Als Schriftsteller ist Juan Rulfo weltweit bekannt. Dass er über einen Zeitraum von 10 Jahren auch fotografierte - nämlich auf seinen Reisen ins Innere Mexikos, die er als Handlungsreisender zu unternehmen hatte - ist weit weniger bekannt.
Es ist ein in sich geschlossenes fotografisches Werk, was auf diesen Reisen entstand. Rulfo fotografierte sein Land und seine Bewohner mit einem geradezu magischen Einfühlungsvermögen. In seinen Fotografien walten eine Stille und eine Melancholie, die den Beschauer ergreifen und denen er sich nicht entziehen kann.
Es ist ein in sich geschlossenes fotografisches Werk, was auf diesen Reisen entstand. Rulfo fotografierte sein Land und seine Bewohner mit einem geradezu magischen Einfühlungsvermögen. In seinen Fotografien walten eine Stille und eine Melancholie, die den Beschauer ergreifen und denen er sich nicht entziehen kann.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Jeder einzelnen "dieser großartigen Aufnahmen aus dem Innern Mexikos, die dieser berühmte mexikanische Schriftsteller gemacht habe, schreibt Rezensentin "str.", merke man eine lebenslange Melancholie an, die sie auf Rulfos blutigen Revolutionserfahrung in der Kindheit zurückführt, in deren Folge er auch seine Eltern verlor. Bewegt von der stillen, unsentimentalen Trauer, dem verstörenden Ernst, der für sie aus den Bildern spricht, blättert sie im vorliegenden Fotoband. Mit großem Respekt fand sie darin Menschen und Landschaft behandelt, "eine Erde, die bis heute unter den Schmerzen ihrer Geschichte leidet". Dieser Schmerz, lesen wir, fahre auch jedem Betrachter in die Glieder, "der die Einsamkeit der Kirchenruinen sieht, die auf präkolumbianischen Fundamenten errichtet wurden und durch deren Mauerreste bloßfüßige Indios auf der Suche nach ihrer Seele irren".
© Perlentaucher Medien GmbH"
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2003Meister der Melancholie: Juan Rulfo als Fotograf
Zwischen seinem vierten und seinem zwölften Lebensjahr habe er nur den Tod gekannt, sagte Juan Rulfo am Ende seines Lebens. In diesen blutigen Jahren voller Revolutionswirren und Aufstände, zwischen 1922 und 1930, verlor er die Mutter und den Vater und die Brüder des Vaters durch Mord. Das vergißt ein Mensch nie, und wenn er es verkraftet, hat er noch Glück. Doch die Unbeschwertheit, die ihm dadurch geraubt wird, gewinnt er nicht wieder. Jeder Fotografie des großen mexikanischen Schriftstellers, der als Handelsvertreter mit einer Kamera in der Hand seine Heimat bereiste, jeder einzelnen seiner großartigen Aufnahmen aus dem Innersten Mexikos merkt man diese lebenslange Melancholie an. Es ist eine stille, unsentimentale Trauer, ein verstörender Ernst, der aus den Bildern spricht, vor allem aus den Blicken der Indios, die Rulfo am liebsten fotografierte. Und alle diese Menschen haben, wie Carlos Fuentes schrieb, etwas Kostbares an sich, das sofort ins Auge springe: "Man nennt es Würde." Sie wird von Rulfo niemandem abgesprochen, nicht dem Maultiertreiber, nicht dem Bettler, nicht der Witwe, in deren Gesicht geschrieben steht, daß das Leben ihr nichts mehr schenken wird. Mit ebenso großem Respekt wie die Menschen behandelt Rulfo sein Land, seine Erde, die bis heute unter den Schmerzen ihrer Geschichte leidet. Und dieser Schmerz fährt jedem Betrachter in die Glieder, der die Einsamkeit der Kirchenruinen sieht, die auf präkolumbianischen Fundamenten errichtet wurden und durch deren Mauerreste bloßfüßige Indios auf der Suche nach ihrer Seele irren. (Unsere Abbildung entstand bei den Dreharbeiten zu dem Film "La Escondida")
str.
"Mexiko - wunderbare Wirklichkeit", Fotografien von Juan Rulfo mit Essays unter anderem von Carlos Fuentes. Benteli Verlag, Bern 2002. 223 Seiten, mehr als 185 Duplex-Abbildungen, gebunden, 65 Euro. ISBN 3-7165-1279-6.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwischen seinem vierten und seinem zwölften Lebensjahr habe er nur den Tod gekannt, sagte Juan Rulfo am Ende seines Lebens. In diesen blutigen Jahren voller Revolutionswirren und Aufstände, zwischen 1922 und 1930, verlor er die Mutter und den Vater und die Brüder des Vaters durch Mord. Das vergißt ein Mensch nie, und wenn er es verkraftet, hat er noch Glück. Doch die Unbeschwertheit, die ihm dadurch geraubt wird, gewinnt er nicht wieder. Jeder Fotografie des großen mexikanischen Schriftstellers, der als Handelsvertreter mit einer Kamera in der Hand seine Heimat bereiste, jeder einzelnen seiner großartigen Aufnahmen aus dem Innersten Mexikos merkt man diese lebenslange Melancholie an. Es ist eine stille, unsentimentale Trauer, ein verstörender Ernst, der aus den Bildern spricht, vor allem aus den Blicken der Indios, die Rulfo am liebsten fotografierte. Und alle diese Menschen haben, wie Carlos Fuentes schrieb, etwas Kostbares an sich, das sofort ins Auge springe: "Man nennt es Würde." Sie wird von Rulfo niemandem abgesprochen, nicht dem Maultiertreiber, nicht dem Bettler, nicht der Witwe, in deren Gesicht geschrieben steht, daß das Leben ihr nichts mehr schenken wird. Mit ebenso großem Respekt wie die Menschen behandelt Rulfo sein Land, seine Erde, die bis heute unter den Schmerzen ihrer Geschichte leidet. Und dieser Schmerz fährt jedem Betrachter in die Glieder, der die Einsamkeit der Kirchenruinen sieht, die auf präkolumbianischen Fundamenten errichtet wurden und durch deren Mauerreste bloßfüßige Indios auf der Suche nach ihrer Seele irren. (Unsere Abbildung entstand bei den Dreharbeiten zu dem Film "La Escondida")
str.
"Mexiko - wunderbare Wirklichkeit", Fotografien von Juan Rulfo mit Essays unter anderem von Carlos Fuentes. Benteli Verlag, Bern 2002. 223 Seiten, mehr als 185 Duplex-Abbildungen, gebunden, 65 Euro. ISBN 3-7165-1279-6.
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