Jahrhundertelang grenzten sich Juden, Christen und Muslime voneinander ab und profilierten ihre Identität auf Kosten aller anderen. Heute jedoch gibt es erste Ansätze, das Verhältnis der Religionen zueinander neu zu bestimmen. Karl-Josef Kuschel entfaltet den Grundriss eines Trialogs von Juden, Christen und Muslimen. Warum wollte Gott die Existenz dreier Religionen miteinander, gegeneinander, jedenfalls nicht ohne einander? Hier eröffnen sich für alle drei Religionen Möglichkeiten einer Neubesinnung, der nicht unerhebliche politische Brisanz zukommt. Ein gemeinsamer Weg von Juden, Christen und Muslimen in wechselseitiger Achtung ist für das Überleben der Religionen und der Menschheit von entscheidender Bedeutung. Denken im Sinne des Trialogs heißt, dem Anderen Raum geben vor Gott
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Bewundernd äußert sich Rezensentin Hilal Sezgin über Karl-Josef Kuschels "grenzüberschreitende Expedition in das jüdisch-christlich-islamische Gedankenreich". Die Darstellung und Analyse dieser drei monotheistischen Religionen, die der katholische Theologe gibt, scheint ihr nicht nur überaus gründlich und gebildet, sondern auch fair. Ihre anfängliche Skepsis gegenüber dem Versuch eines "Trialogs" zwischen den drei Religionen weicht rasch einer zunehmenden Neugier. Das Anliegen des Autors sieht sie nicht allein darin, die Religionen im Sinne einer besseren gegenseitigen Toleranz zu erklären. Sie hebt sein noch anspruchsvolleres Ziel hervor, die Frage zu klären, warum Gott eigentlich die "Existenz dreier Religionen miteinander, gegeneinander, jedenfalls nicht ohne einander wollte", wie sie Kuschel zitiert. Die Beantwortung dieser Frage anhand von Interpretationen zentraler Geschichten aus den jeweiligen heiligen Schriften findet Sezgin meist überzeugend, auch wenn sie immer Punkte findet, die ihr "heikel" scheinen. Zwar mag sie Kuschel nicht den Vorwurf machen, theologische Inhalte und Überzeugungen zu verwässern, um Harmonie herzustellen. Aber dass er nicht explizit auf der Dreifaltigkeit, auf Christi Kreuzigung und Auferstehung besteht, wirkt auf sie wie eine "allzu große Selbstbescheidung".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH