Dieses Buch zeichnet ein politisch-biographisches Porträt des Königs Juan Carlos I. von Spanien; es liefert zugleich eine Analyse der Rolle des Monarchen als Staatsoberhaupt für die Entwicklung Spaniens im letzten halben Jahrhundert. Die ersten Kapitel der Darstellung zeichnen die wechselvollen Geschicke der spanischen Monarchie in der Vergangenheit nach; sodann geht es um die Re-Instauration der monarchischen Staatsform während des Franquismus sowie um die schwierige Stellung des Prinzen Juan Carlos zwischen seinem Vater, dem aus dynastischer Perspektive eigentlich der Thron zustand, und Diktator Franco. Der Hauptteil des Buches ist dem politischen Wirken des Monarchen in der Übergangsphase zur Demokratie und in den Jahrzehnten der parlamentarischen Monarchie gewidmet. Die abschließenden Kapitel behandeln den Ansehensverlust des Königs wegen seiner persönlichen Fehltritte, seinen Thronverzicht und sein schließliches „Exil“. Die Schlussbetrachtung unternimmt den Versuch einer Gesamtbewertung der Rolle von König Juan Carlos für die neuere Geschichte Spaniens.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Sebastian Schoepp fühlt sich von Walther L. Berneckers Buch über den spanischen König Juan Carlos I. gut, wenn auch nicht unbedingt tiefgehend informiert. Bernecker zeichnet, analog zu in der Öffentlichkeit kursierenden Meinungen, ein janusköpfiges Bild des Regenten, lesen wir. In jungen Jahren war Carlos maßgeblich am Umbau Spaniens von einer Diktatur in eine parlamentarische Demokratie verantwortlich, und widerstand auch der Versuchung, für sich selbst Macht zu beanspruchen, erklärt Schoepp. Später jedoch machte er vor allem mit Affären und Verschwendungssucht von sich reden, floh schließlich in Schimpf und Schande nach Abu Dhabi. Erhellend findet Schoepp Berneckers These, dass beides etwas miteinander zu tun hat, insofern Carlos, nachdem er Spanien die Demokratie gebracht hatte, den Eindruck hatte, nun könne er auch selbst einmal Spaß haben - und dabei leider in einer Art über die Strenge schlug, die die Öffentlichkeit nicht verzeihen konnte. Solide wissenschaftlich erarbeitet ist das Buch, schließt der Rezensent, weitergehende Einordnungen und Wertungen sucht man allerdings meist vergebens.
© Perlentaucher Medien GmbH
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