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"A beautifully written personal account of the discovery of late antiquity by one of the world's most influential and distinguished historians. The end of the ancient world was long regarded by historians as a time of decadence, decline, and fall. In his career-long engagement with this era, the widely acclaimed and pathbreaking historian Peter Brown has shown, however, that the "neglected half-millennium" now known as late antiquity was in fact crucial to the development of modern Europe and the Middle East. In Journeys of the Mind, Brown recounts his life and work, describing his efforts to…mehr

Produktbeschreibung
"A beautifully written personal account of the discovery of late antiquity by one of the world's most influential and distinguished historians. The end of the ancient world was long regarded by historians as a time of decadence, decline, and fall. In his career-long engagement with this era, the widely acclaimed and pathbreaking historian Peter Brown has shown, however, that the "neglected half-millennium" now known as late antiquity was in fact crucial to the development of modern Europe and the Middle East. In Journeys of the Mind, Brown recounts his life and work, describing his efforts to recapture the spirit of an age. As he and other scholars opened up the history of the classical world in its last centuries to the wider world of Eurasia and northern Africa, they discovered previously overlooked areas of religious and cultural creativity as well as foundational institution-building. A respect for diversity and outreach to the non-European world, relatively recent concerns in other fields, have been a matter of course for decades among the leading scholars of late antiquity.Documenting both his own intellectual development and the emergence of a new and influential field of study, Brown describes his childhood and education in Ireland, his university and academic training in England, and his extensive travels, particularly in the eastern Mediterranean and the Middle East. He discusses fruitful interactions with the work of scholars and colleagues that include the British anthropologist Mary Douglas and the French theorist Michel Foucault, and offers fascinating snapshots of such far-flung places as colonial Sudan, midcentury Oxford, and prerevolutionary Iran. With Journeys of the Mind, Brown offers an essential account of the "grand endeavor" to reimagine a decisive historical moment"--
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Autorenporträt
Peter Brown is the Philip and Beulah Rollins Professor Emeritus of History at Princeton University. He is the author of Through the Eye of a Needle: Wealth, the Fall of Rome, and the Making of Christianity in the West, 350–550 AD (Princeton); The Rise of Western Christendom: Triumph and Diversity, A.D. 200–1000; The Ransom of the Soul: Afterlife and Wealth in Early Western Christianity; Treasure in Heaven: The Holy Poor in Early Christianity; and many other books.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2023

Die Tanten nicht zuletzt sollen es zu schätzen wissen
Seine Forschungen zeigten die Spätantike in neuem Licht: Der Historiker Peter Brown blickt zurück auf seinen intellektuellen Weg

Wer große Gelehrte aus der Nähe erlebt, muss mit Enttäuschungen rechnen. Manch ein souveräner Forscher erweist sich als kleinlicher Charakter, dessen Gespräche allein um Reputationsmerkmale und akademische Kabalen kreisen; entsprechend eitel nehmen sich viele Gelehrtenautobiographien aus. Das ist anders bei dem Historiker Peter Brown, der die weitläufigen Reisen seines Geistes und seine vielen Begegnungen in der Haltung eines Weltkindes eindringlich schildert. Durch seine Sprachkunst und Beobachtungsfreude haben seine Memoiren einen ungewöhnlichen Reiz, auch für Leser, denen sein Fachgebiet ferner liegt.

Browns Lebensweg verlief ohne größere Brüche: Als protestantischer Ire in Dublin herangewachsen, besuchte er eine englische Eliteschule und errang einen der begehrten Plätze in Oxford, wo er Geschichte studierte. Nach einem glänzenden Examen erhielt er für staunenswerte sieben Jahre ein Forschungsstipendium in All Souls, einem besonders renommierten College, und wurde danach weiter gefördert. Er gewann so das wertvollste Gut eines Wissenschaftlers: Zeit. Browns Karriere führte ihn über London und Berkeley nach Princeton, wo er bis heute wirkt, als produktiver Autor, zuverlässiger Korrespondent und zugewandter Gesprächspartner. Nationale und internationale Preise flogen ihm zu, gerade nach 1987, dem Jahr des Todes seiner Mutter, mit dem er das Buch abschließt.

Gewiss, eine eindrucksvolle Karriere, doch wichtiger ist etwas anderes: Browns Forschungen haben eine ganze Epoche des Euromediterraneums, die Spätantike, neu erschlossen. Er blickt nicht allein auf den politischen Verfall des Weströmischen Reiches, sondern auf die geistige Blüte namentlich im Osten, der in der Spätantike prosperierte. Wo andere Brüche sehen, erkennt er Transformationen. Zudem weiten seine Forschungen den Blick auf die Spätantike ins Frühmittelalter und ins Globale; der frühe Islam erscheint bei ihm als Teil der Spätantike. Sprachen wie das Koptische oder Syrische, um die sich zuvor fast nur Philologen und Theologen gekümmert hatten, haben ihm eine neue Welt erschlossen. Seine Erkenntnisse brachte er in brillanten, stilistisch eindringlichen Synthesen einem vielfältigen Publikum, Forschenden wie Laien, nahe - als seine idealen Leserinnen nennt er seine Tanten.

Brown beschreibt in seinen Memoiren, wie er immer tiefer in die Welt der Spätantike eindrang, doch würdigt er auch die Beiträge anderer, vor allem englischer, französischer und italienischer Forscher; deutsche Gelehrte, mit den er später in intensiven Kontakt treten sollte, spielen hingegen eine geringe Rolle, obwohl er die Sprache schon früh lernte. Seine Darstellung will keine Wissenschaftsgeschichte im strengen Sinne sein; dafür ist der Duktus zu subjektiv. Sie vermittelt aber einen lehrreichen Eindruck von der Kontingenz der Kontakte und Lektüren, die dem Autor entscheidende intellektuelle Impulse vermittelten.

Browns Bücher haben einen unverkennbaren Charakter: Er geht von einzelnen Personen und Praktiken aus, die moderne Betrachter irritieren, die der Historiker aber zu verstehen lehrt. In seiner Analyse erscheint etwa extreme Askese als ein Mittel, Ansehen und Macht zu gewinnen; man begreift, wie Sexualität zur Last wurde, und erfährt vieles über das, was die Menschen umtrieb und bis heute umtreibt. Lebhaft schreibt Brown über seinen persönlichen Austausch mit Michel Foucault und Ethnologen, doch sind seine Forschungen nicht theoriegeleitet, sondern empathisch. Plastisch schildert er in seinen Memoiren, wie er sich dem Kirchenvater Augustinus näherte, den er in seinem ersten großen Werk weder als Heiligen noch als lebensfeindlichen Doktrinär charakterisierte. Der Leser begegnet dem Kirchenvater vielmehr in seinen Nöten und Zwängen, seinem fortwährenden Ringen um richtige Lösungen. Durch eine religiöse oder antireligiöse Agenda lässt Brown sich nicht leiten. Immer wieder verweist er jedoch auf die religiöse Sensibilisierung, die seine Jugend in der irischen Diaspora mit sich brachte.

Mit dem Respekt vor der Andersartigkeit, der seine Forschungen zur Spätantike prägt, spricht Brown auch über akademische Zeitgenossen. Er zeichnet mit milder Feder faszinierende, oft eigenwillige, bisweilen skurrile, manchmal prätentiöse Gestalten. Wer indes nach Sottisen gegen Kollegen sucht, nach Anspielungen auf akademische Intrigen, der wird hier kaum fündig. Es ist eine Haltung des Staunens über die Vielfalt von Menschen, die sich in der akademischen Welt tummeln. Nur selten kommen deren Härten zur Sprache, wenn Brown etwa seine Existenzängste zu Beginn der Karriere erwähnt.

Private Aspekte des Lebens kommen in strenger Auswahl zur Sprache, obwohl der Tod der Mutter einen Einschnitt bildet: Brown berichtet nuancenreich von dem sorgenerfüllten Leben mit seiner Mutter im Dublin des Zweiten Weltkriegs, während der Vater für die Briten im Sudan arbeitete. Unter Entbehrungen förderten die Eltern später den Hochbegabten. Seltener erwähnt er seine Frauen, nie seine Kinder.

Für das gesamte Buch schöpft Brown aus Briefen und Notizen, die ihm in bemerkenswerter Fülle zur Verfügung stehen. Wie auch seine Bücher entstanden diese aus dem gesprochenen Wort. Dies rang er, wie er betont, seinem Stottern ab. Daher mögen die Suche nach der gelungenen Formulierung, überhaupt sein brillanter Stil rühren.

Das Werk enthält etliche Glanzstücke. Der Leser reist in das Oxford der Fünfziger- und Sechzigerjahre, das den Studenten im Lehrplan ein enges Bild der Geschichte vermittelte. Gleichzeitig aber eröffnete diese Universität dem Wissbegierigen durch Gesprächsmöglichkeiten vielfältige Horizonte. An diesem Ort konnte ein begabter Wissenschaftler Karriere machen, selbst wenn er seine Dissertation nicht abschloss - Peter Brown hatte den Mut, stattdessen jene Biographie Augustins zu schreiben, die seinen Ruhm begründete. Bewegend ist auch Browns Schilderung seiner Reisen durch den Iran Mitte der Siebzigerjahre, als er nicht mit einer Revolution rechnete. Zugleich zeichnen sich hier die Konturen eines ungeschriebenen Buches ab, mit dem er die Rolle des Persischen Reichs in der Spätantike gewürdigt hätte.

Brown stieß durchaus auf Widerspruch: Nie fehlte es an Stimmen, die Gewalttätigkeiten in der Spätantike betonten, die die militärischen Auseinandersetzungen ins Zentrum rückten, die die Brutalität der spätantiken Steuerpolitik herausstellten, die den Begriff der Transformation zurückwiesen. Wenn der Rezensent sich nicht täuscht, so wurden sie in der letzten Zeit lauter, schon vor dem russischen Überfall auf die Ukraine. Bewegend bleibt gleichwohl dieses Zeugnis eines großen Forschers, unter dessen mildem Blick sich manches friedvoller ausnimmt, als andere es erlebten, in der Spätantike und in der akademischen Welt. HARTMUT LEPPIN

Peter Brown: "Journeys of the Mind". A Life in History.

Princeton University Press, Princeton und Oxford 2023. 736 S., geb., 44,66 Euro.

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