersetzer zu interessieren, Aufführungen in den USA anzuregen. Und nicht zuletzt sind sie Dokumente einer privaten Nähe, familiärer Kontakte bis hin zu Urlaubsplanungen. Noch einige Zeit nach der Emigration Chapiros, dem Hauptmann seinerzeit 5000 Reichsmark zur Unterstützung zukommen ließ, bestand der Briefwechsel fort, und noch 1949 verteidigte Chapiro in einem Leserbrief an die Saturday review of Literature Hauptmann mit Leidenschaft gegen den Vorwurf des Antisemitismus.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Bemerkenswert erscheint Rolf-Bernhard Essig dieser 155 Briefe umfassende Briefwechsel zwischen Joseph Chapiro und Gerhart Hauptmann aus den Jahren 1920-1936, auch wenn er keine großen Neuigkeiten zu Hauptmann und seinem Werk bietet. Die Bedeutung dieser Korrespondenz sieht Essig darin, dass sie mit dem umtriebigen kosmopolitischen jüdischen Intellektuellen Joseph Chapiro beispielhaft einen ausgestorbenen Typus des kulturellen Lebens vor Augen führt. Er berichtet über Chapiros Buch "Gespräche mit Gerhart Hauptmann", das diesen den Ehrentitel eines zweiten Eckermann einbrachte. Gerade im Blick auf die Entstehung dieses Gemeinschaftswerks erachtet er den Briefwechsel als überaus instruktiv. Auch sonst findet er darin "Spannendes", etwa über die Theateraktivitäten Chapiros in Frankreich, Spanien, den USA oder auch über Hauptmanns Aversionen gegen Alfred Kerr.
© Perlentaucher Medien GmbH
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