Die Arbeit untersucht die Frage, welche Auswirkungen der von Anna Seghers mit sechsundzwanzig Jahren vollzogene Bruch mit ihrer jüdischen Herkunft und das daraufhin erfolgte Bekenntnis zum Kommunismus für ihr literarisches Werk hatte, vor allem für die Werke der Exilzeit ( Das siebte Kreuz, Transit, Ausflug der toten Mädchen u.a.) und der DDR-Phase ( Karibische Geschichten, Überfahrt u.a.). Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, daß sich das Werk von Anna Seghers in diesen Perioden durch folgende Merkmale auszeichnet: eine generelle Vernachlässigung und Verdrängung jüdischer Themen und Schicksale, eine ungeachtet des eigenen zeitkritischen Anspruchs offenkundige Verharmlosung des Antisemitismus der Weimarer Zeit und der DDR, eine weitgehende Verengung in der Auseinandersetzung mit der Shoa und eine symptomatische Verengung in der Gestaltung der Figuren, ihrer lebensweltlichen Verankerung und ihrer inneren Widersprüche.