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»Wir hatten so eine Sehnsucht nach dir.« Ein Sommergoldhähnchen macht sich auf den Weg Richtung Norden. Vor sich hin träumend verliert es den Anschluss an die anderen Zugvögel. Nach einem Sturm findet es sich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Stimmen nennen seinen Namen und möchten den kleinen Vogel bei sich willkommen heißen. Doch Joshua muss weiterziehen. Ein Buch für Eltern und Geschwister von Sternenkindern. - Ein sensibel erzähltes Buch über den sehr frühen Verlust eines Kindes, das Betroffenen Trost spendet - Das erste Bilderbuch zum Thema - Mit großartigen Bildern vom Künstler Mehrdad Zaeri
Ausstattung: Durchgehend farbig illustriert
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Produktbeschreibung
»Wir hatten so eine Sehnsucht nach dir.« Ein Sommergoldhähnchen macht sich auf den Weg Richtung Norden. Vor sich hin träumend verliert es den Anschluss an die anderen Zugvögel. Nach einem Sturm findet es sich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Stimmen nennen seinen Namen und möchten den kleinen Vogel bei sich willkommen heißen. Doch Joshua muss weiterziehen. Ein Buch für Eltern und Geschwister von Sternenkindern. - Ein sensibel erzähltes Buch über den sehr frühen Verlust eines Kindes, das Betroffenen Trost spendet - Das erste Bilderbuch zum Thema - Mit großartigen Bildern vom Künstler Mehrdad Zaeri

Ausstattung: Durchgehend farbig illustriert
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.05.2020

Zurück ins Leben durch den Tod

Trost aus der Idee der Tierfabel: Inka Pabst und Mehrdad Zaeri wagen sich mit ihrem Bilderbuch "Joshua - der kleine Zugvogel" an den traurigsten aller Verluste.

Joshua kennt die Sonnenseite des Lebens, doch das junge Sommergoldhähnchen weiß auch um deren Risiken. "Die Sonne hier im Süden wurde von Tag zu Tag heißer und würde bald so stark sein, dass sein Federkleid Feuer finge." Also steht der Rückflug über die Alpen an, ins Sommerquartier im klimatisch milderen Mitteleuropa, aber der kleine Zugvogel zögert seinen Aufbruch angesichts der wohligen Wärme gerne noch etwas hinaus. Als er schließlich doch losfliegt, sind alle anderen schon weg, und so ist Joshua auf der weiten Reise allein.

Wohin mündet eine Bilderbuchgeschichte, die so anfängt? Man könnte sich da einiges vorstellen: in eine Allegorie auf den Klimawandel, in eine Abenteuererzählung, in die Beschwörung von gegenseitiger Hilfe, in die Warnung vor Missachtung von Traditionen, in die Selbstbehauptung angesichts widriger Umstände, in eine Kritik der Faulheit. Alles schon dagewesen in der literaturhistorisch langen Reihe von Tierfabeln, die natürlich in Wahrheit immer uns Menschen meinen. Doch was Inka Pabst da geschrieben und Mehrdad Zaeri illustriert hat, ist etwas Neues, weil sie ihr Sommergoldhähnchen auf eine Reise von der hellen Sonne des Südens ins tiefe Schwarz führen - ganz buchstäblich, nämlich in Form von gleich drei aufeinanderfolgenden dunklen Doppelseiten, nachdem Joshua über den Bergen in einen Sturm geraten ist und ohnmächtig wurde. "Als er wieder aufwachte, wusste er nicht, wo er war." Dann hört Joshua Stimmen. Und Musik.

Bilderbücher haben es nicht leicht mit Musik, aber Mehrdad Zaeri, geboren in Iran, aber seit 1984 in Deutschland, hat eine eindrucksvolle Lösung für Joshuas Wahrnehmung gefunden. Nach der Dunkelheit lässt der Illustrator drei lichthelle Doppelseiten folgen, auf denen zunächst der Gitarre eines nur in Rückenansicht gezeichneten Mannes ein wie von Kinderhand gezeichneter Vogelschwarm entströmt, dann eine gesichtslose Frau ein Mobile mit Tierfiguren betrachtet und schließlich wieder als kunstvolles Kleinkindgekrakel eine Szene erscheint, in der ein paar muntere Strichmännchen Winterfreuden genießen. Was ist in diesem Buch passiert? Wie sind wir aus dem Dasein eines Vogels in das einer Menschenfamilie geraten? Und wieso sind wir dann im Schlussteil des Bilderbuchs wieder mit dem kleinen Vogel auf Wanderschaft?

Inka Pabst hat vor drei Jahren "Als Oma immer kleiner wurde" geschrieben, ein Buch über den Tod, kindgerecht erzählt und auch schon von Zaeri illustriert, allerdings im Gegensatz zum rund um die nachtdunkle Ohnmachtssequenz geradezu farbstrotzenden "Joshua" damals konsequent in kargem Bleistiftgrau gehalten. Nun haben beide wieder ein Buch übers Sterben geschaffen - ein Komplementärwerk zum früheren auch dadurch, dass es diesmal nicht um den Tod eines sehr alten, sondern eines sehr jungen Menschen geht. Denn was Joshua im Dunkel als Stimmen gehört hat, die ihn ins Bewusstsein zurückführten, sind die eines Elternpaars, das sein Baby verloren hat.

"Joshua - Der kleine Zugvogel" ist ein Trostbuch, mit dem Geschwistern von solchen totgeborenen oder bald nach der Geburt gestorbenen Kindern eine Möglichkeit geboten werden soll, mit dem Leid in ihrer Familie umzugehen. Die Vorfreude auf den Nachwuchs schlägt sich im Text des Mittelteils ebenso nieder wie die spätere Trauer. Denn was sich für Joshua als das Rettende erweist, die liebevolle Erwartung, die wieder Licht in sein Leben bringt, führt zugleich auch zurück in seine Zugvogelexistenz, die ihn zum Weiterfliegen zwingt. In der Menschheitsgeschichte sind Zugvögel durch die Regelmäßigkeit ihres Verschwindens und Wiederauftauchens immer schon als Sinnbilder des Lebens gedeutet worden. Pabst und Zaeri knüpfen also mit ihrem Bilderbuch an einen alten Topos an.

Und doch überraschen sie mit der Kühnheit ihrer Idee, das traurig kurze Dasein eines Kindes als jenen Wimpernschlag erscheinen zu lassen, der einen kleinen Zugvogel vom Tod trennt. Zumal auch noch der grafische Stilbruch von den leuchtenden Bildern des Vogeldaseins, wie Zaeri sie angelegt hat, zum nur anskizzierten Leben des Babys und wieder zurück in die anfängliche Opulenz stattfindet. Aber es geht nicht um eine Hierarchisierung der Lebensformen, sondern darum, dass nicht nur für Kinder der Gedanke tröstlich sein mag, dass die Toten wie aufsteigende Zugvögel sind. Und Inka Pabst macht keine großen Worte darum: Auf der letzten Doppelseite ist der abermals flügge gewordene Joshua dabei, seinen anfangs versäumten Schwarm einzuholen. Dazu braucht es gar keinen Text mehr. Die Deutung der Fabel von Joshua, dem kleinen Zugvogel, kann religiös verbrämt erfolgen, allegorisch oder auch profan als Abbild des Naturkreislaufs. Was bleibt, ist der Mut, dieses heikelste aller Todesthemen anzugehen und es mit Gefühl darzustellen statt gefühlig.

ANDREAS PLATTHAUS.

Inka Pabst, Mehrdad Zaeri: "Joshua - Der kleine Zugvogel".

Tulipan Verlag, München 2020. 40 S., geb., 15,- [Euro]. Ab 4 J.

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