In Österreich ist die Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Arbeit jüdischer Künstler geprägt. Das "Jüdische" formiert sich zum Paradigma des "modernen" Ich, als Modell von (bedrohter) Identität und Alterität, und wird zugleich feindselig als Fremdbild entworfen; auf diese aggressiven Diskurse folgt die katastrophale Realität des Holocaust. Die Erinnerung daran wird in der österreichischen Literatur nach 1945 sofort und konsequent wachgerufen, während die Wissenschaft zunächst dem österreichischen Schweigeabkommen folgt und ihre Verspätung gegenüber der Bundesrepublik erst langsam wettmacht. Die Beiträge des Bandes folgen zuerst der literarischen, dann der wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung; die linguistischen Beiträge gelten der Spurensicherung im sprachlichen Gedächtnis der Emigranten. Spezifisch österreichische Kontexte werden berücksichtigt, die komplizierten und prekären Verhältnisse von Literatur und Wissenschaft - und ihrer Vertreter - entwickelt. Das Buchempfiehlt sich als fundierter systematischer Überblick und zugleich als Dokumentation der neuesten Literatur und des jüngsten Forschungsstands.